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MERS

MERS

Titel: MERS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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und Papa. Er sagt, wenn ich nicht zur Polizei ginge, würde
er es selbst tun müssen. Ich frage ihn, was wir wegen meiner
gestohlenen Forschungsergebnisse unternehmen würden, wegen Natur, und um Anna zu schützen. Er antwortet, das sei
alles bereits festgemacht, und wenn ich nicht wegen Danno zur Polizei
ginge, müsse er das selbst tun.
    »Tu’s nicht, Mark. Das kannst du nicht tun. Ich
würde dich nicht unterstützen. Wenn du ihnen das mit den
Ringen erzählst, werde ich sagen, daß du Unsinn redest. Du
kannst nicht zur Polizei gehen, wenn ich sage, daß du Unsinn
redest.«
    »Sei vernünftig. Mit deinem Wissen kannst du ihn nicht
frei herumlaufen lassen, altes Haus.«
    »Vielleicht irre ich mich. Du hast mir nicht geglaubt. Du
hast es für einen Zufall gehalten. Vielleicht irre ich
mich.«
    »Dann wird die Polizei Nachforschungen anstellen, und er wird
Alibis oder so was herbeibringen, und es wird kein Schaden entstanden
sein.«
    »Ich kann’s nicht tun, Mark. Er ist mein
Bruder.«
    »Die getöteten Mädchen waren jemandes
Töchter.«
    Daraufhin fragte ich ihn, was wir wegen meiner gestohlenen
Forschungsergebnisse unternehmen würden, und wegen Natur und um Anna zu schützen.
    Irgendwann geht Mark zu Bett. Ich habe ihm versprochen, die
Polizei anzurufen, aber zunächst müßte ich mit Danno
reden. Er ist mein Bruder, und ich liebe ihn, und ich mußte ihm
von meiner Absicht berichten. Weswegen? Wegen der Pistole auf dem
Schreibtisch in dem einsamen Zimmer? Natürlich nicht. Damit ich
ihm erklären kann, was ich tue und weshalb, und dann würde
er nicht schlecht von mir denken? Natürlich nicht. Damit er
entfliehen kann, das Land verlassen kann, Mädchen in Frankreich
ermorden kann? Das auch nicht. Weswegen dann? Ich weiß einfach,
daß ich’s tun muß.
    Ich frage Mark, was geschieht mit Danno, wenn er festgenommen,
eingesperrt, vor Gericht gestellt und für schuldig befunden
wird, und Mark erwidert, er müsse sich einem Psycho-Engineering
unterziehen, damit es aufhört, und ich frage, was damit
verbunden ist, und Mark erwidert, er weiß es nicht.
    Ich stehe am vorderen Fenster und blicke hinaus. Am seitlichen
Fenster, am hinteren Fenster. Ich sehe nichts, nur die Nacht. Ich
fürchte mich davor, Bilder von Danno zu sehen, wie er goldene
Ringe in die Schuhe toter Mädchen steckt, aber ich sehe
bloß die Nacht. Ich glaube Mark nicht, wenn er sagt, er wisse
nicht, was mit Psycho-Engineering verbunden ist. Er ist der
Wissenschaftsjournalist. Es ist sein Job, so etwas zu wissen.
    Ich bin die Ärztin, ist es nicht mein Job, so etwas zu
wissen? Nun, ich kenne mich bei neuralen Netzwerk-Computern aus. Ich
weiß, wie man Wellengeneratoren stabilisiert. Ich kenne mich
bei psychogenetischen Medikamenten und Laser-Gehirnchirurgie aus.
Aber mein Wissen ist unvollständig, vorsätzlich
unvollständig, ein unattraktives Pflichtseminar, und das Wissen
ist zwanzig Jahre alt. Psycho-Engineering ist eine Technik, da gibt
es kein Zurück. Ich gehe zu den medizinischen Wälzern auf
meinem Regal, und sie sind dreißig Jahre alt. Ich stehe am
Fenster und blicke hinaus.
    Vielleicht schlafe ich am Ende doch ein wenig. Ich erinnere mich,
daß Mark erscheint, daß die Lampen, weil es mitten in der
Nacht ist, nur gedämpftes Licht abstrahlen, als er sie
einschaltet. Ich erinnere mich, daß er eine Hand ausstreckt.
»Komm ins Bett, altes Haus.«
    Ich glaube in der Küche zu stehen. »Nein, Mark.« In
meiner Erinnerung sehen sie wie die Küchenlampen aus.
»Nein.« Ich überlege, was ich wegen Natya unternehmen
soll. Ich bin mir sicher, daß sie nichts an Unikhem verkauft
hat.
    »Verschieb’s auf morgen früh. Komm zu
Bett.«
    »Ich muß Danno finden. Ich muß mit ihm reden. Was
tust du da?«
    »Ich rufe Doktor Vrieland an.«
    »Das verbiete ich dir. Er ist ein alter Mann. Es ist mitten
in der Nacht, und ich verbiete es dir. Ich brauche keinen Arzt. Er
wird wollen, daß ich schlafe. Zuviel Getue wird ums Schlafen
veranstaltet, das hast du selbst gesagt. Und ich muß
nachdenken. Ich verbiete dir, ihn anzurufen.«
    Ich glaube, Mark und ich führten weitere solcher
Gespräche. Gott weiß, wieviel Schlaf er bekam. Immer
ging’s die Stufen hinauf und hinunter. Aber er war um sechs Uhr
aus dem Bett, hatte sich angekleidet und weckte Anna. Sie
mußten früh aufbrechen, wenn sie den durchgehenden
Morgenzug nach Nomansland erreichen wollten.
    Eine weitere Erinnerung: Marks Arbeitszimmer. Anna steht neben dem
Schreibtisch, und Mark liegt vor ihr auf

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