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Merlin - Wie alles begann

Merlin - Wie alles begann

Titel: Merlin - Wie alles begann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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kann.« Er schaute sie an. »Unser letzter Wunsch ist, eines Tages zusammen zu sterben.«
    »Wie Baucis und Philemon«, sagte ich.
    »Wer?«
    »Baucis und Philemon. Sie sind Gestalten in einer Geschichte der Griechen, einer Geschichte, die ich vor langer Zeit von .
     . . meiner Mutter hörte. Sie hatten nur den einen Wunsch, zusammen zu sterben. Und am Ende verwandelten die Götter sie in
     zwei Bäume, deren belaubte Äste sich bis in alle Ewigkeit umschlingen.«
    »Wie schön.« Garlatha seufzte und schaute ihren Mann an.
    T’eilean sagte nichts, doch er musterte mich aufmerksam.
    »Aber ihr habt mir nicht erzählt, wie euer Garten in dieser schrecklichen Zeit überlebt hat.«
    T’eilean ließ Garlathas Hand los und breitete die sehnigen Arme aus, als wollte er das Grün, die Wurzeln, die Blüten um uns
     herum umarmen. »Wir haben unseren Garten geliebt, das ist alles.«
    Ich nickte und stellte mir vor, wie wunderbar diese Gegend vor dem Verderben gewesen sein musste. Wenn der Garten, in dem
     Shim und ich jetzt standen, nur ein kleines Beispiel ihres Reichtums war, musste die Landschaft so wunderschön gewesen sein
     – wenn auch nicht so wild und geheimnisvoll – wie die Druma. Die Art von Land, wo ich mich lebendig gefühlt hätte. Und frei.
     Und möglicherweise sogar zu Hause.
    Garlatha beobachtete uns besorgt. »Seid ihr sicher, dass ihr hier nicht eine Zeit lang ausruhen könnt?«
    »Nein. Das ist unmöglich.«
    »Dann müsst ihr äußerst vorsichtig sein«, warnte T’eilean. »Gegenwärtig sind überall Goblins. Erst gestern bei Sonnenuntergang,
     als ich mit Wasser zurückkam, sah ich zwei. Sie schleppten ein hilfloses Mädchen mit sich.«
    Mein Herz setzte einen Schlag aus. »Ein Mädchen? Wie sah sie aus?«
    Der weißbärtige Mann wirkte gequält. »Ich konnte nicht sehr nahe heran, sonst hätten sie mich gesehen. Aber während ich sie
     beobachtete, hätte ich sie am liebsten mit aller Kraft angegriffen.«
    »Ich bin froh, dass du es nicht getan hast«, sagte seine Frau.
    T’eilean deutete auf mich. »Das Mädchen war etwa in deinem Alter. Langes, lockiges braunes Haar. Und sie trug einen Anzug,
     der aus Ranken gewebt zu sein schien.«
    Shim und ich hielten den Atem an.
    »Rhia«, flüsterte ich heiser. »Wohin sind sie gegangen?«
    »Darüber kann es keinen Zweifel geben«, antwortete der Alte unglücklich. »Sie gingen nach Osten. Und weil das Mädchen noch
     lebte, will Stangmar sich wohl persönlich mit ihr befassen.«
    Garlatha stöhnte. »Ich kann den Gedanken nicht ertragen, dass ein junges Mädchen in diesem schrecklichen Schloss ist.«
    Ich tastete nach dem Dolch in meinem Beutel. »Wir müssen jetzt gehen.«
    T’eilean reichte mir die Hand und ergriff meine mit unerwarteter Kraft. »Ich weiß nicht, wer du bist, junger Mann, oder wohin
     du gehst. Aber ich vermute, dass in dir wie in einem unserer Samen viel mehr steckt, als du zeigst.«
    Garlatha berührte wieder Shims Kopf. »Ich glaube, das Gleiche könnte man über diesen kleinen Burschen sagen.«
    Ich gab keine Antwort, obwohl ich mich fragte, ob sie so freundlich mit uns geredet hätten, wenn sie uns besserkennen würden. Als ich über die bröckelnde Mauer stieg, hoffte ich dennoch sie eines Tages wieder zu sehen. Ich drehte mich
     um und winkte dem alten Paar zu. Sie winkten zurück, dann nahmen sie ihre Arbeit wieder auf.
    Der Galator lag warm an meiner Brust. Ich schaute unter meine Tunika und sah, dass die juwelenbesetzte Mitte schwach leuchtete.
     Und ich wusste, dass Cairprés Theorie über den Galator richtig war.

XXXI
UND DANN EIN SCHREI
    M ehrere Stunden lang zogen wir dem Einschnitt im Hügelkamm entgegen, wobei mein Stock auf der trockenen Erde und dem dürren
     Gras den Takt zu unserem Marsch schlug. Ein kalter Wind blies von den dunklen Hügeln zu uns herunter. Seine eisigen Böen schlugen
     uns ins Gesicht. Trotz des Windes gab Shim sich alle Mühe, an meiner Seite zu bleiben. Dennoch musste ich mehrmals anhalten
     und ihm durch dorniges Farndickicht oder einen steilen Hang hinaufhelfen.
    Als das Gelände immer mehr anstieg, blies der Wind noch heftiger. Bald traf er uns mit so durchdringender Kälte, dass meine
     Hand, die den Stock hielt, nicht mehr schmerzhaft pulsierte, sondern sich taub anfühlte, so hölzern wie der Stock. Fliegende
     Eisstückchen peitschten uns entgegen. Ich hob die Arme zum Schutz der Wangen und der blicklosen Augen.
    Die Eisstückchen verwandelten sich in Nadeln, dann Scherben,

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