Merlins Drache 03 - Die Schlacht der endlosen Feuer
Dann bog er den mächtigen Rücken und schleuderte das Netz hoch in die Luft.
Nur eine Flügellänge von seinem Opfer entfernt kratzte Lo Valdearg mit den Krallen in die Luft. Marnya, die nicht wusste, was sie sonst tun sollte, stellte sich tapfer seinem Angriff, sie wusste, ausweichen konnte sie ihm nicht. Sie versuchte einen weiteren Eisschwall auszustoßen, aber nach so kurzer Erholung brachte sie nur ein paar kleine Splitter hervor.
Einen Moment bevor die Krallen des Feuerdrachen ihr Gesicht schlitzten, flog von unten ein riesiges Netz herauf. Lo Valdearg kreischte in jäher Panik, als es ihn traf. Dicke Stränge wickelten sich um seine Flügel und den Hals und verstrickten ihn völlig.
Hilflos rollte er durch die Luft und schoss an Marnya vorbei. Schnell neigte sie ihre Flossen gerade so weit, dass sie nicht selbst im Netz gefangen wurde, |73| als er vorbeitaumelte. Dann beobachtete sie erleichtert, wie der scharlachrote Drache hinunter und immer tiefer hinunter stürzte. Er stieß einen letzten Schrei des Entsetzens aus, einen Schrei, der wie ein ängstlicher Wind durch die Luft hallte, dann krachte er mit dem Kopf voraus auf das Schlachtfeld. Der Flamelontrupp, den er zerquetschte, erfuhr nie, was ihn getroffen hatte.
Auch Basilgarrad beobachtete den Sturz seines Feindes. Er empfand große Befriedigung, als Lo Valdearg schrie, und eine noch größere, als er das unverwechselbare Knacken des Feuerdrachenhalses hörte. Doch dieses Gefühl verblasste im Vergleich zu seiner Freude über den Anblick von Marnya, die lebendig und gesund durch die Luft flog.
Doch bevor er mit ihr feiern konnte, hatte er noch etwas zu erledigen. Er wandte sich den Flamelons zu, die ihn gefangen – und beinah getötet – hatten, und jetzt stürzte sich Basilgarrad ins Gefecht! Mit einem Flügelschwung fing er die Soldaten, die gegen Urnalda kämpften, zermalmte sie grob und schleuderte ihre Reste über die Grenzen von Waldwurzel hinaus. Dann schlug er die schrecklichen Kiefer über einem Dutzend Flamelons zusammen, die rücksichtslos auf die verwundete Babd Catha einstachen. Im nächsten Moment verschluckte er die meisten Gegner, die vor Kurzem über seinen Körper gewimmelt waren.
Die wenigen Soldaten, die den Kiefern des zornigen |74| Drachen entkommen waren, liefen davon und fielen in ihrer Hast übereinander. Zugleich begriffen Beobachter der Flamelons rund ums Schlachtfeld die bittere Wahrheit: Ihre Invasion, deren erfolgreichen Ausgang sie jetzt feiern wollten, war völlig gescheitert. Katastrophal.
Als könnten die Flamelons diese Tatsache plötzlich im Wind riechen, begannen sie einen hastigen Rückzug. Dutzende Soldaten scherten sich nicht mehr um militärische Hierarchie und liefen davon, stolperten in angrenzende Wälder und wurden häufig von einem wütenden Zentaur oder von Bogenschützen der Elfen verfolgt. Nur wenige Minuten nachdem Lo Valdearg auf den Boden gestürzt war, hatten fast alle Angreifer das Schlachtfeld verlassen.
Obwohl die angreifenden Armeen an Zahl, Ausbildung und Bewaffnung so überlegen waren, hatten sie nichts als ein Blutbad erreicht. Jetzt lagen Haufen toter Flamelonsoldaten und Feuerdrachen über die Wiesen verstreut, die gestern noch so unberührt gewesen waren. Zwar waren auch viele Verteidiger ums Leben gekommen, doch sie hatten mit so viel Energie und Mut gekämpft, dass viele andere überlebt hatten.
Basilgarrad überschaute das Schlachtfeld und betrauerte die Verluste, war aber auch stolz. Wirklich stolz – auf die Verbündeten, die sich tapfer auf den überlegenen Feind gestürzt hatten, motiviert nicht von Gier und Mordlust, sondern von der Liebe zu |75| ihrer Heimat, ihrer Freiheit, ihrer Welt.
Vielleicht,
dachte er,
waren sie doch keine Narren.
Er spürte auch, dass diese Schlacht endlich die hässliche Allianz zwischen den kriegerischen Flamelons und den juwelengeilen Feuerdrachen zerbrochen hatte. Und dass sie auch das Leid vom Krieg der Stürme beendet hatte, sodass er jetzt nur noch das Ungeheuer im verhexten Moor konfrontieren musste. Und dass der heftige Kampf in der Luft und auf dem Boden sie in den Balladen wandernder Barden berühmt machen werde.
Die Schlacht der endlosen Feuer,
überlegte er,
wäre ein guter Name.
Jetzt schaute Basilgarrad zum Himmel und sah Marnya herabfliegen. Auf ihren langen, kräftigen Flossen glitt sie leicht durch die Luft, sie hatte zweifellos dazugelernt seit der ersten ungeschickten Lektion außerhalb der Höhle ihres Vaters. Als sie
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