Merlins Drache 03 - Die Schlacht der endlosen Feuer
winziger Feuerstrahl war, so klein, dass die Moorghule ihn noch nicht einmal bemerkten, kam es Ganta vor wie eine riesige Feuersbrunst, groß genug, das ganze Reich zu verbrennen.
Inzwischen setzte Basilgarrad seinen neuen Einfall in die Praxis um. Mit seiner Gabe, Gerüche zu produzieren, schuf er einen überwältigenden Gestank. Teils ranziger Achselschweiß, teils fauliger Sumpf und teils ungewaschener Troll – es stank ungeheuer. Und ähnelte sehr dem Geruch von Rhita Gawrs irdischer Gestalt.
|225| Die Moorghule kreischten plötzlich entsetzt, sie glaubten, sie hätten zufällig ihren Meister angegriffen. Sofort flohen sie in alle Richtungen, verbargen sich in Gruben und stürzten in Teiche, wo sie voller Angst vor Rhita Gawrs endlosem Zorn kauerten.
Merlin riss die Augen auf und nickte zustimmend.
Jetzt, Basil, bin ich an der Reihe, dich zu bewundern.
Der Drache schnaubte.
Nenne meine Fähigkeit, Gerüche zu produzieren, bloß nicht mehr ›zwecklos‹.
Nie mehr, alter Freund!
Basilgarrad drehte sich mit den mächtigen Flügeln herum. Zu seiner Überraschung flog Ganta ganz in der Nähe. Er zwinkerte seinem kleinen, aber resoluten Neffen zu.
»Ich habe es geschafft, Meister Basil«, rief der junge Drache. Er schlug begeistert mit den Flügeln und nickte mit dem kleinen Kopf. »Ich habe die Ghule verängstigt. Mit meinem Feueratem!«
Basilgarrad hatte nur halb zugehört und nickte. »Klar, super.« Dann schlug auch er mit den Flügeln und griff direkt den Feind an, gegen den er unbedingt kämpfen – und den er besiegen wollte.
Sein enormer Körper brach durch die Dünste. Zerfetzte Dämpfe hingen von seinen gezackten Flügelspitzen, den tödlichen Krallen und dem massigen Schwanz. Merlin, zum Kampf bereit, hockte auf dem Kopf des Drachen. Beide wussten, dass sie jetzt endlich |226| Rhita Gawr gegenüberstehen würden. Und dass ihr Kampf das Schicksal Avalons entschied.
Als sie durch den letzten Wolkenvorhang brachen, stand der Troll in klarer Sicht da. Doch Rhita Gawrs Aufmerksamkeit galt nicht ihnen. Sein ganzer Zorn richtete sich gegen einen anderen Feind, einen schlankeren Drachen, dessen leuchtend blaue Schuppen selbst in der Dunkelheit des Moors leuchteten.
Marnya! Ihr Anblick ließ Basilgarrads Herz hüpfen – nicht vor Freude, sondern vor Angst. Denn sie flog gefährlich nahe zu dem Troll und wich kaum seinen wilden Handschwüngen aus.
»Sei vorsichtig!«, rief Basilgarrad. Er pumpte mit den Flügeln und beschleunigte das Tempo.
Der fliegende Wasserdrache hörte die Warnung nicht. Marnya kreiste weiter um den Kopf des Trolls, fast streifte sie eins seiner Ohren. Dabei schlug sie mit dem Schwanz und spaltete das Ohrläppchen.
Rhita Gawr brüllte in unbeherrschtem Zorn, während schwarze Flüssigkeit aus seiner Wunde drang. Deutlich erfreut über ihren Erfolg wurde Marnya nur ein wenig langsamer, damit sie einen raschen Blick auf das werfen konnte, was sie getan hatte. Zugleich blitzte das rote Auge ihres Gegners rachsüchtig – und merkte sich ihre Flugbahn. Bevor sie wieder schnell werden konnte, schwang der Troll seine riesige Faust.
»Nein!«, brüllte Basilgarrad.
|227| »Gib acht«, schrie Merlin.
Ihre Rufe vereinten sich mit Marnyas Schrei und dem Geräusch krachender Knochen, als Rhita Gawrs Faust in ihren Körper schlug. Sie stürzte aus der Luft und fiel in Spiralen hinunter in den Sumpf.
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Merlins Dilemma
Von allem, was ich mir gewünscht habe, stehen zwei Dinge im Vordergrund: ein klareres Verständnis für meine Entscheidungen ... und ein bisschen mehr Zeit, sie zu treffen.
M arnya!«, schrie Basilgarrad. Das Echo seines Rufs hallte in einem gebrochenen, verzerrten Refrain um das Moor.
Er neigte die Flügel und flog hinunter zu der Stelle, wo sie gestürzt war, einer brodelnden Pfütze zwischen dunklen Dünsten. In diesem Moment zog ihn Merlin am Ohr. »Nicht jetzt, Basil!«
»Ich muss zu ihr«, stöhnte der Drache.
»Später«, bat der Zauberer. »Hör zu, ich weiß, was du empfindest. Glaub mir, ich fühle mit dir! Aber uns bleiben nur noch Sekunden, diesen Troll aufzuhalten. Bevor er die ganze Kraft bekommt, die durch diese Leine herunterströmt – die ganze Kraft von Rhita Gawr.«
Basilgarrad zögerte, flog aber weiter hinunter. Seine Augen, die gewöhnlich so hell strahlten, schienen |229| von dem Sumpf ringsum verschattet zu sein. »Ich kann sie nicht … im Stich lassen. Kann sie nicht … im Stich lassen.«
Obwohl Merlins Augen feucht
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