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MERS

MERS

Titel: MERS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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armen Mädchen gingen, war es freilich weitaus
heißer. Die Armee lieh sie an eine der Ölgesellschaften
aus. Sie sollten die Moslem-Flittchen schützen, die auf ihren
Ölquellen arbeiteten. Ihre Männer, die dort jetzt ziemlich
dünn gesät waren, schafften die Arbeit nicht, und sie
gefiel ihnen auch nicht. Und sie schnitten sich ins eigene Fleisch,
weil sie lieber die Busse beschossen, welche die Flittchen
herankarrten, statt einfach weiter Öl zu fördern. Daniel
verstand das nicht. Wenn die Frauen den Job erledigen konnten,
sollten sie’s doch tun. Das geschah auf der ganzen Welt.
    Für die Armee zumindest waren diese Moslem-Verträge
allerdings ein gutes Geschäft. So konnte sie eine Anzahl
Hi-Tech-Apparate anschaffen, denen kein Steuerzahler seinen Segen
gegeben hätte. Deren Sorgen waren die schrumpfende
Bevölkerungszahl und die Rezession. Und das Syndrom. Seine
Schwester würde sich beeilen müssen, wenn sie’s
schaffen wollte.
    Das Telefon auf dem Tisch hinter dem Vortragenden läutete. Er
brach ab, den Zeigestock in der Schwebe, entschuldigte sich bei
seiner Zuhörerschaft und trat zum Tisch. Es war ein Zivilist,
ein Arabist, der in weißen Wüstengewändern und Turban
angetreten war, um die Mädchen an diesen Anblick zu
gewöhnen. Fünfundneunzig Minuten hatte sein Vortrag schon
gedauert, und viele hatten sich noch immer nicht daran gewöhnt.
Sie rutschten auf ihren Plätzen hin und her und kicherten hinter
vorgehaltenen Händen. Daniel scharrte mit den metallbeschlagenen
Stiefeln und räusperte sich warnend. Das Kichern erstarb.
    Der Vortragende sah von seinem Telefon auf und fragte: »Ist
hier ein Corporal Ryder anwesend?«
    Daniel sprang in Hab-Acht-Stellung. »Sir.«
    Der Vortragende sah zu ihm herüber, sprach ruhig mit dem
Anrufer und legte wieder auf. »Sie werden im Kompaniebüro
erwartet, Corporal. Da ist ein Ferngespräch für Sie. Es ist
wohl ziemlich wichtig.«
    Daniel runzelte die Stirn. »Von Rechts wegen bin ich bis
Mittag hier, Sir.«
    »Ich habe Sergeant Breitholmer gesagt, Sie seien auf dem Weg,
Corporal.«
    Daniel verließ den Hörsaal. Er hoffte, der Mann
wußte, was er tat. Ein Zivilist, der versuchte, auf eigene
Faust siebenundachtzig Armeeflittchen unter Kontrolle zu halten
– man durfte nicht weiter darüber nachdenken.
    Er setzte seine Kappe fest auf und eilte im Laufschritt den Weg
hinter der Offiziersmesse hinab und weiter über den Paradeplatz.
Als er das Kompaniebüro erreichte, schwitzte er. Er hielt inne,
um sein Erscheinungsbild im Spiegel neben der Tür zu
überprüfen, straffte die Kordel um seinen Hals und
marschierte hinein.
    Ein Sergeant saß am Schreibtisch. Daniel atmete
gleichmäßig. »Corporal Ryder, Miss.«
    Sie lächelte und wies zu einem der kleinen Telefonzellen
hinüber. »Ich stell Sie durch. Es war Ihre Mutter,
Corporal. Wir haben gesagt, wir würden sie
zurückrufen.«
    Er nahm die Kappe ab und zerdrückte sie besorgt.
»Irgendeine Ahnung, worum es geht?«
    »Eine Familienangelegenheit. Sie hat sich nicht näher
geäußert.«
    Er nickte, betrat den Raum, schloß die Tür und setzte
sich an den Tisch. Es sah nicht gut aus. Verfluchte Frau! Ein Raum
für ihn allein – zehn zu eins, daß das Mädchen
Bescheid wußte und es nur nicht sagte. Draußen auf dem
Paradeplatz versammelte sich die Wache für den mittäglichen
Appell. Das einzige Fenster war hoch oben und klein, aber es stand
offen, und Daniel hörte, wie die Männer unterdrückt
miteinander sprachen und mit den Füßen stampften. Er
wünschte ihnen Glück – der diensthabende Offizier war
eine richtige Sau.
    Er wartete, die Handflächen flach auf dem Tisch. Das Telefon
läutete. Er hob den Hörer hoch.
    »Mama?«
    »Daniel? Es ist dein verfluchter Vater, Daniel. Es ist dein
verfluchter, verrotteter, lausiger Vater.«
     
    »Harriet? Es ist dein verfluchter Vater, Harri. Es ist dein
verfluchter, verrotteter, lausiger Vater.«
    Harriet starrte die gelben Jasminblüten an der Wand
draußen vor Karls Fenster an. »Ich mag es nicht, wenn du
so was sagst, Mama. Du weißt, ich mag es nicht.«
    »Ich weiß, du hast dich stets für ihn eingesetzt.
Sieh mal, ob du dich jetzt für ihn einsetzen kannst.«
    »Was hat er getan?«
    »Was er getan hat? Er hat sich umgebracht, verdammt noch mal.
Das hat er getan.«
    Harriet schloß die Augen. Was konnte sie erwidern? Sie
glaubte ihrer Mutter aufs Wort.
    »Er hat auch noch eine ziemliche Schweinerei draus gemacht.
Er hat eine Flasche mit irgendwelchem Zeug von

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