Merry Ex-Mas
Haus und darüber, wie hart Axel daran arbeitete, sie endlich dort herauszubekommen. Sie gingen zum Du über und kamen dann wieder auf ein Thema zu sprechen, das nicht wirklich neu war – Axel. Er reiste gern. Er besaß eine Eigentumswohnung in Seattle, die er bei einer Zwangsversteigerung ergattert hatte. Er fuhr liebend gern in die Stadt, um sich Theaterstücke oder Musicals an der Fifth Avenue anzuschauen. Fernsehen, abgesehen von den interessanten Programmen auf PBS, war etwas für Idioten, und warum sollte sich irgendjemand für diese blöden Reality Shows oder Sitcoms begeistern, wenn er (oder sie) stattdessen auch einen Roman von James Joyce genießen konnte?
Vielleicht war dies nicht unbedingt der richtige Zeitpunkt, um zu gestehen, dass sie gern Sendungen wie Der Bachelor sah und am liebsten Liebesromane las.
„Was liest du gern?“, fragte Axel schließlich.
„Vanessa Valentine“, platzte sie heraus.
„Wen?“
„Sie schreibt über … Beziehungen.“
Axel nickte langsam. Offenbar war er nicht gerade beeindruckt und versuchte, das zu verbergen.
„Ich lese alle möglichen Autoren gern.“
Er lächelte zustimmend und nippte an seinem Wein. „Deine Mutter hatte recht. Du und ich, wir haben viel gemeinsam.“
Ihre Mutter! „Du hast mit meiner Mutter gesprochen“
„Schon vor einer Weile“, meinte er achselzuckend. „Du weißt doch, es ist nicht so leicht, in einer Kleinstadt eine Frau von Format zu finden.“
Vielleicht sollte er nach New York ziehen. Es gab da eine Reality Show über Makler in New York. Da könnte er mitmachen und Rheinwein trinken.
„Natürlich wusste ich vom ersten Augenblick an, dass du Format hast“, fuhr Axel fort.
„Tatsächlich?“ Es war schwierig, sich nicht geschmeichelt zu fühlen. Es war schwierig, nicht beeindruckt zu sein. Axel hatte alles – Erfolg, Geld, gutes Aussehen. Und er mochte Jazz. Na ja, niemand war perfekt.
Jetzt begann er, richtig Süßholz zu raspeln. „Ich muss dir ganz ehrlich sagen: Ein Mann kann noch so großen Erfolg haben, aber ohne die richtige Frau an seiner Seite, mit der er alles teilen kann, bedeutet das rein gar nichts. Ich meine, es macht doch wirklich keinen Spaß, in Venedig allein eine Gondelfahrt zu machen oder allein an der Seine entlangzuspazieren.“ Er lächelte Ella an. „Eine schöne Frau macht solche Erfahrungen doch erst vollkommen.“
Er fand sie schön. Mit ihrer Stupsnase und dem runden Gesicht hatte sie sich selbst nie als schön empfunden. Wer konnte das auch schon, wenn er sich tagtäglich mit der unvergleichlichen Lily Swan verglich? Selbst Jake hatte ihr nie gesagt, dass er sie schön fand. Niedlich, ja. Auch begehrenswert. Aber schön?
Vielleicht konnte sie doch noch lernen, sich für Jazz zu begeistern.
Jake hatte extrem schlechte Laune, als er zur Bandprobe kam.
„Was ist dir denn für eine Laus über die Leber gelaufen?“, fragte Tim, der Schlagzeuger.
„Keine“, log Jake. Auch wenn die Mitglieder der Band seine Freunde waren, hatte er nicht vor, ihnen zu erzählen, dass seine Ex mit einem anderen Mann aus war.
Um so zu tun, als hätte sie Mitleid mit ihm, stimmte Jen Elton Johns „Sorry Seems to Be the Hardest Word“ auf ihrem Keyboard an. „Du brauchst Trost, Jake“, meinte sie leicht spöttisch.
„Ich hab da noch einen flüssigen Trost im Schrank“, bot Larry, der Leadgitarrist, an. Auch Larry hielt sich daran, dass während ihrer Auftritte kein Alkohol getrunken wurde, doch während der Proben war ein Bier oder ein Glas Schnaps erlaubt. Jake war der Einzige, der sich auch während der Proben nicht dazu hinreißen ließ.
„Ach was, er muss nur mal ein bisschen Musik machen“, sagte Guy, der Bassist. „Hast du das neue Lied mitgebracht, von dem du uns erzählt hast?“
O ja, und Jake war genau in der richtigen Stimmung, um diesen Song zu spielen.
Am Ende der ersten Strophe machten alle große Augen. Der beste Beweis für das, was Jake schon vermutet hatte: Er hatte einen richtig guten Countrysong geschrieben. Auf diese Weise war seine Exschwiegermutter doch noch zu etwas zu gebrauchen gewesen. Die anderen stimmten mit ihren Instrumenten bereits bei der zweiten Strophe ein, und da sie alle ausgezeichnete Musiker waren, klang das Lied schon nach wenigen Minuten richtig gut.
Kaum hatten sie den Refrain das letzte Mal gesungen, meinte Larry: „Voll abgefahren, Mann. Wir sollten den Song am Wochenende spielen, damit könnten wir einen Hit zur Weihnachtszeit
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