Merlins Drache 03 - Die Schlacht der endlosen Feuer
wurden vom Elend seines Freundes, klopfte er mit seinem Stab auf den Drachenkopf und sagte: »Basil, das ist unsere letzte Chance! Wir müssen kämpfen!«
Der große Drache knirschte mit seinen vielen Zähnen. »Nein«, erklärte er. »
Du
musst kämpfen. Ich will … zu ihr.«
»Also gut«, stimmte Merlin widerstrebend zu. »Aber bring mich zuerst zu der Leine. So schnell du kannst.«
Basilgarrad stieg wieder auf. Er schlug mit den mächtigen Flügeln und knurrte: »Mach dich bereit.«
»Bereit?«, fragte der Zauberer. »Wofür?«
»Für deine Chance, allein zu fliegen.«
»Meine
was
?«
Basilgarrad nickte, während er mit den Flügeln pumpte. »So kannst du zu der Leine kommen, ohne gesehen zu werden.« Er flog durch die Rauchwolken und wurde ständig schneller. »Und ohne mich in den Kampf zu verwickeln.«
»Aber Basil …«
Abrupt schlug der Drache beide Flügel nach hinten und stoppte so den Flug mitten in der Luft. Zugleich fuhr er mit dem Hals jäh nach vorn und schleuderte Merlin in die Dünste. Der Zauberer flog plötzlich – er schlug mit den Armen, sein Gewand flatterte und |230| sein Bart wurde vom Wind nach hinten geblasen. Er segelte direkt auf den dunklen Faden zu, der den Troll mit dem Himmel über ihm verband – und auf den Troll selbst. Zum Glück war Rhita Gawrs einziges Auge auf die Stelle gerichtet, auf die Marnya gefallen war.
Merlin schoss auf die Leine zu. Während der Wind vorbeipfiff, schätzte er, dass er sich in halber Höhe zwischen dem Bauch des Trolls und dem pulsierenden Auge befand.
Wenn ich nur diese Leine packen kann, bin ich nahe genug, um irgendwelchen Schaden anzurichten.
Euclid, der sich in einer tiefen Tasche versteckt hatte, streckte den Kopf heraus. Als er sah, dass der Zauberer durch die Luft flog, kreischte er entsetzt. Dann, beim Blick auf ihr Ziel, kreischte er erneut. Wütend schlug er mit den kleinen Flügeln, wand sich aus der Tasche und sprang in die Luft, wo er seinen eigenen Flug kontrollieren konnte.
In diesem Moment schlug Merlin auf die Leine. Wie eine vom Wind verwehte Motte auf einem Zweig landet, knallte er hart dagegen und hielt sich fest, obwohl sein Tempo ihn fast weiterzwang. Doch er schlang Arme und Beine um den Faden und versuchte, nicht zu fallen. Obwohl er ein wenig hinunterrutschte, konnte er sich schließlich bremsen. Atemlos lehnte er die Stirn an die Leine.
Ich spüre, wie er pumpt!
Merlin wusste, dass jedes Klopfen seinen Feind stärker machte. Innerhalb von Sekunden würde Rhita Gawr unbesiegbar sein.
|231| Er hob den Kopf, er wusste, was er zu tun hatte. Beim Blick auf den dicken Nebel, der die Sterne verdeckte, konnte er die Umrisse der muskulösen Trollschultern und des eckigen Kiefers sehen. Beide waren vom verschwimmenden Schein des blutroten Auges beleuchtet, das weiter im Takt mit dem pulsierenden Faden blitzte.
Dieses Auge,
dachte Merlin grimmig,
ist sein schwächster Punkt. Und meine einzige Hoffnung.
Er nahm eine Hand von der Leine und zog seinen Stab aus dem Gürtel. Fest packte er ihn direkt unter der krummen, knorrigen Spitze. Flüsternd sprach er zu ihm wie zu einem alten Freund.
»Ich brauche dich jetzt, Ohnyalei, mehr denn je zuvor. Und ich brauche dich mit all der Kraft, die du hast. Mit jedem letzten Funken, den du aufbringen kannst. Selbst das«, fügte er mit einem Blick auf das glühende Auge weit oben hinzu, »könnte nicht genug sein.«
Der Stab bebte und zitterte in seiner Hand. Dann begann seine Spitze wie ein schwaches Morgenrot ganz leicht zu leuchten. Bald umgab sie eine schwache silbrige Aura.
Zwischen ängstlichen Blicken zum Himmel beobachtete Merlin sie genau. Doch er bemerkte nicht die andere Person weit unten bei der Mitte des Trolls, die sich ebenfalls an die pulsierende Leine klammerte.
Krystallus wiederum schaute nie hinauf – und |232| ahnte bestimmt nicht, dass er dort seinen Vater sehen würde, wie er sich darauf vorbereitete, mit dem Stab zuzuschlagen. Krystallus schlug selbst heftig, er arbeitete fiebrig daran, den dunklen Faden mit seinem Dolch zu durchbohren. Schweiß tropfte von Gesicht und Händen, während seine Armmuskeln von der Anstrengung schmerzten. Doch bis jetzt hatte er trotz aller Mühe kaum an der festen Oberfläche des Fadens gekratzt.
Wo ist Basil? Und wo ist mein Vater?,
fragte er sich, während er sich mit dem Tunikaärmel über die schwitzende Stirn wischte.
Und was ist mit dem anderen Drachen geschehen, der dieses Ungeheuer so klug gereizt hat?
Gerade
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