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MERS

MERS

Titel: MERS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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Eigentum.«
    »Darüber würde ich lieber nicht streiten wollen.
Wir haben keine Zeit für Erlasse und einstweilige
Verfügungen.«
    »Ich denke, du überreagierst. Asgeirson war am Sonntag
doch ziemlich freundlich.«
    »Magnus gehört dem Marketing an. Er würde niemals
darüber sprechen, aber ich habe das Gefühl, er war froh
darüber zu sehen, wie Brandts Arbeit mit Primaten den Bach
hinuntergegangen ist. Wie dem auch sei, am Sonntag ist es nur ums
Geschäft gegangen. Natürlich war er freundlich – er
will den Impfstoff-Vertrag.«
    »Genau das meine ich. Du solltest die offene Annäherung
versuchen. Sprich mit Magnus! Er möchte das Geschäft. Wenn
er mit jemandem unten beim Windstrohm ein Wörtchen redet,
können sie dir alles Nötige zufaxen.«
    War sinnvoll. Aber ich ging trotzdem hin.
    Falls ich anfragte und zurückgewiesen würde, wäre
Brandt offensichtlich aufgeschreckt, und ich bekäme
überhaupt keine Chance, mich einzuschleichen. Aber Mark hatte
recht. Sie würden sich nicht weigern, sie wollten das
Geschäft. Und in diesem Fall würde mein heimliches
mitternächtliches Anschleichen eine Katastrophe auslösen.
Ich konnte mich vielleicht an irgendeinem schnatternden Mädchen
am Empfang vorbeiquatschen, aber da wäre noch immer Brandts
Personal-Computer, und die Wahrscheinlichkeit war sehr hoch,
daß er darauf programmiert war, beim ersten Blick auf meine
alte Kennkarte als freie Mitarbeiterin die Alarmglocken schrillen zu
lassen. Und wenn in diesem Augenblick alles schiefginge, würde
es auch dabei bleiben. Warum also nahm ich Marks Ratschlag nicht an
und telefonierte mit Magnus?
    Darauf gibt es eine einfache Antwort. Es gab auch andere
Antworten, und die gab ich Mark, aber dies ist die wahre: Ich wollte
eine tapfere junge Mutter sein. Ich wollte durch die Nacht jagen und
den widrigen Umständen die Stirn bieten und meine
wunderschöne Tochter retten. Das war meine Sache. Wenn
ich mit Magnus gesprochen hätte, und er mit Windstrohm, und wenn
Windstrohm mir die Ergebnisse zugefaxt hätte und ich die
Ergebnisse an Annies Entführer weitergefaxt hätte, und sie
hätten Annie freigelassen, dann wäre ich um den mir
zustehenden Platz betrogen worden. Ich mußte meinem Glauben an
die Rechtmäßigkeit entsprechend leben, meinem Glauben an
das Muster, an die kosmische Ordnung. Am Windstrohm hatte alles
angefangen, am Windstrohm sollte alles enden.
    Das hört sich doof an. Zur damaligen Zeit dachte ich jedoch
nicht so. Zur damaligen Zeit dachte ich gar nicht, sondern gab Mark
Antworten. Das habe ich mir seitdem überlegt. Ich meine, ich
muß einen Grund gehabt haben.
    Ich muß auch einen Grund dafür gehabt haben, Mark am
Mitkommen zu hindern.
    »Ich komme mit«, sagte er.
    »Wozu? Du solltest hier sein, für den Fall, daß
sie mit uns in Verbindung treten wollen.«
    »Ich habe ein Mobiltelefon. Das weißt du.«
    Ich wußte es. »Was kannst du dort unten erreichen, das
ich nicht erreichen könnte?«
    »Zwei Köpfe sind besser als einer, altes Haus. Ebenso
zwei Paar Hände.«
    »Besser bei was? Besser dabei, einen Ordner mit Ergebnissen
aus einem Safe zu holen?«
    »Was ist, wenn die Entführer wissen, wo die Ergebnisse
sind? Was ist, wenn sie auf dich warten?«
    »Was ist dann?« Allmählich verzweifelte ich.
»Du bist kein Mr. Macho. Bei einem Kampf zwischen dir und
Milhaus wüßte ich, auf wenn ich zu setzen
hätte.«
    »Wärst du auch nur einen Deut besser?«
    »Ich würde es erst gar nicht versuchen. Und wenn es zu
einer Schießerei kommt, sind wir besser getrennt. So
überlebt einer von uns für Annie.«
    »Ich möchte dort sein.«
    »Ich möchte dich hier haben.«
    »Nein, Harriet.«
    »Ja, Mark.«
    Was konnte er erwidern? Eine Frau muß tun, was eine Frau zu
tun hat. Ich meine, ich muß einen Grund gehabt haben.
    Einen Grund: laut Liese ist es eine statistische Tatsache,
daß jede Auseinandersetzung zwischen Frauen weniger
wahrscheinlich in tatsächlichem körperlichen Schaden
resultiert als jede Auseinandersetzung zwischen Mann und Frau oder
Mann und Mann. Sehen Sie mal, was aus dem Krieg geworden ist.
     
    Spät am folgenden Morgen fuhr ich mit dem Wagen los. Mark tat
für mich, was er tun konnte. Er ging früh weg und kehrte
mit einem elektronischen Gerät zurück, das den Magnetcode
auf meiner Personalkarte von Brandt durcheinanderbrachte. Er kehrte
ebenfalls mit einem K.O.-Aerosol zurück, das auf die Nerven
wirkte, sowie Schutzkapseln, die ich dreißig Minuten vor einer
Situation, in der ich das

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