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MERS

MERS

Titel: MERS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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stets ein verdammter Glückspilz gewesen.« Er
stand auf dem oberen Treppenabsatz, verabschiedete sie. »Du
mußt dann wirklich los?«
    Er konnte es nicht erwarten. Wenn sie nicht seine kleine Schwester
war, und wenn sie nicht bliebe, um Bert vorgeführt zu werden,
dann konnte er’s nicht erwarten. So daß ihre
Schwangerschaft, von der zu berichten sie Angst gehabt hatte, im
Geplauder ihres Abmarschs untergehen konnte.
    »Ich hab noch eine kleine Neuigkeit, Danno. Ich bin
schwanger. Wenn alles gut geht, werde ich im April ein Baby
bekommen.«
    »Hee! Glückwunsch. Ich werd Onkel…« Er sah sie
von der Seite her an. »Glückwünsche in Ordnung,
ja?«
    »Sie sind in Ordnung.«
    »Das ist großartig. Großartig!«
    Nicht allzu sehr untergegangen. »Ich werde sie nach Oma
nennen.«
    »Hee – Anna nach Omma. Weiß sie es
schon?«
    »Ich werd sie heute abend anrufen.«
    Sie erwartete, daß er nach einem Vater fragen würde,
aber Dannos Blick flackerte an ihr vorüber, die Stufen
hinab.
    »Ich geh dann.«
    »Du willst es dir nicht anders überlegen?«
    »Kann ich nicht.«
    »Ich weiß. Die Pflicht ruft. Danke fürs
Vorbeischauen, Harri.«
    Sie blickte sich im Zimmer um. Für einen ehemaligen
Sicherheitscaptain der Armee hatte sich Bert gut gemausert. »Ich
ruf dich wegen dem Trip an.«
    »Tu das. Und, Harri – paß auf dich auf. Du
ißt jetzt für zwei.«
    Sie ging die Treppe hinab. Sie hatten sich bislang nicht
berührt, und sie berührten sich auch jetzt nicht. Er
löste den Sperriegel, sie öffnete die Tür, winkte,
setzte sich den Hut auf und ging auf die Straße hinaus. Die
kostspielige Tür schloß sich hinter ihr. Die Mädchen
gegenüber traten noch immer gegen den Kunststoffzaum des
Werkstatthofs. Er war stärker als sie, aber nicht mehr
lange.
    Danno war in einem schlimmen Zustand. Alles an ihm war Schwindel,
am meisten seine Reaktion auf das Baby. Er haßte es. Sie
wußte nicht, weshalb sie sich da so sicher war, aber er hatte
es gehaßt. Es gehaßt…
    Als sie die Straße zurückging, kam ihr ein Mann in der
Uniform eines NatSich-Officers entgegen, dessen beschlagene Stiefel
laut auf dem Pflaster knallten. Er war gerade, gut gebaut; dunkles,
kurzgeschorenes Haar zeigte sich unter dem Lederband seines
breitkrempigen Sommerhuts. Die starken Linien in seinem Gesicht
ließen auf fünfzig und etwas mehr an Jahren als Kommandeur
seiner selbst und anderer schließen. Sie musterten einander
offen. Harriet wurde klar, daß das Leben auf der Pike Street
unproblematisch war, wenn man die Präsenz eines Captain
Breitholmers hatte – er mußte es sein – oder die
Muskeln ihres Bruders.
    Beim Näherkommen trat Captain Breitholmer vom schmalen
Bürgersteig auf die Straße, wobei er im gleichen Schritt
weiterging, salutierte schneidig und ließ die Mundwinkel ganz
kurz zu einem Lächeln zucken. Sie ging vorüber und
erwiderte sowohl das Lächeln als auch den Gruß. Für
einen Mann, der alt genug war, um ihr Vater sein zu können,
sowie für einen Mann, der sich verdächtig gut herausgemacht
hatte, war er außergewöhnlich attraktiv. Sie warf einen
Blick über die Schulter und sah, daß er an der Tür
Nummer 17 stehenblieb und in seinen Taschen nach dem Schlüssel
grub. Beider Blicke trafen sich erneut, dann ging sie ihres Wegs.
    Dr. Vrieland hatte ihr das Baby nicht madig gemacht. Danno hatte
es getan. Dann wiederum hatte er das auch tun wollen. Sie machte sich
daran, ihr Gefühl des Glücks wieder zusammenzusetzen.
     
    Oben am Treppenabsatz nahm Bert Breitholmer seine Mütze ab
und warf sie in hohem Bogen genau auf ihren Haken. Er löste die
Krawatte, und während er den Raum durchquerte, zog er sich die
Jacke aus.
    »Jesses, was für ein verflucht scheußlicher Tag.
Die Stadt war wie ein Backofen!«
    Er verschwand in seinem Schlafzimmer und kehrte ohne Schuhe und
Hemd wieder zurück, wobei er sich die Hose öffnete.
    »Diese armen, verpißten Anti-PTG-Typen. Sie haben
keinen Schimmer. Mach mir einen Eiskaffee, ja, Corporal, für
nach der Dusche.«
    Er zog Hose, Socken und Unterhose aus, warf sie durch die offene
Tür hinter sich und ging ins Bad.
    »Ich meine, wir haben gewußt, daß sie kommen.
Ihre Sicherheit ist jämmerlich. Wir haben auf sie gewartet. Und
als sie schließlich auftauchten…«
    Seine Stimme wurde vom Geräusch der Dusche ertränkt.
Daniel hatte mit hochgelegten Füßen dagesessen, ein
ungeöffnetes Modemagazin im Schoß. Er stand auf, ging zur
Bar, schenkte kalten Kaffee ein und fügte Eis hinzu.

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