MERS
ließ ihn los, und er ging davon, die School Lane entlang, wandte sich nach rechts, zwischen dem Sicherheitsgeländer hindurch und ging die lange Stiege hinab. Unten, auf der Parade, schritt er, ohne innezuhalten, am Haus seiner Mutter vorüber. Ein schwarzes Band war an die Tür genagelt.
Er erreichte den Verbindungszug, und am Umsteigebahnhof den Expreßzug und nahm dann eine Straßenbahn vom Bahnhof zur Kaserne. Er bewegte sich achtsam, hielt Schocks von sich fern, ebenso die Geräusche und die scharfen Kanten.
Als er sich bei der Wache zurückmeldete, sah ihn der Sergeant. Sergeant Breitholmer trat aus seinem Büro. Er hatte stets ein Auge auf Daniel gehalten, und seit Daniels Beförderung zum Corporal hatte er stets versucht, Schwierigkeiten von ihm fernzuhalten.
»Du solltest nicht hier sein, Corporal. Ich habe dich auf Urlaub geschickt.«
»Ich bin zurückgekehrt, Sergeant.«
»Kannst nicht wegbleiben. Stimmt’s?«
»Stimmt, Sergeant.«
»Wegen dir habe ich den ganzen verdammten Dienstplan auf den Kopf gestellt, Corporal Ryder. Jetzt kann ich wieder von vorn anfangen.«
»Schicken Sie mich in die Küche, Sergeant. Da ist immer Platz.«
»Erzähl mir nicht, was ich zu tun hab, Junge. Du wirst dahin gehen, verdammt noch mal, wo man dich hinschickt.«
Er kehrte in sein Büro zurück, und Daniel ging weiter. Er duschte und wechselte in seine Uniform. Winzige Kieselsteine fielen aus einem seiner Zivilschuhe heraus. Er hatte sie nicht gespürt: sie waren unter die Einlegesohle geraten. Er sammelte sie auf, starrte sie an, wie sie auf seiner Handfläche lagen, und schleuderte sie dann durch den Raum. Er sah nach, wieviel Geld er in seiner Brieftasche hatte, und verließ die Kaserne, wobei er sich bewußt war, daß der Sergeant ihm beim Vorübergehen zusah.
Auf den Straßen der Stadt war es stickig, sie kochten in der letzten Sonne des Tags. Die Stadt lag in einem Tal, umringt von niedrigen, fichtenbewachsenen Hügeln, und die Julihitze hatte sich darin gefangen, so daß sie vor Staub und Schmutz knisterte. Er betrat die erstbeste Bar und versuchte, sich zu betrinken, aber sein Bewußtsein war zu sehr auf der Hut, und so konnte der Alkohol nicht hineingelangen. Er verließ die Bar, suchte den Stadtpark auf und setzte sich auf eine Bank neben dem künstlichen Wasserfall. Die Enten im Teich am Fuß des Falls lärmten geschäftig und spürten die Hitze nicht.
Ein junges Mädchen in einem hübschen Sommerkleid war über das Geländer der Fußgängerbrücke am oberen Rand des Wasserfalls gebeugt. Er sah, wie sie ihren Hut verlor, und er sah, wie er ins Wasser fiel, davontrieb, zwischen den Felsen des Falls hinabglitt und in den Teich am Fuß stürzte. Die Enten hackten danach, daraufhin schwamm er davon. Das junge Mädchen eilte über den Pfad hinab, suchte einen Stock, stellte sich ins Gras am Ufer des Teichs und angelte mit dem Stock, aber der Hut trieb ruhig in der Mitte des Teichs, und ihre Arme waren zu kurz.
Daniel beobachtete sie. Sie sah aus wie eine ehrbare junge Frau, überhaupt nicht auffällig. Bis heute gab es sieben Jahrgänge Frauen ohne die entsprechenden Jahrgänge Männer, also fehlte es ihm nie an Gelegenheiten, aber er hatte ihnen nie den Gefallen getan. Er ertrug es nicht, daß sein Sperma in einem Kondom oder im Innern irgendeiner Möse vergeudet wurde: er sparte ihn für die Spenderzentren auf, wohin er dreimal die Woche ging und wo er etwas Gutes bewirkte. Er wählte die staatlichen Zentren, wo man umsonst ablieferte, für sich allein in einem kleinen Raum. Private Zentren berechneten und boten Annehmlichkeiten, Spielzimmer, heiße Bäder, Helfer beiderlei Geschlechts, aber dafür hatte er nie Geld ausgeben wollen.
Das junge Mädchen zog die Sandalen aus, aber das Wasser war zum Hineinwaten zu tief. Ihr Hut trieb gerade außerhalb ihrer Reichweite dahin, attackiert von Enten, die ihn offenbar als Bedrohung empfanden. Wenn er ihr nicht helfen würde, sagte er sich, würde er seiner Uniform nicht gerecht werden, also stand er auf, ging hinüber, nahm ihr den Stock ab und holte den Hut heraus. Lachend stand sie neben ihm im Gras und schüttelte den Hut aus. Dann setzte sie ihn auf, und grüne Algen baumelten von seiner breiten Krempe herab.
Sie kamen ins Gespräch. Sie war froh, ihren Hut zurückzuhaben, ihr Freund hatte ihn ihr geschenkt. Er war in der Armee, wie Daniel, und als er sie nach seinem Namen fragte, erkannte er einen der Radar-Corporals wieder. Sie gingen zusammen um den
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