Merlins Drache 03 - Die Schlacht der endlosen Feuer
Moor.«
»Im
Moor
?« Entsetzt schaute sie ihn an. »Dorthin geht
niemand.
«
»Ich muss. Sonst sind all die Opfer, die von Bewohnern Avalons gebracht wurden«, er wies auf Babd Cathas leblosen Körper, »umsonst.«
»Was willst du dort machen?«
»Was nötig ist, um dieses Monster …«
Marnya stieß plötzlich einen kleinen Schrei aus. Sie starrte in den Himmel hinter ihm und fragte: »Was im Namen aller Drachenschuppen ist denn
das
?«
Basilgarrad drehte den enormen Kopf. Er knirschte mit den Zähnen und begann tief in der Kehle zu knurren. Denn er sah, was sie am Himmel gesehen hatte – eine bedrohliche Wolke, dunkler als die Nacht, die über den Horizont flog. Doch welche Art von Wolke? Sie trug weder Regen noch Schnee … überhaupt nichts Natürliches. Wie sie sich bewegte und beim Näherkommen nach irgendetwas griff wie eine |84| Geisterhand, war anders als bei jeder Wolke, die er je gesehen hatte.
Er öffnete die Nüstern ganz weit und schnupperte in die Luft. Sofort runzelte er die Stirn, sodass sich lange Gräben zwischen den Schuppen bildeten.
»Was ist es?«, fragte Marnya, die immer noch die gefährliche Wolke beobachtete.
»Etwas Ranziges, sogar Giftiges. Ich wette, voll dunkler Magie.« Er schnupperte wieder, dankbar für seinen starken Geruchssinn, der, anders als seine Fähigkeit, neue Gerüche zu erzeugen, gelegentlich nützlich war. »Es riecht wie etwas … Vertrautes. Etwas, das ich schon einmal gerochen habe. Vor langer Zeit.«
»Was?«
»Ich bin mir nicht sicher.« Er versteifte sich von der Schnauzenspitze bis zum Schwanzende. »Aber es kommt direkt von Osten. Aus der Richtung des verhexten Moors.«
»Schaut!«, rief ein junger Elf in der Nähe. »Am Horizont. Etwas kommt!«
Andere Stimmen begannen zu schreien, ein ungestümer Chor entstand. Frauen und Männer, Habichte und Bären, Zwerge und Elfen, alle richteten die Augen auf die bedrohliche Wolke.
Marnya stöhnte vor Furcht.
Ihr Freund schnupperte wieder, seine Gedanken wirbelten durcheinander. Wo war er diesem Geruch begegnet?
|85| »Was ist es?«, wiederholte Marnya.
»Egel!«, rief Basilgarrad. »Fliegende Egel – ein Riesenschwarm. Es müssen mehrere Tausend sein.«
Er atmete drachentief ein. »Ich weiß nicht, welche Macht sie haben, aber sie ist tödlich. Das spüre ich. Und sie kommen schnell. Ich muss sie aufhalten! Bevor sie hierherkommen.«
Verzweifelt wandte er sich an Marnya. »Und du – du musst fort. Jetzt!«
Sie schluckte und schaute ihm direkt in die Augen. »Nein. Ich werde hier bei dir bleiben.«
»Aber du …«
»Ich werde bleiben«, schwor sie. »Bei dir. Ich habe schon zu viel Zeit ohne dich verloren.«
Basilgarrad musterte sie flehend, doch er sah, dass sie sich nicht umstimmen ließ.
»Nun gut. Wir müssen eine Möglichkeit finden, sie aufzuhalten.«
»Wie?«
Besorgt schlug er seinen Riesenschwanz auf den Boden. »Ich weiß es nicht, Marnya. Ich weiß es wirklich nicht.«
|86| 8
Der Schwarm
Ärger hat viele Kinder. Und wie die meisten Kinder kommen sie, wenn man sie am wenigsten erwartet.
V om Dunkelwerden des Himmels erschreckt, schlug ein Schwarm goldener Auravögel alarmiert mit den Flügeln. Warmes gelbes Licht leuchtete aus jeder ihrer strahlenden Federn und ließ jeden Vogel funkeln wie einen Miniaturstern. Gemeinsam flogen sie mit großem Flügelrauschen hoch, sie verließen ihre Plätze auf den duftenden Ästen eines Zederngehölzes am östlichen Rand von Waldwurzel.
Obwohl sie mindestens sechzig Meilen vom schlammigen Schlachtfeld entfernt aufflogen, konnten Basilgarrad und Marnya von diesem Standort aus leicht den leuchtenden Schwarm sehen. Die Vögel flogen höher, eine goldene Wolke, die sich anmutig in die Luft hob und ein Beispiel für die endlosen Wunder dieser Welt gab. Normalerweise war es eine seltene Freude, so etwas zu sehen. Doch für die Drachen war es ein Moment des Schreckens.
|87| »Sie fliegen direkt in den Schwarm!«, rief Marnya und kratzte in den Boden, während sie zuschaute.
Basilgarrad antwortete nicht. Doch seine Gedanken schrien:
Sie werden sterben! Ich weiß nicht, wie, aber ich bin überzeugt davon.
Noch als er das dachte, trennte sich ein Teil des dunklen Schwarms von dem Pulk und flog zu den Auravögeln. Wie ein unheimlicher Fühler der Dunkelheit streckte er sich dem Schwarm entgegen, er bewegte sich schneller, als die Auravögel fliegen konnten. Beide Drachen hielten angesichts der bedrohlichen Szene den Atem an. Der dunkle
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