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MERS

MERS

Titel: MERS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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Anfang. Wenn du dir das vorstellen kannst, Harrietta,
können wir’s packen.«
    Ich wartete, daß er sich totliefe. Er gab sich alle
Mühe. Gleich würde er auch noch die Firmenbroschüre
hervorholen. Dafür war der Abend zu schön und Magnus zu
nett.
    Wirklich? War er’s? Dieser Tage hatte er den Titel des
Vizepräsidenten fürs Marketing inne. Konnte ein
Vizepräsident fürs Marketing nett sein? Und woher,
zum Teufel, wußte er, daß ich Parasiten benutzte?
    »Gerüchte, Magnus? Was sind das für Gerüchte?
Woher stammen sie?«
    »Wie du selbst gesagt hast, Harrietta. Es kursieren stets
Gerüchte.«
    »Nein, Magnus. Tut mir leid, aber nein. Als ich deine
Primaten-Einrichtung verließ, hast du dir vielleicht eine Menge
zusammengereimt, aber soviel nicht. Wie bist du auf Parasiten
gekommen? Ich bin mir nicht mal sicher, was du dir darunter
vorstellst.«
    »Dann stimmt’s? Biotechnisch hergestellte Parasiten? Du
hast’s geschafft?«
    Er wußte verdammt viel. Zu Brandt mußte das Leck im
Institut führen.
    »Nichts stimmt, bis der Auftrag in deinen Büchern steht,
Magnus. Das weißt du. Vor uns liegt ein langer Weg. Meines
Wissens nach Feldtests, ministerielle Genehmigung, Ausschreibung,
gesetzliche Maßnahmen… Ich würde nicht Monate sagen.
Jahre.«
    »Aber wann bist du soweit?«
    Ich sah wieder hinab aufs Wasser. Das hier war noch gar nichts als
Vorgeschmack auf mein Leben nach der Veröffentlichung.
    Er legte nach. »Du wirst eine vernünftige
Produktionsmenge für die Feldtests benötigen«, sagte
er. »Wenn es gut aussieht und ich es dem Aufsichtsrat vorlege,
können wir dich dabei unterstützen.«
    Was lediglich zeigte, wie schlimm es um ihre eigene Forschungen
stand.
    Ich faßte einen Entschluß. Er war ein netter
Mann, ein Vizepräsident fürs Marketing konnte nett sein,
und ich wäre sowieso zu Brandt gegangen.
    »Ein Deal, Magnus. Du sagst mir, von wem diese ernsthaften
Gerüchte da stammen, und ich verspreche dir dafür den
ersten Blick auf die Patentschrift. Wenn wir eine haben. Immer
vorausgesetzt, daß die Ministerin nicht ihre eigenen
Vorstellungen hegt.«
    Trotz aller gegenteiligen Behauptungen war dies das
größte Geschäft in der Geschichte des Kapitalismus,
und er wußte, daß ich Wort halten würde. Zwei Leute,
die in der Abenddämmerung an der Heckreling einer Yacht lehnten.
So leicht war das. Wohlstand über die Träume von Habsucht
hinaus, lautet, glaube ich, der Spruch.
    Magnus zögerte nicht. »Wir haben einen Freund im
Aufsichtsrat von Unikhem«, sagte er. »Einen
Kontakt…« Er räusperte sich und hob die Schultern.
»Einen Spion. Und es geht das Gerücht, daß deine
Sicherheitsvorkehrungen im Eimer sind und daß sie Informationen
erhalten. Unregelmäßig, aber sie treffen ein.«
    »Unikhem? Nicht du? Ganz bestimmt?«
    »Wäre ich jetzt hier, wenn ich mir sicher wäre?
Warum nicht warten, bis ich genügend beisammen hätte, um es
meinem eigenen Forschungsstab zu geben?«
    Ein netter Mann. Ebenso ein Realist.
    »Dann ist es bislang unvollständig?« Er nickte.
Gott sei dafür gedankt. »Was fehlt?«
    »Schwer zu sagen. Das sind allgemeine Aufsichtsratssitzungen,
und unser Kontakt ist ein Geldmensch, kein Wissenschaftler. Sie
diskutieren die allgemeine Richtung deiner Arbeit, nichts
Spezielles.«
    Und jetzt war, dank Oswald Martin, verdammt sollte er sein, das
Leck gestopft. Ansonsten hätte uns Unikhem in den kommenden
Wochen vor dem Symposion in Paris leicht überrunden können.
Ich dachte an die Leute, mit denen ich mich vor meinem Weggang von
Unikhem in der Wolle gehabt hatte: es ergab Sinn, daß mich
einer von denen auf dem Kieker hatte.
    Ich fragte Magnus: »Wie lange hast du das
gewußt?«
    »Zu lange. Mehrere Wochen lang. Ich hätte schon vorher
mit dir gesprochen, aber einige Burschen in meiner Abteilung wollten
lieber abwarten und Tee trinken.«
    »Gefährlich. Falls Unikhem das Bild zusammensetzen
könnte, bliebe deine einzige Hoffnung, etwas dagegen zu
unternehmen.«
    »Das habe ich gesagt, Harrietta. Es war sicherer, sie von
ihrer Quelle abzuschneiden und dann einen Deal zu versuchen. Deswegen
bin ich hier.«
    Ich lachte laut heraus. Er war nicht hier, um mich zu warnen, von
Wissenschaftler zu Wissenschaftler. Was für ein ehrbarer Mann!
Er war wegen eines Deals hier.
    Ich richtete mich auf und faßte ihn beim Arm. »Vielen
Dank für den Tip, Magnus. Und vielen Dank für einen
wundervollen Nachmittag.«
    Während wir am Ruderhaus entlang nach vorn gingen, erwischte
uns der

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