Merry Ex-Mas
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Sobald der Wein bestellt war, lehnte er sich mit einem zufriedenen Lächeln zurück. „Ich denke, der wird Ihnen gefallen. Er ist nicht zu aufdringlich im Geschmack, aber trotzdem würzig, und ein guter Einstieg in den Abend.“
„Ich bin sicher, dass er mir schmeckt“, log sie.
„Es ist einer meiner Lieblingsweine. Es gibt doch nichts Besseres, als nach einem langen Tag zu entspannen, Jazz zu hören und ein gutes Glas Wein zu trinken.“
Jazz. Ach herrje. Ella stand eher auf Countrymusik.
„Jazz ist die wahre amerikanische Musik“, erklärte Axel.
„Countrymusik auch“, fügte sie hinzu, um ihren Teil zur Unterhaltung beizutragen.
„Die ist aber nicht so kultiviert“, meinte er kopfschüttelnd. „Geklimper, zerbeulte Laster und Bier. Ach ja, Jake spielt ja in einer Countryband, oder?“
Jake besaß ein zerbeultes Auto, aber er sang moderne Countrymusik, die ziemlich angesagt war, und er trank Saft aus biologischem Anbau. Selbst in den Klubs, in denen er spielte, blieb er bei antialkoholischen Getränken. „Alkohol und Musik passen nicht zusammen“, sagte er immer. „Dann wird man nachlässig. Und überhaupt, wenn man sich nicht an der Musik berauschen kann, hat man in diesem Geschäft nichts zu suchen.“
Warum erinnerte sie sich ständig an Dinge, die Jake gesagt hatte? Wen interessierte es schon, was er zu sagen hatte? Heute Abend war sie mit Axel hier, und der war reich und kultiviert – all das, was Jake nicht war.
„Lassen Sie uns nicht über Jake reden.“
„Ausgezeichnete Idee“, erwiderte Axel. „Also, was für Musik mögen Sie?“
„Oh, eigentlich alles.“ Es war immer gut, offen für alles zu sein und seinen Horizont zu erweitern.
„Was hören Sie, wenn Sie nach der Arbeit nach Hause kommen?“
Jake, wie er Gitarre spielt . Das würde sie vermissen, wenn das Haus endlich verkauft war. Wenn sie sich das Geld geteilt hatten und auseinandergegangen waren. Die endgültige Trennung. „Na ja, im Moment ist es schwierig, Musik zu hören. Jake gibt entweder Gitarrenunterricht, oder er arbeitet an einem neuen Song.“
Axel runzelte die Stirn. „Das ist keine angenehme Situation. Sie müssen da wirklich endlich raus.“ Ach herrje, er klang wie ihre Mutter.
„Es muss doch etwas geben, womit ich das Haus noch ansprechender machen kann“, sagte sie.
„Das Haus hat durchaus Potenzial und sieht ganz nett aus. Das Rustikale passt gut hierher nach Icicle Falls.“
„Ich hatte so gehofft, dass dieses Pärchen es kaufen würde“, sagte sie seufzend. „Würde es helfen, wenn wir Weihnachtsdeko hätten? Vielleicht einen Tannenbaum? Damit es heimeliger wirkt?“
„Könnte gut sein. Wenn Sie es nicht übertreiben. Heutzutage geht es doch vor allem darum, gewisse Akzente zu setzen und alles ins rechte Licht zu rücken.“
„Ich finde inzwischen, dass es ein bisschen, na ja, ich weiß nicht, kahl aussieht.“
„Ein Weihnachtsbaum würde sich vielleicht ganz gut machen.“
Also würde sie einen Tannenbaum besorgen. Und vielleicht eine Tannengirlande über dem Kamin anbringen und ein paar Kerzen aufstellen. Zimt. In Häusern, in denen es gut duftete, fühlten Menschen sich sofort wohl; das hatte sie schon gewusst, ehe Axel es ihr erzählt hatte. Außerdem hatte sie immer Spaß daran, das Haus festlich zu dekorieren. Dies würde ihr letztes Weihnachten dort sein – kein schöner Gedanke, also schob sie ihn schnell beiseite. Stattdessen versuchte sie, sich darüber zu freuen, dass sie bald ein neues Heim haben würde, das sie schmücken konnte. Ein neues Heim und einen Neuanfang.
Der Wein wurde gebracht, und der Kellner goss Axel den obligatorischen ersten Schluck ein, damit er ihn probieren konnte. Axel schnüffelte, schwenkte und nippte, bevor er sein Okay gab und der Kellner einschenken durfte. Anschließend bestellten sie ihr Essen – Sauerbraten für Ella, Rouladen für Axel sowie eine Vorspeise für sie zusammen, mit viel Hummer –, und dann hob Axel sein Glas. „Auf den Hausverkauf und auf die Freiheit.“
„Auf die Freiheit“, antwortete Ella. Das Haus war wie ein Klotz am Bein. Sie konnte erst ausziehen, wenn es verkauft und Jake ein für alle Mal aus ihrem Leben verschwunden war. Sie hob ihr Glas und trank ziemlich gierig einen großen Schluck. Erst da bemerkte sie Axels erhobene Brauen. „Es war ein langer Tag“, rechtfertigte sie sich schnell.
„Das kann ich mir vorstellen.“
Sie sprachen noch ein wenig über das
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