Merry Ex-Mas
lauter Rockmusik den Gang entlang. Also taten es ihnen die Gäste, die von den Platzanweisern (zu denen auch Willie gehörte, der entschieden hatte, dass er doch nicht unbedingt etwas dagegen hatte, einen Smoking zu tragen), Reihe für Reihe dazu aufgefordert wurden, gleich. Es war ein kurzer Weg bis zum Speisesaal, wo der Empfang abgehalten werden sollte. Der Raum an sich war schon schön, aber Heinrich und Kevin hatten ihn mit ihren weißen und silbernen Blumenarrangements und den silbernen Kerzenleuchtern so bezaubernd geschmückt, dass er geradezu magisch wirkte. Cass schaute auf all die Blumen, das Grün und den Tüll und wusste, dass sie ihr Budget weit überschritten hatten. Was für ein wunderbares Hochzeitsgeschenk!
Mit der Hilfe von Charleys Personal aus dem Zelda’s hatte Bailey das Catering bestens organisiert. Und die Cupcakes – in jeder nur denkbaren Geschmacksrichtung – waren einfach köstlich. Cass schwor sich, das Rezept für die Bananen-Cupcakes aus Janice Lind herauszubekommen, und wenn es das Letzte wäre, was sie tat.
„Das verrät sie dir nie im Leben“, prophezeite Dot, als Cass zu ihr an den Tisch kam, wo sie mit Tilda und einigen anderen Freunden aus der Handelskammer zusammensaß.
„Dann muss ich mir eben irgendwo ein Wahrheitsserum beschaffen“, scherzte Cass.
„Na“, sagte Louise später, als sie zusammenstanden und Dani und Mike beobachteten, die einander mit Cupcakes fütterten, „du hast es geschafft.“
„Nein“, korrigierte Cass sie. „ Wir haben es geschafft. Danke, Louise.“
Ihre Schwiegermutter zuckte mit den Schultern. „Für meine Enkelin tue ich doch alles.“
Cass konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen.
Jetzt gesellten sich auch Babette und Mason zu ihnen. „Was für eine wunderschöne Hochzeit“, sagte sie zu Cass. „Danke, dass wir bei euch wohnen durften. Es war wirklich schön, bei allem dabei sein zu können.“
„Ich bin froh, dass letztlich doch alles so gut geklappt hat“, sagte Cass und stellte fest, dass sie es ernst meinte.
„Es ist so herrlich hier oben. Ich habe mich richtig in euren kleinen Ort verliebt“, fuhr Babette fort.
„Ich finde, wir sollten alle über Weihnachten hierbleiben“, sagte Louise. „So können wir noch ein bisschen mehr Zeit mit Dani und Mike verbringen, bevor die beiden nach Spokane umziehen.“
„Gute Idee“, stimmte Maddy zu.
„Weihnachten?“, wiederholte Cass schwach.
„Aber alle unsere Geschenke sind doch zu Hause“, protestierte Babette.
„Und die wollt ihr bestimmt nicht missen“, fügte Cass hinzu. Es war der letzte Strohhalm, nach dem sie greifen konnte.
„Die Geschenke laufen uns ja nicht weg“, erwiderte Louise. „Kommt, lasst uns eine Party daraus machen. Außerdem, bei all den tollen Läden hier bin ich sicher, dass wir ein paar Kleinigkeiten finden können, damit alle was zum Auspacken haben.“
„Und das ist der Grund, warum all meine Exverwandten noch hier sind“, erzählte Cass ihren Freundinnen, als sie sich am nächsten Tag zu ihrem wöchentlichen Frauenfilmabend trafen.
Ausnahmsweise hatten sie sich in Ellas Haus versammelt, da sie davon ausgegangen waren, dass Cass nach all den Aufregungen der Hochzeit kaputt war. Und das war sie auch. Aber sie war auch glücklich. Wahrscheinlich ein sentimentaler Kater. Jetzt lümmelte sie auf Ellas Couch, wo ihr Tiny Gesellschaft leistete. Allerdings machte sie sich keine Illusionen, dass der Hund eine besondere Vorliebe für sie hegte. Er war einfach nur da, weil sie ihm ein paar Kekse zugeschanzt hatte.
„Na, das hört sich ja so an, als würdest du ein ganz besonderes Weihnachtsfest feiern“, sagte Cecily. „Ich beneide dich nicht unbedingt.“
„Ich auch nicht“, stimmte Charley zu.
„Da wir gerade von Weihnachten sprechen. Wirst du die Feiertage überstehen?“, fragte Cecily sie.
Charley nickte. „Natürlich. Ich fahre morgen zu meiner Schwester nach Portland. Ich brauche sowieso mal Abstand von hier, sonst bringe ich diesen Ethan Masters noch um.“
Cass hatte schon von Cecily gehört, dass zwischen den beiden heftig die Fetzen flogen. Jedes Mal, wenn Charley mit dem knallharten Eigentümer von Masters Construction, der Firma, die für den Wiederaufbau des Zelda’s verantwortlich war, zu tun hatte, war sie fuchsteufelswild. Aber vielleicht waren die heftigen Emotionen, die er bei ihr entfachte, ja nicht nur negativer Art. Cass hoffte es. Charley war zu jung, um den Rest ihres Lebens allein zu verbringen.
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