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Merlins Drache II - Die Große Aufgabe: Roman

Merlins Drache II - Die Große Aufgabe: Roman

Titel: Merlins Drache II - Die Große Aufgabe: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
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der Zauberer gesehen hatte. Eine Hirschherde sprang anmutig durch das Gras einer weiten Wiese. Er glitt immer tiefer. Noch bevor er am Wiesenrand landete, trennte sich ein Hirsch – eine langbeinige Hirschfrau mit ungewöhnlich großen Augen – von den anderen und lief auf sie zu, die Hufe flogen übers Gras.
    Merlin kletterte schnell von seinem Sitz, wobei er Basils Ohr als biegsame Leiter benutzte. Die Hirschfrau sprang inzwischen näher. Während beide sie beobachteten, veränderte sie sich: Anmutige Vorderbeineverkürzten sich zu Armen, Hinterbeine streckten sich aufrecht und der Rumpf hob sich in die Senkrechte. Zugleich wurden Hals und Kinn kürzer, die Ohren schrumpften, der Kopf bekam einen kastanienbraunen Zopf, während ihr braunes Fell zu einer braunen Tunika wurde. Als die Hirschfrau, jetzt ganz in Hallia verwandelt, auf sie zukam, blieben nur ihre großen braunen Augen unverändert.
    Der Zauberer öffnete die Arme, um sie an sich zu drücken. Zu seiner eigenen Überraschung betrachtete Basilgarrad die beiden mit ungewöhnlichem Interesse. Sein Herz schlug schneller, sein langer Hals bog sich zu ihnen. Warum, konnte er nicht erklären. Bestimmt hatte es nichts zu tun mit diesem Wasserdrachen Marnya! Aus welchem Grund auch immer, er sah zu, wie das wiedervereinte Paar sich umarmte und küsste und dann zu einem plätschernden Bach ging, der durch die Wiese floss.
    Die Feierlaune verschwand schnell, als Merlin Hallia von all ihren Kämpfen erzählte. Die Unruhen in Feuerwurzel – mit gierigen Drachen und Zwergen, so stur wie Zorgat, der seinen Obsidianpfeil zerbrochen hatte. Die heftige Auseinandersetzung der Vögel auf der Wolkenbrücke. Die schreckliche Reise zum geheimen See voll Élano – und ihr Sieg, zumindest vorübergehend, über die Seuche. Und Basilgarrads bedrohliche Entdeckung in der Höhle des Regenten der Wasserdrachen.
    »Was bedeutet das alles?«, fragte Hallia, die Händean den Wangen. »Wie machen wir diesen Störungen ein für alle Mal ein Ende?«
    Merlin schaute einen Moment in den plätschernden Bach, dann schüttelte er den Kopf. »Ich weiß es wirklich nicht.« Er winkte zu Basil hinüber. »Und er auch nicht, fürchte ich.«
    Aber ich werde die Antwort finden,
versprach der Drache leise.
    Ich weiß, dass du das tun wirst, mein Freund,
antwortete Merlin. Doch selbst telepathisch klang er nicht überzeugt.
    Abrupt richtete Hallia sich auf. Sie schob das Kinn vor wie eine Hirschkuh, die entschlossen ist, ihr Kalb zu beschützen. »Wenn du nächstes Mal irgendwohin gehst – egal wohin –, will ich mitgehen.«
    Merlin nahm ihre Hand. »Nein, Hallia, nein. Die Gefahren, die Risiken – das ist zu unsicher. Nein.«
    Sie zog ihre Hand weg. Streng sagte sie: »Du nimmst deine Schwester Rhia mit auf riskante Reisen, durch Pforten und sogar tief unter die Erde. Warum nicht mich?«
    »Nun, ich …«, fing er an.
    »Ja?« Sie zog eine Augenbraue hoch. »Sind meine Wünsche weniger wichtig als die von Rhia? Bin ich weniger wichtig für dich?«
    Beeindruckt neigte Basilgarrad die Ohren vor.
Kluge Geschöpfe, diese Frauen.
    Zu klug,
gab Merlin zurück.
Sie hat mich in der Falle! Was kann ich tun?
    Gib nach,
riet der Drache.
    Nein!
Zu Hallia sagte Merlin: »Aber …«
    »Da gibt es nichts zu besprechen«, sagte sie kurz. »Entweder ich bin ebenso wichtig für dich oder nicht.«
    Merlin runzelte die Stirn, während er Hallia anschaute. »Nun gut. Auf der nächsten Reise, wenn sie nicht äußerst töricht ist, nehme ich dich mit.«
    Dir ist klar,
gab der Drache telepathisch zu bedenken,
dass damit fast alle unsere Reisen nicht infrage kommen.
Aber Merlin achtete nicht darauf.
    Doch Hallia schien zufrieden. Sie nahm wieder Merlins Hand und sagte: »Das ist alles, was ich mir wünsche.«
    »Alles, was ich
mir
wünsche«, entgegnete er, »ist deine Sicherheit.« Er verzog das Gesicht. »Ich könnte es nicht ertragen …«
    »Psst.« Sie legte ihm einen Finger auf die Lippen. »Das wird nicht geschehen.« Dann beugte sie sich vor. »Keinem von uns, mein Falke.« Sie lächelte ihm zu und es war ein Lächeln inniger Zuneigung.
    Gut gemacht, großer Zauberer.
Basil senkte eins seiner Ohren, womit er eine Verbeugung andeutete.
Du hast genau gewusst, wann du aufgeben musst.
    Merlin schaute kurz in seine Richtung und blinzelte ihm zu.
    Sie hat dich gerade besiegt.
    Der Zauberer grinste ganz schwach.
Das hat sie schon vor langer Zeit getan.
    Alle drehten sich um, als ein raues Gezeter die Luft erfüllte.

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