Merry Ex-Mas
würde sie nachgeben. Sie wusste es, Richard wusste es. Anscheinend konnte eine Frau nur bis zu einem gewissen Grad standhaft bleiben. Wie auch immer, irgendwie hatte Charley das Gefühl, es wäre albern, sich noch weiter stur zu stellen. Als sie jetzt zusammen heimfuhren, sich auf engstem Raum so nahe waren, während Aerosmith ihnen „I Don‘t Want to Miss a Thing“ sang, kam Charley sich vor wie in den guten alten Zeiten, als sie noch glücklich gewesen waren. Konnten sie das jetzt nicht wieder sein? Moment mal: Gerade waren sie doch glücklich, oder nicht?
Trotzdem würde sie es Richard immer noch nicht allzu leicht machen. Als sie vor ihrem Haus hielten, lud sie ihn nicht ein, mit hineinzukommen. Das erübrigte sich, denn so, wie er es schon die ganze Zeit tat, seit er wieder hier aufgetaucht war, würde er sich schon selbst einladen.
Und tatsächlich. „Kann ich dich noch zu einem Schlummertrunk überreden?“, fragte er leise.
„Ich habe genug gegessen und getrunken.“
„Wie wäre es dann, wenn wir einfach noch ein bisschen reden?“
„Reden ist gut.“
Wie sich herausstellte, unterhielten sie sich wirklich angeregt. Sie durchwanderten noch einmal die Stationen ihres gemeinsamen Lebens, bevor Richard mit seiner Hand über ihren Arm wanderte. Eine Minute später küsste er sie. „Du bist eine erstaunliche Frau, weißt du das?“, murmelte er.
„Das merkst du erst jetzt?“
„Ich wusste es die ganze Zeit. Lass mich zu dir zurückkommen.“
Charley tat so, als müsste sie nachdenken. „Vielleicht. Hängt davon ab, ob du immer noch gut im Bett bist.“
Er grinste und machte sich daran, es ihr zu beweisen.
Sie waren gerade so weit, dass das Geheimnis ihres Victoria’s-Secret-BHs gelüftet werden konnte, als Charley Sirenen vernahm. „Hörst du das?“
„Hmm?“, erwiderte Richard, während er kleine Küsse auf ihrem Hals verteilte.
„Feueralarm“, sagte sie besorgt.
„Da hat wohl jemand eine Kerze brennen lassen.“
Einer ihrer Freunde oder Nachbarn. Charley schob Richard von sich und setzte sich auf, um besser hören zu können. Ein Feuer, noch dazu direkt vor Weihnachten, war ein absoluter Albtraum. Sie nahm sich vor, demjenigen, den es getroffen hatte, auf jeden Fall einen Essensgutschein fürs Zelda’s zu spendieren.
„Es ist nirgends hier in der Nähe.“ Richard strich über ihren Rücken.
Doch Charley ignorierte das angenehme Prickeln, das seine Berührung in ihr auslöste. „Es hört sich so an, als wäre es im Zentrum. Wenn das der Fall ist, steht womöglich einer der Läden in Flammen.“
Kaum hatte sie den Satz beendet, klingelte ihr Telefon. Und plötzlich wusste sie, wer vom Brand betroffen war.
13. KAPITEL
Völlig schockiert stand Charley da und beobachtete von der gegenüberliegenden Straßenseite aus, wie ihr Baby in Flammen aufging. Sie hatte alles in dieses Restaurant gesteckt – ihr Geld, ihre Zeit und ihr Herzblut – und jetzt ging es vor ihren Augen zugrunde. Und mit ihm ein Teil von ihr.
Die Flammen erhellten die Nacht und die Gesichter der Umstehenden. Die Feuerwehrleute kämpften unterdessen darum, den Brand unter Kontrolle zu bringen. Und die Hitze blies ihr ins Gesicht, als wollte sie sie noch mehr verhöhnen. Obwohl sie die Kälte vertrieb, konnte Charley nicht aufhören zu zittern. Wie hatte das passieren können? Wie angewurzelt stand sie da, bemerkte kaum, dass Richard einen Arm um sie gelegt hatte. Fassungslos sah sie zu, wie der Ort, in den so viele Menschen eingekehrt waren, wo so viele Veranstaltungen stattgefunden hatten, vor ihren Augen in Schutt und Asche versank.
Während die Feuerwehrleute mit riesigen Wasserschläuchen ihre Arbeit taten, verwandelten sich die Flammen in riesige Rauchwolken. Das war sogar noch schlimmer als das Flammenmeer, denn es illustrierte auf erschreckende Weise, was gerade mit Charleys Träumen geschah.
Es fiel ihr schwer, durch den Tränenschleier hindurch etwas zu erkennen, aber sie sah, dass ihre Freundinnen kamen, um ihr beizustehen. Cass stellte sich neben Charley, und auch Samantha und Cecily scharten sich um sie. Schließlich kam Ella und legte ihr eine Decke über die Schultern. Wie eine Palastwache schirmten sie sie vor allzu neugierigen Einheimischen und Touristen ab, hüllten sie in einen Mantel liebevoller Freundschaft.
Der Leiter der Feuerwehr, Chief Berg, kam zu ihr. „Es tut mir schrecklich leid, Charley.“
„Wodurch wurde es verursacht?“, fragte sie tonlos.
„Das können wir noch
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