Merry Ex-Mas
eine Puppe, auspustete; Dani mit siebzehn in ihrem ersten Abendkleid. Ihre Tochter war über Nacht erwachsen geworden. Jetzt stand sie hier, eine hübsche junge Frau in ihrem Brautkleid, der wahrgewordene Traum jeder Mutter. Sie trug ein schulterfreies, langärmeliges weißen Seidentaftkleid mit einem eng anliegenden Oberteil und einem weit schwingenden Rock. Ausschnitt, Ärmelaufschläge und der Saum hatten einen weißen Angorabesatz, passend zum Hut, der ebenfalls mit Angora verziert war. Tüll mit Spitze und Pailletten sorgten für zusätzlichen Glanz. Cass verstand genau, warum ihre Tochter sich auf Anhieb in dieses Kleid verliebt hatte.
Dani blickte sie hoffnungsvoll an. „Na, was sagst du dazu?“
„Wow“, meinte Amber.
„Es ist umwerfend“, befand auch Cass.
Dani strahlte. „Ich finde es so toll.“
Cass schluckte und fragte: „Was kostet es?“
Dani strich mit der Hand über den weichen Besatz. „Zwölfhundertundsechzig Dollar für das Kleid.“
„Es ist schon um dreißig Prozent heruntergesetzt“, warf die Ladenbesitzerin ein. „Und wir müssen nichts daran ändern, was sehr ungewöhnlich ist.“
„Und der Hut?“, fragte Cass schwach.
„Zweihundert.“
Also, vierzehnhundertundsechzig Dollar. Zuzüglich Mehrwertsteuer. Doch sie würde es zahlen. Das strahlende Lächeln auf dem Gesicht ihrer Tochter zu sehen war jeden Cent wert.
„Keine Sorge, Mom“, sagte Dani. „Daddy bezahlt das Kleid.“
Was tat er? „Oh.“
„Ich habe gestern mit ihm gesprochen.“
Ohne ihr etwas davon zu erzählen. Sei froh, dass er die Rechnung übernimmt, riet Cass sich selbst. Sei froh, dass er Anteil nimmt.
„Das ist … toll“, meinte sie und bemühte sich, Freude in ihre Stimme zu legen.
„Er hat gesagt, wir sollen ihn anrufen, dann gibt er Ihnen seine Visa-Kartennummer“, meinte Dani zur Ladenbesitzerin.
„Das ist ja echt cool von Daddy“, warf Amber ein.
„Ja, finde ich auch.“ Obwohl sie sich eben schon die Leviten gelesen hatte, fiel es Cass schwer, die Worte über die Lippen zu bringen. Die Eifersucht nagte an ihr. Sie hatte so schwer gearbeitet, hatte alles für ihre Kinder getan, und jetzt kam es ihr vor, als würde sie einfach beiseitegeschoben. Aufgekauft und ausgequetscht.
„Ich weiß, dass es irrational ist“, sagte sie später zu Dot, als sie wieder in Icicle Falls waren. „Aber es ärgert mich einfach, dass er jetzt, nachdem er so lange durch Abwesenheit geglänzt hat, auf einmal auf einem weißen Pferd angeritten kommt und den Helden spielt. Das ist so … passiv-aggressiv. Er redet nicht mit mir, macht, was er will, pickt sich einfach nur die Rosinen aus dem Kuchen und wirft zu diesen hochdramatischen Anlässen mit Geld nur so um sich.“
Dots Operation am Fuß war gut verlaufen, und jetzt thronte sie auf ihrer Couch. Den Fuß hatte sie auf einem Kissen abgelegt. Auf dem Couchtisch vor ihr standen eine Schachtel mit Pralinen von Dots Freundin Muriel Sterling sowie ein Wasserglas, ein Kreuzworträtselbuch und die Fernbedienung lagen ebenfalls in Reichweite. Und jetzt kam noch eine Schüssel mit Hühnersuppe hinzu, die Cass mitgebracht hatte.
„Komm schon, Kindchen“, meinte Dot. „Wenn du eine Hochzeit planst, ist alles hochdramatisch. Das weißt du. Und dein Ex ist wie die meisten Männer: Er ist völlig ahnungslos. Er denkt gar nicht darüber nach, irgendetwas anzubieten – er wartet einfach nur mit seinem Scheckbuch. Deine Tochter hat seine Nummer, in vielerlei Hinsicht. Sie ruft ihn an und sagt ‚Daddy, ich brauch Geldʻ, und er schiebt es rüber. Sieh es einfach positiv: Du brauchst es nicht zu bezahlen.“
Und Dani hatte ihr Traumkleid bekommen. Trotzdem … „Ich habe das Gefühl, dass ich auf andere Art und Weise zahlen muss.“
„Alles hat seinen Preis. Ich weiß, es ist schwierig zu teilen, nachdem du all die Jahre die alleinige Last tragen musstest und deine Kinder für dich hattest. Aber es sieht so aus, als würde sich das ändern, und dagegen kannst du nichts unternehmen. Es gehört alles zu dem Motto ‚in guten wie in schlechten Zeitenʻ.“
„Wieso das denn? Wir sind doch gar nicht mehr verheiratet“, meinte Cass ungnädig.
„Wenn du Kinder hast, hebt eine Scheidung das ‚in guten wie in schlechten Zeitenʻ nicht auf.“
Dot hat recht, redete Cass sich ein, als sie nach Hause fuhr. Sie musste sich damit abfinden, dass Mason Teil des Lebens ihrer Kinder war und auch bleiben würde. Warum fiel es ihr nur so schwer, das zu
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