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MERS

MERS

Titel: MERS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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vielen schlimmen Worten und wenig Aktion.
Männliche Banden, deren Mitglieder jetzt im mittleren Alter
standen und zäh zusammenhielten, waren seltener geworden,
stellten jedoch ein Problem dar – Polizistinnen auf Streifen
merkten, daß schwer mit ihnen umzugehen war, und ältere
und ranghöhere Polizisten blieben lieber in ihren Streifenwagen.
Es war eine Straße, die Harriet allein und nach Einbruch der
Dunkelheit nicht betreten hätte.
    Danno wohnte über den Geschäften; seine Tür befand
sich zwischen einer Wäscherei und einem Holo-Verleih. Harriet
zögerte. Sie hätte vorher anrufen sollen.
Möglicherweise war er noch immer in der Arbeit.
    Der Gedanke stimmte sie wieder zuversichtlich, und sie
drückte auf die Klingel. Eine Kamera inspizierte sie, aus einem
Lautsprecher tönte Dannos Stimme, Worte, die sie nicht verstand,
und die Tür öffnete sich. Im Innern war ein Treppenhaus.
Sie hatte keine andere Wahl, als hinaufzusteigen. Er trug ein
zerknittertes graues NatSich-Hemd und kurze Hose, und seine Stiefel
blitzten.
    »Harri. Das ist ja großartig! Ich bin gerade
reingekommen. Haben uns lange nicht gesehen.«
    »Ja. Ja… stimmt.« Er war größer, als sie
ihn in Erinnerung hatte, und sah militärischer denn je aus.
»Du siehst gut aus, Danno. Dein neuer Job steht dir.«
    Er war gut in Form, einer jener Männer, die am besten in
Uniform wirkten.
    »Du siehst selbst nicht schlecht aus, Harri. Überhaupt
nicht schlecht. Nun… was hältst du davon?«
    Er trat beiseite und winkte sie herein. Der Raum – sie hatte
ihn bereits hinter ihm gesehen und war verblüfft –
mußte sich über mehrere der Geschäfte unten
erstrecken, und er war großartig: reiche, grützenfarbene
Stoffe, ein Fußboden mit allerneuestem polierten
Fichtennadel-Mosaik, ein traditioneller, blaugekachelter Holzkamin,
die besten Elektrogeräte, samtene, hochaufgelöste
Schwarz-Weiß-Erotikfotos an den Wänden, eine verspiegelte
Bar, eine üppige, weiche Polstergruppe. Es erklärte die
ausgefallenen Sicherheitsvorrichtungen an der Tür und hatte
nichts mit dem Danno zu tun, den sie kannte.
    »Ist ja super, Danno! Hast du in der Lotterie
gewonnen?«
    »Gehört nicht mir. Bert. Dem Burschen, mit dem ich mir
das teile. Hab ich dir von erzählt. Küche, zwei
Schlafzimmer, zwei Bäder, Arbeitszimmer, Sauna, all das…
und ein Dachgarten hinten. Gut getroffen, was? Bertholt Breitholmer.
Captain Breitholmer. Hab ich dir von erzählt.«
    »Du hast mir erzählt, daß du mit jemandem
zusammenwohnst. Nicht seinen Namen. Du hast gesagt, er sei bei
NatSich.«
    »Stimmt. Bert hat mich reingebracht. Wir haben uns in der
Armee getroffen. Er ist zuerst gegangen, hat nach nur sechs Monaten
den Captain bei NatSich gemacht. Er sagt, ich würd’s
genauso machen. Wir helfen der Militärpolizei.«
    »Offenbar, Danno. Ich bin beeindruckt.« Sie nahm ihren
Schlapphut ab, ging hinein, setzte sich. Sie hatte davon gehört,
daß man ein paar Sekunden warten mußte, bis sich diese
Sessel auf einen einstellten, aber der, den sie ausgewählt
hatte, stellte sich sofort auf sie ein. Der Raum hatte eine
Klimaanlage. Einen derartigen Luxus fand sie schockierend. Der alte
Danno hätte ihn gleichfalls schockierend gefunden. Vielleicht
erklärte das sein nervöses Geplauder.
    Er ging zur Bar hinüber. »Was möchtest du haben?
Kaffee, Tee? Wir haben keinen Alkohol. Orangensaft, Grapefruit,
geeiste Milch?«
    Sie lachte. »Kaffee wäre schön… Keinen
Alkohol, Danno?« Das hätte ihr gefallen sollen, aber es
gefiel ihr nicht. »Was hat dein Bert mit dir
angestellt?«
    »Nicht er, Harri. Ich tu, was mir gefällt.« Er
brühte den Kaffee auf. »Unten an der Straße ist eine
Bar. Ich geh’s langsam an, das ist alles.« Sie kam sich
gemaßregelt vor. Er brachte ihr eine Tasse sowie eine für
sich selbst. »Und wie springt die Welt mit dir um, altes
Mädchen?«
    Er setzte sich ihr gegenüber, wobei er auf die
Bügelfalte in seiner Uniformhose achtgab, lehnte sich
zurück, und der Sessel stellte sich auf ihn ein.
    »Mir geht’s gut.« Sie schlug die Beine
übereinander. »Examen in ein paar Monaten, dann einen Job
in der Forschung.«
    Mehr würde er nicht erfahren. Er war nicht nervös, es
gefiel ihm sehr. Tasse Kaffee, altes Mädchen… und bestimmt
käme er gleich mit: schönes Wetter für diese
Jahreszeit.
    Danno trank seinen Kaffee. »Wohin wirst du in Urlaub fahren?
Oder bist du bereits gewesen?«
    Sie hätte es sich denken können. Urlaub war besser als
das Wetter. »Ich geb

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