Merlins Drache 03 - Die Schlacht der endlosen Feuer
langen Leben wünschte ich, ich würde die Zukunft kennen. Dann kam diese sonderbare Zeit, in der ich es nicht ertragen konnte, überhaupt über die Zukunft nachzudenken.
A aaaaaauuuu!«, brüllte Rhita Gawr. Wie ein mächtiger Sturm wehte sein Schrei durchs Moor, verteilte Dünste und leerte Pfützen.
Kochend vor Zorn wirbelte der Troll so schnell herum, dass er beinah die sehnigen Arme in die Leine verwickelte. Seine Wut war so groß, dass er noch nicht einmal die kleine Gestalt von Krystallus bemerkte, die sich am Ende der Leine gerade noch festhielt. Nein, Rhita Gawr war auf ein Ziel fixiert – das Geschöpf zu finden, das es gewagt hatte, ihn durch einen Schlag auf den Hinterkopf anzugreifen. Sein böses Auge durchsuchte die Luft und blitzte dabei zornig.
Als der Troll sich so heftig umdrehte, warf er Krystallus aus seinen Haltegriffen und der Forschungsreisende |222| schnappte sich das Einzige, was er erreichen konnte – die Leine. Irgendwie wickelte er seine Arme um den dunklen Faden und schaffte es, sich daran hochzuziehen. Mit der Leine zwischen den Beinen spürte er das ständige Pulsieren unter sich, das unsterbliche Kraft in den Troll pumpte. Krystallus richtete sich auf und griff nach seinem Dolch.
Nur ein paar Sekunden früher war Merlin etwas Entscheidendes eingefallen. Plötzlich kam er auf eine neue Strategie, die Moorghule auseinanderzutreiben. Er schwang nicht länger den Stab, sondern zog ihn an seine Seite. Mit dem Rücken an Basilgarrads aufgerichtetem Ohr hob er das Gesicht zu den schwärmenden Ghulen.
»Hört mich«, rief er. »Ich bin es, Merlin, der zu euch spricht. Erinnert ihr euch an unsere erste Begegnung in den Tagen von Fincayras magischem Spiegel? Wir waren Freunde, nicht Feinde! Ihr habt mir das Leben gerettet und ich habe eure Freiheit erreicht. Lasst uns noch einmal Verbündete sein – in dieser neuen Welt von Avalon.«
Mehrere Ghule hörten auf zu schreien und schüttelten sich, als würden sie aus einem langen und schrecklichen Traum erwachen. Sie schwebten über Merlin und griffen ihn nicht an – zogen sich aber auch nicht zurück. Basilgarrad flog inzwischen in weiten Kreisen über das Moor. Immer noch sah er nichts als Fetzen seiner Umgebung und brüllte mit äußerster Verzweiflung.
|223| Doch Merlin sprach weiter in ruhigem, gelassenem Ton zu den Ghulen. »Wir haben eine Welt geteilt, ihr und ich. Eine Welt, die wir schätzten – und noch mehr, eine Welt, die wir liebten! Helft mir wieder, meine Freunde. Erhebt euch zu eurem besseren, weiseren, wahreren Selbst. Zu dem Selbst, das ich einst kannte. Vereint euch noch einmal mit mir, diesmal zur Rettung von Avalon!«
Die schwebenden Ghule zogen sich zurück, mehrere so weit, dass zum ersten Mal, seit sie gekommen waren, Basilgarrad das Moor klar sehen konnte. Er war von Rhita Gawr weggeflogen, sodass der riesige Körper des Trolls durch die wirbelnden Dünste kaum sichtbar war. Doch das verringerte nicht seine Freude darüber, erneut sehen – und endlich einen Angriff in die Wege leiten zu können.
Nicht übel
, ließ er Merlin telepathisch wissen.
Also, ich will …
, fing der Zauberer an. Doch sein Gedanke endete abrupt, als der Troll, wütend über Marnyas unerwarteten Schlag, brüllte. Das Moor bebte von diesem Ausbruch.
Sofort hielten die Ghule, die sich zurückzogen, an und schrien vor Furcht. Da sie glaubten, ihr allmächtiger Meister habe sie angebrüllt, weil sie zurückwichen, gingen sie gleich wieder auf Basilgarrad und Merlin los. Sie schwärmten noch mehr als zuvor und schleuderten sich auf die Augen des Drachen.
»Nein!«, rief Basilgarrad, der wieder zum ziellosen Kreisen über dem Moor gezwungen war.
|224| »Bei allen Flüchen!«, schrie Merlin. Er schlug mit seinem Stab auf ein paar angreifende Ghule. »Tut mir leid, Basil. Die unseligen Geschöpfe sind durch ihre Angst vor Rhita Gawr ganz verwirrt.«
Der Drache stutzte. Ein neuer Gedanke blitzte ihm durch den Kopf, so hell wie ein Blitz.
Und wenn …
Im gleichen Moment flog der junge Ganta zu der Masse aus Moorghulen, die seinem Onkel die Sicht raubten. Zorn durchströmte ihn. Er musste etwas tun! Sofort! Aber was?
Seine Augen wurden rot vor Zorn. Diese Ghule mussten verschwinden. Damit sie sich nicht in den Kampf mischten. Es ging um ganz Avalon! Gerade da spürte er ein neues Rumpeln in seiner Brust. Sein Atem wurde heiß, seine Kehle eng – und Ganta machte etwas, was er nie zuvor getan hatte.
Er blies Feuer! Obwohl es nur ein
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