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Merode-Trilogie 1 - Teufelswerk: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)

Merode-Trilogie 1 - Teufelswerk: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition)

Titel: Merode-Trilogie 1 - Teufelswerk: Historischer Krimi aus der Herrschaft Merode (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Günter Krieger
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zählen. Trotzdem genoss Arnold – so lautete nämlich sein wirklicher Name - hohes Ansehen im Dorf. Vor Jahren, als noch Werner und Johann Scheiffart die Herren von Merode gewesen waren, hatte er bei einer Treibjagd auf ein paar streunende Wölfe den berüchtigten Rudelführer mit eigenen Händen erwürgt. Wahrscheinlich war das Tier bereits verletzt gewesen, aber die Geschichte erfuhr immer neue Ausschmückungen. Mancherorts wurde sogar behauptet, Arnold, der von eher schmächtiger Natur war, habe mit dem Kadaver des erwürgten Leitwolfes auch die anderen Rudelmitglieder erschlagen, gleich einem wütenden Berserker. Wie auch immer, der Respekt der anderen Bauern, auch der der Oberdörfler, war ihm geblieben.
    Ein junger Knecht mit ernster Miene öffnete dem Dorfherrn die Tür.
    „Ich möchte den Bauern und die Bäuerin sprechen“, verkündete Mathäus.
    „Tretet ein, Herr, ich werde sie holen.“ Er führte den Besucher in eine kleine Stube und bot ihm Platz an. Dann entfernte er sich.
    Die Stube war klein und einfach, aber von außergewöhnlicher Reinlichkeit. Nirgends lagen Federn umher, nirgends Hühnermist – Arnold und seine Frau schienen viel Wert darauf zu legen, ihr Vieh aus dem Wohnbereich fern zu halten.
    Nach einer Weile traten die beiden ein. Mathäus erkannte dunkle Augenringe in Arnolds wettergegerbtem Gesicht, und auch die roten Augen seiner Frau Katharina zeugten von einer leidvollen Nacht. Strohhalme auf ihrer Kleidung machten dem Dorfherrn klar, dass die trauernden Eltern versucht hatten, sich mit der üblichen Alltags arbeit von ihrer Trauer abzulenken.
    Mathäus erhob sich.
    „Bitte, bleibt doch sitzen“, sagte der Wolfsbauer mit matter Stimme. Schwer vorstellbar, dass dieser Mann ein Held war. Seufzend nahmen er und sein Weib Platz.
    „Es tut mir sehr leid um Eure Tochter“, begann Mathäus leise und verhakte seine Finger.
    „Sie war ein gutes Kind!“, sagte Katharina und warf Mathäus einen beinahe trotzigen Blick zu, als habe dieser etwas anderes zu behaupten gewagt.
    „Gewiss, Katharina. Das war sie.“
    „Sie war das einzige Kind, das uns noch geblieben ist. Der Herrgott muss sich etwas dabei gedacht haben, sie kurz vor ihrer Hochzeit aus dem Leben zu reißen“, fuhr sie fort, währendihre Augen feucht wurden. „Sie war so glücklich. Und jetzt … alles vorbei!“
    Mathäus nickte betreten, dachte an Heinrich und seine anklagenden Worte gegen den Schöpfer. „Gab es irgendwelche Leute, die Anna nicht wohlgesinnt waren?“, fragte er nach einer Weile.
    Arnolds Kopf fuhr hoch. „Nicht wohlgesinnt? Ich verstehe Eure Frage nicht, Herr. Hat man den Mörder nicht längst gefasst? Diesen fremden Pfeffersack?“
    Beschwichtigend hob Mathäus die Hände. „Man hat im Gasthaus einen Kaufmann festgenommen, der sich auf der Durchreise befand. In der Tat deutet vieles darauf hin, dass er der Mörder ist. Aber noch hat er nicht gestanden.“
    „Dann prügelt das Geständnis aus ihm heraus. Sonst muss ich es selbst tun.“
    „Alles zu seiner Zeit, Arnold. Ich verspreche, dass der Mord an Eurer Tochter nicht ungesühnt bleiben wird. Doch habt Verständnis, dass ich dabei Schritt für Schritt vorgehen muss. Dazu gehören auch Fragen, die Euch seltsam erscheinen mögen. Vertraut mir.“
    Der Wolfsbauer holte tief Luft, nickte aber. Seiner Frau rollte eine dicke Träne die Wange herab.
    „Also, gab es irgendjemand, der Anna etwas Böses wollte? Der sie beneidete oder hasste?“
    Ein verzweifeltes Lachen der Bäuerin war die Antwort. „Anna hassen? Niemand konnte Anna hassen. Sie war ein gutes Kind, lieb, höflich, zuvorkommend. Konnte nicht einmal einem alten Huhn den Hals rumdrehen.“
    „Jemand, dem sie vielleicht einmal einen Korb gegeben hat?“
    „Ach wo.“
    „Sie war verlobt, nicht wahr?“
    „Im September sollte die Hochzeit stattfinden. Das Kind war über beide Ohren verliebt. Ach, es ist so schrecklich.“
    „Was ist mit ihrem Verlobten?“
    Arnold blickte auf. „Eberhard? Was soll mit ihm sein?“
    „Nun, was haltet Ihr von dem Burschen, der Euer Schwiegersohn werden sollte?“
    „Eberhard ist wie der Sohn, den ich mir gewünscht hätte. Fleißig und aufrichtig. Einen besseren Gatten für meine Tochter hätte ich mir nicht wünschen können.“
    „Verzeiht die Frage, aber glaubt Ihr, dass er Anna geliebt hat?“
    Die Eheleute wechselten einen raschen Blick.
    „Ich ahne, worauf Ihr hinauswollt, Herr Mathäus“, antwortete die Bäuerin mit fester Stimme, „aber

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