Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Merlins Drache II - Die Große Aufgabe: Roman

Merlins Drache II - Die Große Aufgabe: Roman

Titel: Merlins Drache II - Die Große Aufgabe: Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas A. Barron , Irmela Brender
Vom Netzwerk:
um – und hielt den Atem an. Dort, am Ende der Reihe, hob ein bärtiger Zwerg den Bogen, legte einen Pfeil auf die Kerbe und wollte schießen. Sein Ziel, das sah sie deutlich, war Merlin!
    Noch als sie den Atem anhielt, schoss der Zwerg seinen Pfeil mit der Obsidianspitze ab. Die Bogensaite sirrte und der Pfeil flog – direkt auf Merlins Brust. Es blieb keine Zeit, ihn zu warnen, keine Zeit, seinen Namen zu rufen, keine Zeit, irgendwas zu tun.
    Außer …
    Hallia verwandelte sich sofort in einen Hirsch. Ihre Hufe gruben sich in den Höhlenboden und schrammten an den Stein, als ihre mächtigen Hinterbeine siein einen verzweifelten Sprung warfen. Im Bruchteil einer Sekunde bevor der Pfeil sein Ziel traf, war Hallias Körper davor. Der Pfeil sank tief in ihre Rippen. Mit einem Schmerzensschrei brach sie auf dem Boden zusammen, Blut strömte aus der Wunde.
    Tumult entstand. Zwerge in seiner Nähe stürzten sich auf den Attentäter und prügelten ihn. Die ganze Höhle bebte, als Merlin schrie, Zwerge fluchten und Basilgarrad zornig brüllte. »Verräter!«, rief Zorgat und griff ebenfalls zu Pfeil und Bogen. Der Zwergrabe sprang von seiner Schulter in die Luft und kreiste laut kreischend über dem Gewühl.
    Der Attentäter lag bewusstlos auf dem Boden, als Zorgat ihn erreichte. Sein Bogen lag zerbrochen neben ihm. Ein Blutgerinnsel verfleckte seinen Bart. Niemand, noch nicht einmal der Älteste, bemerkte den schwarzen Egel, der gierig am Hals des Zwergs saugte.
    Merlin saß inzwischen auf dem harten Boden und hielt Hallia behutsam, während sie wieder Frauengestalt annahm. Er brach in einen ungestümen Singsang aus, ließ den Pfeil in ihren Rippen völlig verschwinden und nur eine dünne Staubspur in die Luft ziehen, die kurz funkelte und dann davonwehte. Die Fackeln an den Höhlenwänden flackerten, ihr Licht wurde schwächer, als der Magier ihre Energie ebenso nutzte wie seine.
    Qualvoll schrie er auf. Es wirkte nicht! Er konnte nicht tief genug sehen – zu viel Schaden, zu viel Blut.Und er wusste ohne jeden Zweifel, dass der Pfeil in ihr Herz gedrungen war.
    »Nein … mein Falke«, sagte sie heiser. »Es ist zu … spät.«
    »Nein, Hallia!« Er zitterte am ganzen Körper, als er Atem holte. »Was nützt es, ein Magier zu sein, wenn ich dir jetzt nicht helfen kann?«
    Ihre Hirschaugen, warm und tief und braun, schauten zu ihm auf. »Ich werde dich immer … lieben.« Sie hielt den Atem an und zuckte in einem Schmerzkrampf. Kurz schloss sie die Augen, dann waren sie wieder auf. »Eines Tages … werden wir wieder … zusammen laufen. Zwei Hirsche … Seite an Seite … in den Wiesen … der Anderswelt.«
    Mit verzerrtem Gesicht nickte er. Seine Lippen öffneten sich zum Sprechen, doch keine Worte kamen heraus.
    Als die Fackeln rings um die Höhle nur noch schwach flackerten, wurde Hallia in Merlins Armen schlaff.

26
Das grüne Herz von Avalon
    Worte sollten mit größerer Behutsamkeit gewählt werden als Kleider oder Waffen. Denn sie können viel länger halten als Erstere und viel tiefer schneiden als Letztere.

    A us jedem Reich kamen die Trauergäste. Allein oder in Gruppen, mit Flügeln oder Hufen oder zu Fuß, schluchzend oder still, sie alle sammelten sich auf der innersten Wiese der Sommerländer, dem Ort, den Hirschmenschen
das grüne Herz von Avalon
nannten. Doch das Gras war bereits vom ersten Frost des Herbstes berührt worden.
    Der Wind wehte böig und blies Ahorn-, Eichen- und Birkenblätter über die Wiese. Basilgarrad beobachtete ernst auf seinem Platz bei den Bäumen, wie sich manche unter der Kraft des Windes duckten. Einen Moment lang fragte er sich, ob auch seine alte Freundin Aylah, die Windschwester, unter den Trauergästen sein könnte.
Nein,
fand er,
wo immer Aylah heute sein mag, hier ist sie nicht.
    Er sah, wie Leute aller Art sich Merlin näherten. Der Zauberer trug eine einfache schwarze Tunika und stand am moosigen Ufer einer Quelle, die aus dem Boden sprudelte und einen grün gesäumten Teich bildete. Basilgarrad wusste, das war einer von Hallias Lieblingsplätzen, ein Fleck, wo Merlin und seine Braut viele Nächte unter den Sternen verbracht hatten.
    Einige Trauergäste, wie der Traumfinderelf vom schäumenden Meer, der an jeder Hand sieben Finger hatte und hinkte, waren Basilgarrad unbekannt. Andere, wie die große Lehmbildnerin Aelonnia von Isenwy und die wolkenähnliche Sylphe, die über die Wiese schwebte, erkannte er wieder, sie waren vor Jahren auf der Hochzeit von Merlin und

Weitere Kostenlose Bücher