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MERS

MERS

Titel: MERS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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er wollte nicht gehen. Sie brachte ihn wieder ins Lot. Nirgendwo
sonst wollte er sein. Sie ließ ihn los, und er ging davon, die
School Lane entlang, wandte sich nach rechts, zwischen dem
Sicherheitsgeländer hindurch und ging die lange Stiege hinab.
Unten, auf der Parade, schritt er, ohne innezuhalten, am Haus seiner
Mutter vorüber. Ein schwarzes Band war an die Tür
genagelt.
    Er erreichte den Verbindungszug, und am Umsteigebahnhof den
Expreßzug und nahm dann eine Straßenbahn vom Bahnhof zur
Kaserne. Er bewegte sich achtsam, hielt Schocks von sich fern, ebenso
die Geräusche und die scharfen Kanten.
    Als er sich bei der Wache zurückmeldete, sah ihn der
Sergeant. Sergeant Breitholmer trat aus seinem Büro. Er hatte
stets ein Auge auf Daniel gehalten, und seit Daniels Beförderung
zum Corporal hatte er stets versucht, Schwierigkeiten von ihm
fernzuhalten.
    »Du solltest nicht hier sein, Corporal. Ich habe dich auf
Urlaub geschickt.«
    »Ich bin zurückgekehrt, Sergeant.«
    »Kannst nicht wegbleiben. Stimmt’s?«
    »Stimmt, Sergeant.«
    »Wegen dir habe ich den ganzen verdammten Dienstplan auf den
Kopf gestellt, Corporal Ryder. Jetzt kann ich wieder von vorn
anfangen.«
    »Schicken Sie mich in die Küche, Sergeant. Da ist immer
Platz.«
    »Erzähl mir nicht, was ich zu tun hab, Junge. Du wirst
dahin gehen, verdammt noch mal, wo man dich hinschickt.«
    Er kehrte in sein Büro zurück, und Daniel ging weiter.
Er duschte und wechselte in seine Uniform. Winzige Kieselsteine
fielen aus einem seiner Zivilschuhe heraus. Er hatte sie nicht
gespürt: sie waren unter die Einlegesohle geraten. Er sammelte
sie auf, starrte sie an, wie sie auf seiner Handfläche lagen,
und schleuderte sie dann durch den Raum. Er sah nach, wieviel Geld er
in seiner Brieftasche hatte, und verließ die Kaserne, wobei er
sich bewußt war, daß der Sergeant ihm beim
Vorübergehen zusah.
    Auf den Straßen der Stadt war es stickig, sie kochten in der
letzten Sonne des Tags. Die Stadt lag in einem Tal, umringt von
niedrigen, fichtenbewachsenen Hügeln, und die Julihitze hatte
sich darin gefangen, so daß sie vor Staub und Schmutz
knisterte. Er betrat die erstbeste Bar und versuchte, sich zu
betrinken, aber sein Bewußtsein war zu sehr auf der Hut, und so
konnte der Alkohol nicht hineingelangen. Er verließ die Bar,
suchte den Stadtpark auf und setzte sich auf eine Bank neben dem
künstlichen Wasserfall. Die Enten im Teich am Fuß des
Falls lärmten geschäftig und spürten die Hitze
nicht.
    Ein junges Mädchen in einem hübschen Sommerkleid war
über das Geländer der Fußgängerbrücke am
oberen Rand des Wasserfalls gebeugt. Er sah, wie sie ihren Hut
verlor, und er sah, wie er ins Wasser fiel, davontrieb, zwischen den
Felsen des Falls hinabglitt und in den Teich am Fuß
stürzte. Die Enten hackten danach, daraufhin schwamm er davon.
Das junge Mädchen eilte über den Pfad hinab, suchte einen
Stock, stellte sich ins Gras am Ufer des Teichs und angelte mit dem
Stock, aber der Hut trieb ruhig in der Mitte des Teichs, und ihre
Arme waren zu kurz.
    Daniel beobachtete sie. Sie sah aus wie eine ehrbare junge Frau,
überhaupt nicht auffällig. Bis heute gab es sieben
Jahrgänge Frauen ohne die entsprechenden Jahrgänge
Männer, also fehlte es ihm nie an Gelegenheiten, aber er hatte
ihnen nie den Gefallen getan. Er ertrug es nicht, daß sein
Sperma in einem Kondom oder im Innern irgendeiner Möse vergeudet
wurde: er sparte ihn für die Spenderzentren auf, wohin er
dreimal die Woche ging und wo er etwas Gutes bewirkte. Er wählte
die staatlichen Zentren, wo man umsonst ablieferte, für sich
allein in einem kleinen Raum. Private Zentren berechneten und boten
Annehmlichkeiten, Spielzimmer, heiße Bäder, Helfer
beiderlei Geschlechts, aber dafür hatte er nie Geld ausgeben
wollen.
    Das junge Mädchen zog die Sandalen aus, aber das Wasser war
zum Hineinwaten zu tief. Ihr Hut trieb gerade außerhalb ihrer
Reichweite dahin, attackiert von Enten, die ihn offenbar als
Bedrohung empfanden. Wenn er ihr nicht helfen würde, sagte er
sich, würde er seiner Uniform nicht gerecht werden, also stand
er auf, ging hinüber, nahm ihr den Stock ab und holte den Hut
heraus. Lachend stand sie neben ihm im Gras und schüttelte den
Hut aus. Dann setzte sie ihn auf, und grüne Algen baumelten von
seiner breiten Krempe herab.
    Sie kamen ins Gespräch. Sie war froh, ihren Hut
zurückzuhaben, ihr Freund hatte ihn ihr geschenkt. Er war in der
Armee, wie Daniel, und als er sie nach

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