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Merlins Drache 01 - Basilgarrad

Merlins Drache 01 - Basilgarrad

Titel: Merlins Drache 01 - Basilgarrad Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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schmelzen. Da hatte Shim zu Elens Erstaunen einen Drachen gebeten, die Schnalle mit Flammen anzuhauchen. Der Drache hatte es getan – und war dann zur Erleichterung aller davongeeilt.
    Basil schauderte bei dem Gedanken. Ein Riese war das eine – von ungeheurer Größe, aber normalerweise friedlich. Doch ein Drache war etwas ganz anderes. Sie waren selten friedlich, und dann nie lange Zeit. Im Vergleich zu ihnen erschienen Klauenkondore äußerst zahm. Drachen genossen jede Gelegenheit, Länder zu zerstören und Geschöpfe zu verschlingen. Vor allem kleine Geschöpfe.
    Bleib weg von Drachen,
dachte Basil.
Eine andere nützliche Lebensregel.
    Gerade da hörte er einen weiteren Vers von Shims rumpelndem Lied:
    Wer sein ich bloß? Ich seufzen froh
    Und sagen, wer ich sein:
    Ob groß ich oder klein,
    Ein Riese sein ich so wie so.
    Nur riesig sein, das will ich ganz allein.

9
Grünes Feuer
    Veränderung. Wie paradox: Je mehr du daran arbeitest, umso weniger erlebst du sie. Je ferner du sie suchst, umso näher findest du sie. Je weniger sie in deiner Welt geschieht, desto mehr geschieht sie in dir.
    Jahr 27 von Avalon
    Z eit zum Ausruhen«, seufzte Basil. Müde kletterte er auf einen Eichenast und kroch in die Höhlung eines Blattes. Sein kleiner Körper – von der fledermausähnlichen Nase bis zur Spitze seines Salamanderschwanzes, vom Rand eines kleinen Flügels zum anderen – passte bequem ins Eichblatt.
    »Was für ein Tag!«, murmelte er gähnend. »Diese frechen Insekten mehr als zweihundertvierzig Meilen weit zu jagen, durch Moore, Seen, Flüsse, Berge   … und dabei ständig Geschwindigkeit und Richtung zu wechseln. Auch die Taktik habe ich geändert, genau wie meine Gerüche. Ich wette, das kann ich jetzt – verändern!«
    Als er einen schmalen Kokon bemerkte, der von dem Blatt neben ihm hing, schienen seine Worte zu welken wie eine Seelilie in der Hitze. Er betrachtete den Kokon – in dem einer tüchtigen kleinen Raupe jetzt Flügel wuchsen – und schüttelte den Kopf. Wie verändert man sich? Im Vergleich zu dieser Raupe wusste er so gut wie nichts.
    Er schaute an seinem kleinen schuppigen Rumpf entlang und schüttelte betrübt den Kopf. Obwohl er jetzt schon über zwanzig Jahre lang lebte, war er keine Haaresbreite länger als an dem Tag, an dem er aus dem Ei gekrochen war und die flüsternde Stimme von Aylah, der Windschwester, gehört hatte.
    Wie als Antwort auf seine Gedanken blies eine leichte Brise durch die Eichenäste und ließ sie sanft rascheln. Aber natürlich lag kein Zimtduft darin. Das geschah jetzt nie.
    Er betrachtete den Kokon genauer und konnte die Spuren Tausender Fäden sehen, die mit beachtlichem Geschick verwoben waren. Vielleicht war der kleine Kerl darin gar nicht so tüchtig. Vielleicht war er mehr, als er zu sein schien?
    Und wie ist das bei mir?
fragte er sich.
Bin ich mehr, als ich zu sein scheine?
    Er rollte sich auf dem wiegenden Blatt herum, plötzlich war er unruhig. Bedeutete Veränderung immer eine neue Gestalt? Dass man Flügel entwickelte oder größer wurde? Die wichtigsten Veränderungen in seinem Leben waren für keinen außer ihm sichtbar gewesen.
    Nicht als ob diese Veränderungen viel ausmachten. Hier saß er, führte immer noch ein spießiges, vorhersehbares Leben und fing Insekten in einem Teil von Waldwurzel. Nie war er irgendwohin gereist! Seine einzigen Reisen hatte er durch die Geschichten anderer gemacht. Der einzige treue Freund, den er gefunden hatte, war – nun, er selbst. Und sein einziges wirkliches Abenteuer, die einzige Erfahrung, die irgendwie besonders war, hatte er in einem unvergesslichen, sehr lebendigen Traum erlebt.
    Er hörte eine näherkommende Heuschrecke und beschloss halbherzig, noch einen Bissen zu sich zu nehmen. Nicht dass er hungrig gewesen wäre. Nur gelangweilt – und ohne Lust, weiterzudenken. Außerdem war er zwar klein, doch die Heuschrecke war noch kleiner. Warum sollte er sie also nicht fressen? Er hatte immer seinen Spaß am befriedigenden Knacken einer Heuschrecke unter seinen Zähnen, auch wenn sie wie Kohle schmeckte.
    Ohne sich in dem Versteck zu rühren, wo seine grüne Farbe perfekt der Blattfarbe entsprach, schickte er einen kleinen, aber kräftigen Geruch in die Luft direkt über seinem Gesicht. Sofort stieg der Duft gelber Mädesüßblumen – unwiderstehlich für jede Heuschrecke – von dieser Stelle auf.
    Wie erwartet flog das Insekt unüberlegt auf ihn zu. Basil beobachtete aus einem halb geschlossenen Auge,

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