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MERS

MERS

Titel: MERS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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dir liebe
Grüße ausrichten. Sie hält dich für noch immer
etwa fünf Jahre alt, ansonsten jedoch geht’s ihr gut…
Sonst irgendwas passiert?«
    Mark sah von seinem Teller auf. »Ich wollte es dir nicht
sagen – nicht heute abend. Wenn du gute Nachrichten
hättest. Ich wollte sie nicht verderben. Und wenn sie nicht gut
gewesen wären…«
    Ich erstarrte. »Was ist jetzt, um Gottes willen? Du kannst
das einfach nicht so im Raum stehen lassen. Erzähl’s
mir!«
    Er zog mit der Gabel Linien auf dem Tischtuch. »Ich habe
getan, was Marton vorgeschlagen hat. Ich habe deinen Doktor Volkov
angerufen und die Nummer erhalten, der sie das ganze Material
zugefaxt hat. Sie schwört, es sei die Nummer, die er ihr gegeben
habe. Wie dem auch sei, ich habe sie an meinen Polizeikontakt
weitergereicht, und er hat vor einer Stunde zurückgerufen. Er
sagt, es sei ein Zugang zu einem ehemaligen Labor-Directory. Sie hat
das Zeug direkt in deren Datenbanken geschickt.«
    Es hätte schlimmer kommen können. Niemand war gefoltert
worden. Niemand war tot.
    »Natya? Ich glaub’s einfach nicht.«
    »Es stimmt, altes Haus. Ich hatte ein langes Gespräch
mit meinem Kontakt. Ich fürchte, deine Natya lügt –
Nils sagt, nicht einmal die Assistenten der Ministerin haben Zugriff
zu solchen Informationen. Marton kann sie ihr nicht gegeben
haben.«
    »Na, na, Mark – wenn du über diesen Nils
durchkommen kannst, dann kann’s Marton ebenfalls.«
    »Das weiß ich. Aber jede Anfrage wird protokolliert.
Nirgendwo existiert eine Aufzeichnung, daß irgend jemand vom
Ministerium eine solche Anfrage gestellt hätte.«
    Mark wollte mir meine Heimkehr nicht verderben. Ich glaubte noch
immer, daß Natya nicht log. Unmöglich, daß Natalya
Volkov, mit ihren russischen Ellbogen, etwas an Unikhem verkaufen
würde, dem vielleicht rücksichtslosesten multinationalen
Konzern. Irgend jemand hatte ihr diese Nummer besorgt und so getan,
als ob es Martons Nummer sei. Jemand von außerhalb der
Abteilung. Diese Erklärung gefiel mir. Kein Mitglied meines
Teams, wirklich jemand von draußen. Nicht leicht einzurichten,
aber auch nicht unmöglich.
    Mark erzählte uns noch immer von seinem Kontakt. Er
ließ mich nicht über Natyas Verrat brüten.
»… Was die Polizei alles für sich behält, hat
mich stets erstaunt. Eines Tages werde ich darüber einen Artikel
schreiben.« Er warf einen Blick auf Anna. »Ich werde Science News dazu bringen, eine leere Seite für mich zu
drucken, randvoll mit allem, was die Polizei nicht sagen
will.«
    Sie stand auf. »Woher werden die Leute wissen, was darauf
steht, wenn sie leer ist?«
    »Ich werde eine Überschrift anbringen.«
    »Leere Seiten sind langweilig.«
    »Sehr wahr. Auf jeden Fall glaube ich, daß die Polizei
oftmals recht hat.«
    Ich lachte. »Das ist nicht der Mann, den ich geheiratet habe.
Was ist aus dem rücksichtslos recherchierenden Journalisten
bloß geworden, dem Schrecken der Polizei?«
    »Das war jemand anders. Ich schreibe seriöse Artikel
über Grippeviren und was auf der anderen Seite von Schwarzen
Löchern geschieht. Und ich glaube wirklich, daß es
Zeiten gibt, da hat die Polizei recht, wenn sie das Zeug im
Ärmel behält. Mörder, zum Beispiel – wenn sie es
kann, hält die Polizei stets Hinweise auf sie zurück. Es
hilft dabei, wirre Geständnisse auszujäten.«
    Er kaute nachdenklich. Wie ich sah, überlegte er wohl, ob er
indiskret sein solle oder nicht. Die Indiskretion gewann.
    »Der Karate-Killer, zum Beispiel – das ist der Bursche,
den sie noch immer suchen. Nils hat mir die traurigsten Dinge
erzählt. Wie wir alle wissen, raubt der Mann seine Opfer nie
aus. Tatsache ist, daß er sogar noch weiter geht – er
fürchtet anscheinend, daß den Mädchen ihre wenigen
kleinen Habseligkeiten gestohlen werden, nachdem er sie
verläßt. Er zieht ihnen tatsächlich die Ringe und
Schmuckstücke ab und versteckt sie in einem ihrer
Schuhe.«
    …In einem ihrer Schuhe. Ich hatte gerade nach meinem
Weinglas gegriffen. Mama? Meine Hand zuckte und stieß das Glas
um. Mama… Wein spritzte über das Tischtuch, und es folgte
ein kurzes Durcheinander, während ein Schwamm geholt und Salz
auf den dunkelroten Flecken geschüttet wurde. Ich rührte
mich nicht. Er nimmt ihnen die Ringe ab und versteckt sie in ihren
Schuhen… Genau wie Mama. Christus!
    Ich schließe die Augen. Es muß Danno sein. Nur Danno
würde das tun. Es muß mein Bruder sein. Er haßt
Mama. Er hat sie stets gehaßt. Ich erinnere mich jetzt, wie

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