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MERS

MERS

Titel: MERS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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meines Lebens. Darüber hinaus das Chaos. Darüber
hinaus Ruhm, den ich nicht wollte, Geld, das ich nicht brauchte,
Druck, der mich zerstören konnte.
    Schweigend stand ich auf, ging zum Heck und lehnte mich an die
Reling. Veröffentlichung jetzt, um jeden Preis: die Ausreden
für ein Hinausschieben waren verlockend, und ich war die Mutter
meiner Tochter. Mama war eine strenge Dame. Für sie galt das
Wort nicht: ein wenig dessen, was du dir einbildest, ist gut
für dich. Ich fürchtete mich vor der
Veröffentlichung, dem Medienrummel, der Nörgelei meiner
Kumpane, dem Ende meines Lebens. Ich fürchtete mich davor, die
Welt um der Menschheit willen gerettet zu haben. Wie die Ministerin,
wie Natalya gesagt hatte, wußte ich nicht, und es kümmerte
mich auch nicht, was jeder weitere Monat für die
Bürgerinnen bedeutete. Wie schon die ganze Zeit über dachte
ich nur an mich. Veröffentlichung jetzt. Bittere Medizin war gut
für dich.
    Magnus wendete das Boot. Das Gemurmel der Stimmen auf dem Vordeck
ging weiter. Wolldecken wurden verteilt. Die Sonne stand bereits
tief, und der Schnee auf den Bergen über dem Ende des Sees
glänzte golden in ihrem Licht. Nebel stieg aus dem Wasser. Wenn
wir Knolle erreichten, würde es Nacht sein.
    Die Polizeibarkassen hinter uns verschwanden. Magnus setzte
unseren Kurs, schlenderte dann nach achtern und lehnte sich neben
mich. Aha. Mir kribbelte das Rückgrat. Es gab einen Grund
für die Einladung in letzter Minute zu diesem Trip, und jetzt
war es an der Zeit dafür.
    Mein Rückgrat hatte recht gehabt. Magnus gähnte zu
beiläufig.
    »Was macht die Arbeit?«
    »Kann mich nicht beklagen. Und bei dir?«
    »Beklage mich die ganze Zeit über.« Er lachte.
    Das Wasser unter uns gischtete und platschte, während uns der
Motor vorantrieb. Magnus hob den Blick. Er war ein großer Mann,
breitschultrig, das wilde, blonde Haar ergraute allmählich, und
er hatte das offene, grobknochige Gesicht des Isländers.
    »Was für eine Aussicht«, meint er.
    Ich sah hin.
    »Ist dir warm genug, Harrietta?«
    »Ja.«
    Ich würde ihm nicht helfen. Er merkte es und nahm mehrere
tiefe, anerkennende Atemzüge der kiefernduftenden abendlichen
Luft.
    »Ich bin froh, daß du imstande gewesen bist, mit uns
auf diesen Trip zu kommen, Harrietta. Ich habe mit dir reden
wollen.«
    »Ich weiß.«
    Er würde sich nicht entschuldigen. Dafür kannten wir
einander zu gut.
    »Es gibt Gerüchte, ernsthafte Gerüchte, daß
dir im Institut der Durchbruch gelungen ist.«
    »Gibt’s die nicht immer?«
    »Die Sache ist die, Harrietta, daß du für die
Herstellung eine Basis benötigst… Du hast bei uns
gearbeitet – du warst vielleicht nicht immer mit dem
einverstanden, was wir getan haben, aber ich brauche dir die
Brandt-Betriebe wohl kaum zu verkaufen.«
    Das war eine nette Art, es auszudrücken. Es hatte eine Zeit
gegeben, da hatte ich ihren Primaten-Betrieb mit meiner
Fernsehkampagne praktisch lahmgelegt.
    »Mir gefällt noch immer nicht, was ihr mit den Delphinen
anstellt, Magnus.«
    »Ein schwieriges Gebiet. Aber wir können dir sicher
entgegenkommen.«
    »Ich werde dich beim Wort nehmen.« Wenn man mich den
ganzen Weg hierher wegen eines Verkaufsgesprächs mitgenommen
hatte, dann konnte ich ebenso gut versuchen, das Beste
herauszuschlagen. Von Brandts Windstrohm-Gruppe hatte ich
gehört. Dort wurden angeblich für eine PTG-Untersuchung
Delphine aufgeknüpft, daß einem das Herz brach.
    »Auf dem Gebiet der Kultivierung von Mikroorganismen,
Harrietta, sind wir unschlagbar, würde ich sagen. Submikros
ebenfalls. Parasiten. Wonach du suchst, wenn ich’s richtig
mitbekommen habe.« Er beugte sich zu mir herüber und senkte
die Stimme. »Wir haben ein neues Gebäude errichtet. Oben in
den Bergen. Selbstversorgende Umgebung. Garantierte
Sicherheit.«
    »Wie ich gehört habe, habt ihr noch immer
Personalprobleme.«
    »Nicht dort oben, Harrietta. Nur auf den unteren Etagen und
nur in den PTG-Zentren. Wir bekommen keine Labortechniker für
Wochenendschichten an Orten wie Windstrohm, insbesondere nicht
für nachts, wenn die Wissenschaftler nach Hause gehen und sie
auf sich selbst gestellt sind. Offen gesagt, kann ich ihnen das nicht
übelnehmen – diese Bombenanschläge wollen einfach
nicht aufhören.« Er faßte mich am Arm. »Aber das
hat nichts mit unserem neuen Komplex zu tun. Herausragende
Einrichtungen. Ausgezeichnete Arbeitsbedingungen. Läuft
traumhaft. Alles aus dem einundzwanzigsten Jahrhundert. Parasiten
sind erst der

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