Merry Ex-Mas
das Gespräch mit Axel beendet hatte, rief sie Jake auf seinem Handy an. Natürlich antwortete er mal wieder nicht. Wieso besaß dieser Mann ein Handy, wenn er sich nie die Mühe machte, es zu benutzen? „Heute Abend kommen mögliche Käufer“, sprach sie auf seinen Anrufbeantworter. „Kannst du bitte dafür sorgen, dass die Küche und dein Schlafzimmer aufgeräumt sind?“ Sie drückte den roten Hörer und runzelte die Stirn. Sie kam sich nicht vor wie seine Frau, sondern wie seine Mutter. Exfrau, korrigierte sie sich hastig.
Eine Stunde später klingelte ihr Handy. „Ich hab deine Nachricht abgehört“, sagte Jake. „Es ist alles sauber.“
Hm. Sauber à la Jake oder richtig sauber?
„Der Geschirrspüler läuft gerade.“
„Kannst du noch den Küchenfußboden wischen?“
„Schon erledigt.“
„Noch mal prüfen, ob die Badezimmer …“
„Habe ich bereits.“
Das war wirklich erstaunlich. „Oh! Na gut.“
„Noch etwas?“, fragte er knapp.
„Äh, Axel will, dass wir beide weg sind, wenn er das Haus zeigt.“
„Wann kommt er mit den Leuten?“
„So um halb sechs.“
„Okay, aber da bin ich noch nicht mit meinem letzten Schüler fertig“, sagte Jake, und in seiner Stimme schwang mit: Und ich verschwinde auch nicht eine Minute früher.
„In Ordnung.“
Ihre Stimme verriet offenbar: Wie auch immer, denn er fügte hinzu: „Aber anschließend verschwinden Tiny und ich dann sofort.“
„Gut.“
„Ja, gut“, murmelte er.
Jetzt fühlte Ella sich mies, so, als hätte sie ihn hinaus in die Kälte verbannt. Na ja, ihr ging es letztlich auch nicht besser. Und außerdem war das Ganze ja auch zu seinem Besten, nicht nur zu ihrem.
Sie machte erst spät Feierabend und fuhr danach zu Charley, um zu hören, wie es ihr ging. Ihre Freundin sah aus wie ein Zombie: rot geweinte Augen und darunter dunkle Schatten. Sie trug eine Jogginghose, und ihr Haar war zu einem nachlässigen Pferdeschwanz zusammengebunden.
„Komm rein“, sagte sie. „Richard ist in der Küche und macht Abendessen. Möchtest du mitessen?“
„Wahrscheinlich wollt ihr beiden keine Gesellschaft“, wich Ella aus. Sie hatte wirklich nur für ein paar Minuten vorbeischauen wollen.
Charley hielt die Tür weit auf. „Ich freue mich immer über Besuch. Außerdem, wie kann man zu gefüllter Schweinelende Nein sagen?“
Wie sich herausstellte, schaffte auch Ella es nicht, Nein zu sagen. Sie beobachtete, wie Richard ihre Freundin bediente und ihr nach dem Essen das Weinglas nachfüllte. Und als Charley sich einen Moment lang der Verzweiflung hingab, munterte er sie auf: „Keine Sorge, wir bauen es wieder auf. Und dann wird es noch schöner.“
Wie nett.
„Du hast recht“, sagte Charley. „Die Küche war sowieso dringend renovierungsbedürftig, und ich würde gern die Bar vergrößern.“ Sie starrte auf ihren Teller. „Ich hoffe nur, dass die Leute uns nicht untreu werden, solange wir alles wieder aufbauen.“
„Natürlich werden sie das nicht“, versicherte Ella ihr. „Alle lieben das Zelda’s, und alle lieben dich.“
Charley brach in Tränen aus. Richard tätschelte ihre Hand.
„Schatz, du solltest dich ein bisschen ausruhen“, sagte er.
Ella verstand den Wink und verabschiedete sich in der Hoffnung, dass sich von nun an für ihre Freundin alles wieder zum Besten wenden würde. Gleichzeitig verspürte sie einen winzigen Anflug von Neid.
Als sie heimkehrte, empfing sie der Duft von Jakes Chili. Wenn sie gewusst hätte, dass er das wieder aufwärmen würde, wäre sie nach Hause geeilt und hätte Raumduft versprüht oder eine Duftkerze angezündet. Allerdings war es keine gute Idee, eine Kerze unbeaufsichtigt brennen zu lassen. Das Risiko eines Feuers war zu groß.
Wieder musste sie an das Restaurant der armen Charley denken. Manchmal meinte das Schicksal es wirklich nicht gut mit einem, und das Leben nahm wahrlich unerwartete Wendungen. Jedenfalls war es bei ihr so gewesen. Wer hätte je gedacht, dass sie nach so kurzer Zeit schon wieder geschieden sein würde und sich ihr Traumhaus mit ihrem Exmann teilen musste?
Sie hörte Jakes Stimme und stellte fest, dass er auch schon wieder zu Hause war. Das bedeutete, dass die potenziellen Käufer bereits da gewesen und schon wieder verschwunden waren. Sie schlüpfte aus ihren Schuhen und ging in die Küche, wo sie Jake dabei erwischte, wie er Tiny mit Crackern fütterte.
„Deshalb wird er so dick“, warf sie ihm vor.
„Hey, das ist Nervennahrung. Die braucht
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