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MERS

MERS

Titel: MERS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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ihren
weiblichen Empfängern nicht abgestoßen wurden, was eine
neue Industrie nahelegte: ältere Männer, die gewillt waren,
ihr Gemächt zu verkaufen, und andere, denen man es gewaltsam
abtrennte. Viel Geld. Glücklicherweise würde man sie nicht
benötigen, wenn ich recht hatte und die Impfstofftherapie
anschlug.
    Die Therapie… schlug sie an? Hatte sie bei mir
angeschlagen? Ich hatte keine Ahnung. Die meiste Zeit dachte ich
nicht darüber nach. Ein Leukämiekranker im Endstadium
schrieb einmal, daß man das Leben nicht in ständiger
Furcht verbringen konnte – anderes kam dazwischen.
Gleichermaßen verbrachte ich mein Leben nicht damit, über
den Status meiner Eierstöcke zu brüten. Vor zwei Tagen
hatte ich gesagt, ich bekäme meine Tage; meine Standardausrede
für schlechtes Benehmen. Meine Periode war noch immer nicht
gekommen, also bekam ich sie vielleicht auch nicht. Vielleicht war
ich wirklich schwanger. Das passierte Frauen wie mir, die
schwärmerisch veranlagte Ehemänner hatten. Wenn ich
schwanger war, konnten wir in zwei Wochen das Geschlecht des Embryos
bestimmten, und es bestand eine 60 zu 40-Chance, daß er
männlich war.
    Ich durchblätterte die Ausdrucke und fragte mich dabei, ob
ich ihn voll austragen sollte, falls er ein ›er‹ wäre.
Das einzige männliche Baby der Welt hervorbringen, ein Wunder
der Wissenschaft, ein Medienspektakel, ein Freak. Ich glaubte nicht.
In wenigen Monaten hätten wir einen Beweis. Voll ausgetragene
Geburten konnten bis zu den ausgedehnten Reihentests warten. Dann
gäbe es eine größere Anzahl von ihnen:
    Geborgenheit in der Anzahl. Ich hatte den Ruhm nicht nötig,
und mein kleiner Junge hatte die Auseinandersetzungen nicht
nötig. Ich war sechsunddreißig Jahre alt. Mir blieb viel
Zeit, Marks Sohn später auszutragen, hinter den Kulissen.
    Yvette hatte ihren Brief zu Ende gelesen und trocknete sich die
Tränen. Die Briefe ihrer Mutter waren stets glücklich und
brachten sie stets zum Weinen. Mark und Anna rissen sich aus ihrer
Erschlaffung, die das werktägliche Frühstück mit sich
gebracht hatte, und machten sich an ihre tägliche Arbeit. Marks
Material vom UV-Symposion in Bristol war per Post eingetroffen, also
arbeitete er wieder an seinem Projekt. Für mich konnte er nichts
mehr tun, bis ich meinen Aufsatz für Natur verfaßt
hatte. Am Morgen wühlte er sich durch das britische Material,
und am Nachmittag würde er vielleicht den Wagen brauchen, um zu
den Farmern zurückzukehren, wieder dort anzufangen, wo er am
Donnerstag steckengeblieben war. Ich benutzte kaum jemals den Wagen
– es war Marks Job, der uns das Methanol verschaffte.
    Anna wäre den ganzen Tag über in der Schule und
hätte hinterher eine Klavierstunde. Ich hatte niemanden wie
Julius für sie finden können, es gab niemanden wie Julius,
aber sie war mit der Frau in der Stadt zufrieden, die viel Wert auf
Technik legte. Geläufigkeit und Disziplin waren wieder im Kommen
nach vielen Jahren, während derer man nur abgewinkt hatte, wenn
die Rede aufs Klavierspielen kam. Frauen sprechen auf Disziplin an,
wenn sie den Sinn dafür einsehen.
    Yvette hatte ihre morgendliche Arbeit im Haus zu erledigen, und
den Nachmittag hatte sie für ihren Kurs an der städtischen
Universität. Sie beabsichtigte, nach ihrer Rückkehr nach
Frankreich zu lehren, und sie war in unser Land gekommen, um die
Sprache und unsere Erziehungsmethoden zu studieren. Wir waren mit die
ersten gewesen, die der Tatsache der eierlosen Halbkultur ins Auge
gesehen hatten, die an unseren monogeschlechtlichen Schulen gelehrt
wurde. Es spielte keine Rolle, daß ich ihr erzählt hatte,
wie nahe ich mich einer Heilmethode für das Syndrom wähnte
– selbst wenn es morgen überwunden wäre, würde
sie sich wenigstens weitere zwanzig Jahre mit einem weiblichen
Blickwinkel auf die Erziehung auseinanderzusetzen haben.
    Was meinen eigenen Montag betrifft, so hatte ich an meinem Artikel
für Natur zu arbeiten, also würde ich ins Institut
gehen. Ich wäre den ganzen Tag über dort und brächte
meine Unterlagen in Ordnung. Und ich müßte, wie ich Gusso
versprochen hatte, meinem Personal gestehen, was es mit dem Leck auf
sich hatte. Ich konnte den Leuten jetzt mitteilen, wohin es
führte, nämlich zu Unikhem, und wir könnten den
Schaden abschätzen. Wahrscheinlich wußte eine von ihnen
all das bereits: vielleicht könnte ich sie aufgrund ihrer
Reaktionen dingfest machen.
    Sie… Ich hatte Gusso außen vor gelassen, sehen
Sie, und suchte unter den

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