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Merlin - Wie alles begann

Merlin - Wie alles begann

Titel: Merlin - Wie alles begann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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schlich ich näher.
    Plötzlich hielt ich an. Ich stand so still wie einer der verdrehten Bäume und horchte.
    Shim kroch neben mich. »Du hören etwas?«
    Ich flüsterte: »Bin mir nicht sicher. Mir war, als hätte sich irgendwo vor uns etwas geregt.«
    Minuten vergingen. Ich hörte keinen Laut außer unserem Atmen und dem Klopfen meines Herzens.
    Dann berührte ich den kleinen Riesen am Arm. »Weiter«, wisperte ich. »Aber leise. Goblins sind in der Nähe.«
    »
Ooh «
, stöhnte Shim. »Ich haben Angst. Unbedingt, definitiv, abso . . .«
    »Still!«
    Aus den Schatten vor uns kamen ein heiserer Ruf und schnelle Schritte. Fackeln flammten auf und durchbrachen die Dunkelheit.
    »Goblins!«
    Über den steinigen Kamm rannten wir davon. Dürre Zweige knackten unter unseren Füßen. Dornen rissen uns die Beine auf. Direkt
     hinter uns hörte ich das Keuchen der Goblins, das Klirren ihrer Rüstungen, das Knattern ihrer Fackeln.
    Shim und ich rasten über die Steine und versuchten nicht zu stolpern. Das Dunkel wurde schwärzer. Wir wussten nicht, wohin
     wir flohen, es war uns auch gleichgültig. Wir wussten nur, dass die Goblins hinter uns aufholten.
    In einer verzweifelten Anstrengung, sie abzuschütteln, bog ich scharf seitlich ab. Shim folgte dicht hinter mir und wir überquerten
     den Kamm. Der Blick vor uns hätte nicht erschreckender sein können. Gegen den dunklen Himmel hoben sich die Hügel noch dunkler
     ab. Und schlimmer, das Tal unter uns war völlig schwarz bis auf das Blinken von Hunderten winziger Lichter. Trotz der Goblins
     hinter unserem Rücken zögerten wir einen Moment.
    Ein Speer sauste vorbei, er flog zwischen meinem Kopf und dem oberen Ende meines Stocks hindurch. Noch als der Speer auf den
     Boden schlug, begleitet von einem Chor heiserer Flüche, liefen wir den Hang hinunter. Mein Fuß stieß an einen Stein und ich
     fiel zu Boden. Shim wartete, bis ich wieder auf die Beine gekommen war, griff nach meinem Stock und rannte weiter. Wir stürmten
     in das schwarze Tal hinunter.
    Finsternis überflutete uns wie eine Welle. Der Boden wurde nass und breiig unter unseren Füßen. Die Luft roch ranzig. Es dauerte
     nicht lange, da platschten wir durch etwas wie eine riesige Pfütze auf schlammigem schwarzem Grund.
    Ich hielt so plötzlich an, dass Shim direkt gegen meinen Rücken rannte.
    »Warum bleiben du stehen?«, fragte er wütend.
    »Horch.«
    »Ich hören nichts bis auf das Klopfen meiner empfindlichen Nase.«
    »Das ist es ja. Die Goblins sind zurückgeblieben. Irgendwo dort hinten.«
    »Du haben Recht.« Der kleine Riese trat im Matsch nervös von einem Fuß auf den anderen. »Glauben du, sie haben Angst, hierher
     zu gehen?«
    Etwas Kaltes drang in meine Lederstiefel. »Kann sein, wir sind im . . . verhexten Moor.«
    Wie als Antwort tauchte in einiger Entfernung ein schwankendes Licht auf. Es schwebte in der Dunkelheit und schien uns zu
     beobachten. Dann erschien ein zweites, weitere folgten. Bald tanzten mehr als zwanzig gespenstische Lichter um uns herum und
     kamen langsam näher.
    Shim drückte meine Hand.
    Ein fauliger Gestank wie von eiterndem Fleisch zog über uns. Ich würgte, meine Lungen rebellierten. Als die Lichter näher
     kamen, wurde der Geruch stärker.
    Dann erklang ein dünnes, unregelmäßiges Jammern. Ein uraltes Klagelied, von Qual und unstillbarem Schmerz getragen. Ich krümmte
     mich zusammen, als dieses Wimmern aus dem Boden stieg, dazu die Lichter, die faulige Luft. Eskam von einer Seite. Es kam von einer anderen. Es kam aus allen Richtungen zugleich.
    Shim stieß einen entsetzten Schrei aus. Er ließ meine Hand los und rannte vor den schwebenden Lichtern davon.
    »Warte!«
    Ich stürzte ihm nach. Aber schon nach ein paar Schritten verfing sich mein Fuß in einem Hindernis. Ich stürzte kopfüber in
     eine Pfütze mit schleimiger Flüssigkeit. Mühsam stand ich auf, zog meinen Stock heraus und schüttelte den Schlamm von meinen
     Ärmeln. Sie stanken nach Schimmel und Moder.
    Die geheimnisvollen Lichter kreisten und sammelten sich wieder. Das Wehklagen schwoll an. Der Gestank des Todes überflutete
     mich.
    »Shim!«
    Keine Antwort.
    »Shim!«
    Und dann ein Schrei.
    Die Lichter drängten näher und starrten auf mich herunter wie Augen. So also endete meine Suche! Lieber wäre ich im Meer vor
     der Küste von Gwynedd ertrunken als so zu sterben, jämmerlich und allein.
    Doch das Scheitern meiner eigenen Suche schmerzte mich weniger als der Verlust von Rhia. Sie hatte,

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