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Merlin - Wie alles begann

Merlin - Wie alles begann

Titel: Merlin - Wie alles begann Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron
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richtete sich auf, wenn der andere sich beugte, ein Kopf hob sich, wenn der andere sank. Doch so unterschiedlich
     die Bewegungen der beiden auch waren, sie schienen unlösbar miteinander verbunden zu sein.
    Im Näherkommen sah ich, dass diese Menschen alt waren. Sehr alt. Weiße Haare, mit Grau durchsetzt, fielen ihnen auf die Schultern,
     ihre ärmellosen braunen Gewänder waren abgetragen und ausgeblichen. Wenn sie sich gerade gehalten hätten, wären sie ziemlich
     groß gewesen. Nur ihre muskulösen braunen Arme wirkten jünger als ihre Jahre.
    Das Paar erreichte das erste Beet, dann trennte es sich. Die Frau, deren starke Wangenknochen mich an meine Mutter erinnerten,
     bückte sich nach einem Sack mit Saat und legte den Samen auf einer Seite der Hütte in die Erde. Zur gleichen Zeit hob der
     Mann, dessen Bart wie ein langes Banner von seinem Kinn wehte, einen Korb auf und hinkte zu einem Baum, der mit der gleichen
     spiraligen Frucht beladen war, die ich beim Shomorrabaum gekostet hatte. Abrupt blieb der Alte stehen. Langsam wandte er sich
     der Stelle zu, wo wir hinter der Mauer kauerten.
    Ohne den Blick von der Mauer zu wenden sagte er mit tiefer, rauer Stimme: »Garlatha, wir haben Besuch!«
    Die Alte schaute auf. Obwohl ihr Gesicht sorgenvoll zerfurcht war, antwortete sie ruhig in einer Stimme, die vor Alter knarrte:
     »Dann soll er sich zeigen, denn er hat nichts zu befürchten.«
    »Ich bin T’eilean«, erklärte der Mann. »Wenn ihr in Frieden kommt, seid ihr willkommen.«
    Langsam hoben wir den Kopf. Ich stand auf und stützte meinen Stock auf die Erde. Als meine Hand über die Stelle streifte,
     die erst vor Stunden von Zähnen benagt worden war, durchfuhr mich ein Kälteschauer. Inzwischen hatte sich Shim neben mir aufgerichtet
     und die Schultern gestrafft, aber auch so waren nur seine Augen und die gesträubten Haare über die Mauer zu sehen.
    »Wir kommen in Frieden.«
    »Und wie heißt ihr?«
    Misstrauisch zögerte ich.
    »Unsere Namen sind geheim«, sagte Shim. »Niemand kennt sie.« Zur Bekräftigung setzte er hinzu: »Noch nicht einmal wir.«
    T’eilean zog amüsiert einen Mundwinkel hoch. »Du hast Recht, so vorsichtig zu sein, kleiner Reisender. Aber wie meine Frau
     gesagt hat, habt ihr von uns nichts zu befürchten. Wir sind einfache Gärtner, das ist alles.«
    Ich stieg über die Mauer und versuchte nicht das schlanke gelbe Gemüse zu zertreten, das auf der anderen Seite an einer Ranke
     wuchs. Ich streckte hilfsbereit die Hand nach Shim aus, aber er schob sie zur Seite und kletterte allein über das Gewirr aus
     Steinen.
    T’eilean wurde wieder ernst. »Es ist heutzutage gefährlich, in Fincayra herumzureisen. Ihr müsst entweder sehr tapfer oder
     sehr töricht sein.«
    Ich nickte. »Die Zeit wird zeigen, was von beidem. Aber darf ich nach euch fragen? Wenn es gefährlich ist, hier zu reisen,
     muss es noch gefährlicher sein, hier zu leben.«
    »Nur zu wahr.« T’eilean winkte Garlatha herbei. »Aberwohin könnten wir gehen? Meine Frau und ich leben hier seit achtundsechzig Jahren zusammen. Unsere Wurzeln sind tief, so tief
     wie die der Bäume.« Mit einer Handbewegung zu der schmucklosen Hütte setzte er hinzu: »Außerdem haben wir keine Schätze.«
    »Keine, die man stehlen kann.« Garlatha griff nach seinem Arm und lächelte ihm zu. »Unser Schatz ist zu groß für jede Truhe
     und kostbarer als alle Juwelen.«
    T’eilean nickte. »Du hast Recht, meine Liebe.« Er beugte sich zu mir und grinste spitzbübisch. »Sie hat immer Recht. Sogar
     wenn sie Unrecht hat.«
    Garlathea trat ihn kräftig gegen das Schienbein.
    »Aua«
, heulte er und rieb die Stelle. »In achtundsechzig Jahren könntest du Manieren gelernt haben!«
    »In achtundsechzig Jahren habe ich gelernt dich zu durchschauen.« Garlatha sah ihm direkt ins Gesicht. Langsam fing sie an
     zu lächeln. »Doch irgendwie mag ich immer noch, was ich sehe.«
    Die dunklen Augen des Alten funkelten. »Komm jetzt, was ist mit unseren Gästen? Können wir euch einen Stuhl anbieten? Etwas
     zu essen?«
    Ich schüttelte den Kopf. »Ich fürchte, wir haben keine Zeit zum Hinsetzen.« Ich deutete auf die spiraligen Früchte, die von
     einem Ast hingen. »Aber eine von denen würde ich annehmen. Ich habe schon einmal welche von dieser Sorte gegessen und sie
     waren wunderbar.«
    T’eilean griff mit seiner großen, runzeligen Hand hinauf und pflückte eine der Früchte mit überraschender Geschicklichkeit.
     Als er sie mir gab,

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