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MERS

MERS

Titel: MERS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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seinen Papieren und
bemerkte es nicht.
    »Sei nicht so nordeuropäisch, Mark. Das Chaos bricht
bestimmt nicht über dich herein, sobald du die Donau
überquert hast.«
    Aber sie sah, worauf er hinauswollte: er wollte sie
beschäftigen. »Nun gut, es sind schließlich deine
Notizen. Und ob wir jetzt gleich damit anfangen oder später,
macht doch wohl nichts aus.«
    Sie füllte die Kaffeemaschine. Sie wollte keinen Kaffee,
Liese und sie hatten nur Tee getrunken, aber in solchen Augenblicken
machte man halt Kaffee. Kaffee, und Marks Notizen… es waren
wirklich Notizen – mochte sein, daß er den Artikel niemals
schrieb, oder, wie in diesem Fall, noch jahrelang nicht. Aber Mark
war ein Mann, der gern alles zu Papier gebracht hatte. Woher
weiß ich, was ich denke, sagte er, wenn ich nicht sehe, was ich
aufgeschrieben habe?
    Sie lehnte sich an die Arbeitsplatte und wartete, bis der Kaffee
fertig war. »Wo fangen wir also an?«
    »In der türkischen Garnisonsstadt Erzurum.« Er
wählte ein Blatt Papier, stieß die anderen Blätter zu
einem ordentlichen Stapel auf und las von dem ausgewählten Blatt
ab: »Wir fahren nach Erzurum, weil… weil wir, wie dein
Freund Professor Volkov sagt, dort Dr. Fateya finden werden. Und Dr.
Fateya ist unser Prophet in der Wüste. Wie kommt also ein
russischer Archäologe dazu, uns auf einen asserbeidschanischen
Virologen anzusetzen?«
    »Vielleicht kein Virologe, nichts derart Eindrucksvolles.
Michael hatte bestimmt keine hohe Meinung von seiner Doktorei. Sie
waren mit einer Ausgrabung in dem Gebiet beschäftigt –
über die ganze nordöstliche Türkei liegen
Überreste der Hethiter verstreut –, und Michael hatte sich
bei einem Felssturz das rechte Schienbein gebrochen. Die
Expeditionsärztin erlitt bei eben diesem Felssturz selbst eine
schlimme Gehirnerschütterung, also mußten sie sich rasch
nach einem örtlichen Talent umschauen.«
    »Und das Talent, das sie aus dem Hut zauberten, war dieser
Dr. Fatty?«
    »Genau. Der Vorarbeiter hat ihn empfohlen – in diesem
Teil der Welt ist jedermann jedermanns Vetter –, also haben sie
ihn hinaus zum Grabungsgelände verfrachtet. Die mobile
Röntgenausrüstung der Expedition hat ihn offenbar
völlig verblüfft. Er hat seinen Job auf die alte Art
erledigt. Geschickte Finger, Schienen, Unmengen Gips. Es hat
übrigens funktioniert – Michael ist so gut wie neu. Wie dem
auch sei, es ist eine lange Fahrt in die Stadt zurück gewesen,
also ist Dr. Fatty die Nacht über dageblieben. Und nach einem
Drink oder zweien, oder vielleicht zehn, schwelgte er in
Erinnerungen. Er brüstete sich damit, einstmals, vor langer
Zeit, als junger Mann, in einem eigenen Labor gearbeitet und ein
Mittel gegen AIDS entdeckt zu haben. Dann folgte eine Geschichte
über einen Raketenangriff, und er hatte das Mittel nicht
mehr.«
    »Paßt. Aber haben sie ihn ernst genommen?«
    »Natürlich nicht. Aber am Morgen hat er seine Geschichte
etwas anders erzählt. Er hatte im Biberianischen
Forschungszentrum gearbeitet, und die hatten das Mittel
entdeckt.«
    »Biberianisches Zentrum… dacht ich mir, daß du das
sagen würdest. Mein Mitarbeiter hat es nicht ausfindig machen
können.«
    »Das überrascht mich nicht. Rudolfe Clarence Biberian
war ein armenischer Millionär – Reeder, Öl,
Meeresyachten, wie du willst. Drogen, möglicherweise. Wie dem
auch sei, gegen Ende des letzten Jahrhunderts hat er einige seiner
Millionen für ein Forschungszentrum ausgespuckt, das er im
damaligen südlichen Asserbeidschan errichtete. Er hat einige
seriöse Leute an sich ziehen können, darunter Professor
Woodruff von der medizinischen Akademie in Harvard. Niemand
wußte genau, woran sie arbeiteten, aber sie haben mit
Sicherheit niemals etwas über ein Mittel gegen AIDS
veröffentlicht. Das Zentrum ist im Bürgerkrieg bis auf die
Grundmauern zerstört worden. Wie Fateya sagte, ein
Raketenüberfall. Eine Anzahl führender Leute ist dabei zu
Tode gekommen, Woodruff eingeschlossen.«
    »Kriege sind eben so. Aber warum jetzt das Interesse daran?
Wie hat Michael Volkov die Verbindungen zwischen diesen Ereignissen
und deiner Arbeit am Institut ziehen können?«
    »Hat er nicht. Aber er hat nach seiner Rückkehr zu
unserer Natalya über Dr. Fatty gesprochen, und sie hat
die Verbindung gezogen – hauptsächlich wegen der Lage des
Biberianischen Zentrums, wegen des ekligen Endes, das es fand, und
wegen des Zeitpunkts dieses ekligen Endes.«
    »Also laß mich raten – das Zentrum fand seinen
Exitus

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