Merlins Drache 03 - Die Schlacht der endlosen Feuer
näher kam, überstrahlten ihre himmelblauen Augen sogar seine Erinnerung an sie.
Da hörte er in der Nähe gequältes Stöhnen. Babd Catha! Die alte Kriegerin lag auf dem Rücken, die grauen Haare waren mit Blut bespritzt, das Schwert lag neben ihr. Bei jedem Atemzug zitterte ihr Körper, der von Schnitt- und Stichwunden gezeichnet war.
Schnell schwang Basilgarrad seine Schnauze an ihre Seite. Babd Catha schaute direkt hinauf in sein riesiges Gesicht, ihre Blicke begegneten sich. Immer noch brannte ein Feuer in ihren dunkelbraunen Augen, |76| Schmerz und Blutverlust hatten es nicht geschwächt.
»Drache«, sagte sie barsch, »du hättest nicht verhindern sollen, dass ich diesen Soldaten den Garaus mache. Die wollten schon Reißaus nehmen.«
Verblüfft blinzelte Basilgarrad mit den großen Augen. Fast wollte er grinsen über ihre resolute Art, doch vor allem wollte er ihren Schmerz lindern. »Ich weiß«, sagte er schließlich, »aber ich hatte beschlossen, ihnen den Gnadenstoß zu geben. Du wärst längst nicht so mitleidig gewesen.«
Sie schien sich über diese Antwort zu freuen und kicherte heiser. Doch aus dem Lachen wurde rasch ein brutaler, heftiger Husten. Blutspritzer fielen auf ihre rissigen Lippen. Als nach vielen Sekunden der Husten endlich aufhörte, hob und senkte sich ihre Brust heftig und das Feuer in ihren Augen wirkte erheblich gedämpft.
»Wie kann ich dir helf…«
»Drache«, unterbrach sie ihn, »ich will, dass du lebst. Lebst, kapiert? Und weiter kämpfst für Avalon!«
»Das werde ich«, dröhnte er mit seiner tiefen Stimme. »Aber kann ich dir irgendwie helfen? Ich kann dich nicht mit Magie heilen, wie Merlin. Das Einzige, was ich zaubern kann, sind Gerüche, und das ist ganz nutzlos. Aber vielleicht gibt es etwas, was ich für dich tun kann.«
»Lebe nur«, erklärte sie und ihre faltige Stirn bebte. |77| »Das war eine gute Schlacht zum Sterben. Ein stolzer letzter Kampf.« Sie fing an zu husten, unterdrückte es aber. »Für mich, aber nicht für dich. Dieser Ort, diese Welt, Drache … sie brauchen solche wie uns. Krieger, die lieber … in Frieden leben würden.«
Basilgarrad blinzelte wieder, er versuchte, die Wolken vor seinen Augen zu vertreiben. »Aber die kämpfen«, fügte er hinzu, »bis zum Tod, um unsere Freunde zu schützen.«
Die alte Kriegerin legte mit einer schwachen Bewegung die Hand um den Griff ihres Schwerts. »Nicht nur unsere Freunde. Unsere schöne Welt. Unsere kühne Idee.«
Unsere kühne Idee,
wiederholte er im Stillen.
Nach einer langen Pause antwortete er: »Das werde ich, Babd Catha. Ich werde leben und kämpfen.« Seine massigen Lippen verzogen sich leicht zur Andeutung eines Lächelns. »Wenn auch nicht so gut wie du.«
Sie grinste einen Moment, dann krümmte sie sich vor Schmerz. Es dauerte mehrere Sekunden, bis sie wieder Luft bekam. Als sie dann sprach, krächzte ihre Stimme und sie unterbrach sich oft, um mit der Zunge über ihre trockenen Lippen zu fahren.
»Da ist … noch etwas«, sagte sie. »Um einen Gefallen … bitte ich … dich.«
»Was es auch sein mag, ich verspreche es.«
Sie holte mühsam Luft. »Sorg dafür, dass ich … oben im Norden … beerdigt werde … auf den hohen |78| Gipfeln. Im … tiefen Schnee.« Ein leichtes Lächeln verschönte ihr Gesicht. »Verstehst du … ich habe immer … den Schnee geliebt.«
Babd Catha, Verderben des Ogers, schloss die Augen zum letzten Mal. Und ihre trockenen Lippen wurden jetzt durch eine Träne des Drachen angefeuchtet.
|79| 7
Etwas kommt
Manchmal, wenn ich mich frage, was hinter dem Horizont liegt, wünsche ich, der Horizont wäre nicht nur ein Rand … sondern eine Barriere.
M arnya landete auf dem Schlachtfeld und schlitterte zu einem Halt, wobei sie Lehm und Gras aufwirbelte. Als sie Basilgarrad sah, der den Kopf über die sterbende Babd Catha beugte, ging sie langsam zu ihm. Still beobachtete sie, wie die beiden großen Kämpfer für Avalon ihre letzten Worte sprachen. Dann, als der grüne Drache eine Träne vergoss, legte sie sanft ihre lange blaue Flosse auf seinen Nacken.
Langsam hob Basilgarrad den Kopf und drehte ihn ihr zu. Die Blicke aus ihren großen Augen trafen sich, himmelblaue, die funkelten wie das tiefste Meer, und grüne, in denen die Magie von Avalon pulsierte. Mit diesen Blicken wurde vieles ohne Worte gesagt – über die Treue von Freunden, die Kürze des Lebens, die Widerstandskraft der Liebe.
Schließlich runzelte
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