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MERS

MERS

Titel: MERS Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D.G. Compton
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mich nicht viel mit Urlaub ab«,
erwiderte sie muffig.
    »Ich bin einfach glücklich – die Arbeit ist mein
Urlaub. Vielleicht fahre ich für ein paar Tage runter zu
Mama.«
    »Ja. Nun ja… dieses Jahre werde ich keinen Urlaub
kriegen, nicht mit dem neuen Job und so.«
    Und so? Sie hörte ihre stille Nörgelei. Die ganze Zeit
über seit ihrer Ankunft hatte sie genörgelt. Sie streckte
ihm die Hand entgegen. »Wir könnten zusammen irgendwo
hinfahren, Danno. Einfach für ein Wochenende.«
    »Das würde dir gefallen? Wär großartig.«
Er beugte sich vor, die Bügelfalten waren vergessen.
»Wirklich großartig. Als wir das letzte Mal miteinander
gesprochen haben, hat Mama gesagt, du hättest einen Kerl, aber
ich habe ihr gesagt, das könnte nicht sein… Vielleicht
könnten wir hinauf in die Berge. In ein staatliches
Camp.«
    »Das wär schön, Danno.« Der letzte Sommer vor
ihrem Baby.
    Sie verbesserte ihn nicht, was die Sache mit dem Kerl betraf. Sie
war sich nicht sicher, ob sie Karl ›hatte‹ oder nicht.
    Danno sackte in sich zusammen. »Am Wochenende geht’s
nicht. Hab ich vergessen. Schichtarbeit und so.«
    Und so? Halt den Mund!
    »Es muß nicht am Wochenende sein, Danno. Wenn ich nicht
im Krankenhaus bin, können wir jederzeit fahren.«
    »Dann ist’s in Ordnung. Das ist schön.«
    Sie sah, daß es noch immer nicht in Ordnung war. Er war kein
Schauspieler.
    Sie sprachen darüber, wohin sie fahren würden. Zu einem
der lauschigen Orte, die leicht zu erreichen wären und wo es
keine Moskitos gab – sie waren beide nicht sonderlich für
solche Landpartien zu begeistern. Noch nie. Danno holte Karten
heraus. Es gab Rotorschiffe mit Sonnendächern, die sie dort
hinbringen konnten, oder sie könnten einen Wagen mieten. Danno
sagte, ihm gefiele die Idee, ein spartanisches Leben im Wagen zu
führen. Wagen oder Rotorschiff; sie wußte, sie würden
niemals losziehen. Was war Danno eingefallen? Nicht sein
Wechseldienst. Captain Bertholt Breitholmer?
    Sie wechselte das Thema, näherte sich ihm von der Seite.
    »Als ich zum letztenmal unten bei Mama war, hat sie
behauptet, homo zu sein. Hat sie dir das gesagt?«
    Er sah sie mit offenem Mund an. »Das erklärt alles,
Harri! Ich hab’s stets gewußt. Das, verdammt noch mal,
erklärt alles!«
    Unbeirrt fuhr sie fort: »Ich glaube jedoch nicht, daß
es stimmt. Es fühlt sich nicht richtig an. Ich glaube, es ist
ein Teil von dieser Gott-die-Mutter-Sache. Ich habe eine Menge Homos
gekannt, und das fühlt sich nicht richtig an.«
    »Hab ich mir gedacht, Harri.«
    »Was meinst du?«
    »Hab ich mir gedacht, daß du dich für sie
einsetzt, verdammt noch mal. Allmächtiger Christus, wenn sie mit
einem Esel bumste, würd’st du dich für sie
einsetzen.« Er war aus seinem Sessel aufgesprungen und stand
wieder an der Bar, stach auf Knöpfe ein.
    »Mich für sie einsetzen? Weswegen soll ich mich für
sie einsetzen? Ich habe mich nicht…« Sie brach ab,
beobachtete ihn, wie er sich voller Ärger Kaffee nachschenkte
und ihn dabei auf der Braunglasablage verschüttete. Sie hatte
versucht, ihm eine Reaktion zu entlocken, und jetzt wußte sie
nicht, was sie zu bedeuten hatte.
    Er wischte das Verschüttete mit einem Tuch auf. »Du bist
bloß ein Kind«, murmelte er. »Du würdest es
nicht verstehen. Noch ’was Kaffee?« Er wartete die Antwort
nicht ab. »Ich habe gefragt, möchtest du noch ’was
Kaffee?«
    Sie stand ebenfalls auf. Sie hatte diesen Besuch versaut.
»Ich sollte gehen.« Sie reichte ihm ihre Tasse. Sie hatte
ihn wie einen Patienten durchleuchtet. Dazu hatte sie kein Recht.
»Großartig, der Kaffee, Danno.«
    »Ja… Bert mag seinen Kaffee… Sieh mal, du kannst
nicht gehen. Du mußt hierbleiben und ihn kennenlernen. Er
weiß alles von dir. Er wird jede Minute
zurücksein.«
    »Ich hab zu tun, Danno. Ich kann wirklich
nicht…«
    »Du mußt. Er weiß alles über meine kleine
Schwester. Du bist meine Familie, verdammt noch mal.«
    »Tut mir leid, mein Lieber.« Lieber? Ja. Ja, sie liebte
ihn sehr. Und sie war seine Familie. Aber sie war nicht seine kleine
Schwester, nicht in seinem Sinne, und sie war’s
möglicherweise auch nie gewesen. »Ich muß gehen. Um
sechs hab ich Dienst.« Jede Lüge war recht. »Ich hab
gedacht, ich schau einfach mal rein und seh nach, wie du so
zurechtkommst.«
    »Zurechtkommst?« In seinen Augen blitzte es kurz, dann
verfiel er wieder ins Gesellschaftliche und Mögliche. »Bin
auf den Füßen gelandet, Harri. Sorg du für dich
selbst. Bin

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