Messer, Gabel, Schere, Mord: Mitchell& Markbys Vierter Fall
Erpressung, der Einbruch in Ellens Wohnung, die Sachbeschädigung. Allein das würde bereits für eine Anklage reichen, oder haben Sie das vergessen? Sie mögen Ihre Frau vielleicht bis heute einigermaßen erfolgreich getäuscht haben, aber ich garantiere Ihnen, wenn Sie das mit uns versuchen, werden Sie auch nicht annähernd so erfolgreich sein! Das Spiel ist aus, Denis! Geben Sie auf!« Die Reflexionen des Wassers erzeugten merkwürdige Effekte aus Licht und Schatten auf Fultons Gesicht, doch Markby sah, dass es darunter alle Farbe verloren hatte. Das ärgerliche Truthahnrot von vorhin war einer ungesunden Blässe gewichen.
»Dann wollen Sie mich also anklagen?«
»Nein! Ich bitte Sie lediglich, mitzukommen! Ich versuche, Ihnen die Sache leichter zu machen, jedenfalls so leicht, wie ich kann. Ich hätte auch einen Streifenwagen mit zwei uniformierten Beamten schicken können.«
»Und das werden Sie vermutlich tun, sollte ich mich weigern, Sie jetzt zu begleiten?«, fragte Denis.
»Sie haben es erfasst.«
»Darf ich meine persönliche Meinung über Ihr Verhalten zum Ausdruck bringen, oder setzen Sie das zusammen mit allem anderen auf die Anklageschrift?«, fauchte Fulton.
»Was meinen Sie mit ›allem anderen‹?«, konterte Markby kühl. Denis schwieg. Am anderen Ende des Pools planschten die beiden Frauen. Ihre Stimmen hallten von den Wänden wider.
»Was sage ich Leah?«, fragte Denis plötzlich ernüchtert.
»Früher oder später werden Sie ihr die Wahrheit sagen müssen. Für den Augenblick schlage ich vor, Sie sagen einfach, dass Sie mit mir kommen.«
»Sie wird sich nicht damit zufrieden geben! Leah ist nicht dumm! Sie wird fragen …«
»Und hätten Sie ihr vorher die Wahrheit gesagt, wäre sie jetzt besser auf das Kommende vorbereitet!«, schnitt ihm Markby das Wort ab.
»Das ist Ihr verdammtes Problem, nicht meines! Jetzt gehen Sie, und ziehen Sie sich ein paar Kleidungsstücke an!«
Leah und Meredith hielten sich an der rings um den Pool verlaufenden Stange fest und traten Wasser.
»Ich bin überhaupt nicht sportlich«, sagte Leah gerade.
»Hin und wieder gehe ich kurz ins Wasser, so wie heute, in einem Swimmingpool. Ich war noch nie im Meer schwimmen. Als Marcus noch gelebt hat, waren wir jedes Jahr an der Côte d’Azur. Es hat ihm dort sehr gefallen. Aber ich habe mich jedes Mal zu Tode gelangweilt! Nichts als am Strand oder am Pool liegen und all diese braunen Leiber, die, einer neben dem anderen, in Sonnenmilch kochen wie Sardinen in einer Dose! Ich bin ein Stadtkind. Ich gehe gerne einkaufen oder in Restaurants, Theater, Ausstellungen und so weiter. Eine Zeit lang hatte Marcus eine Yacht, und ich konnte ihn überreden, an der Küste entlang nach Monaco zu fahren, wo ich ins Casino gegangen bin. Ich bin hin und wieder eine Spielernatur, und ich habe es genossen.«
»Ich mag Südfrankreich«, sagte Meredith.
»Aber ich bin lieber im Landesinnern statt an der Küste, auch wenn ich gerne im Meer schwimme.«
Leah drehte sich mit dem Rücken zum Rand des Pools und legte die ausgestreckten Arme rückwärts über die Stange, bis ihre Füße vor ihr auftauchten. Aus ihrer neuen Position blickte sie direkt über den Pool hinweg zu den beiden Männern.
»Worüber mögen sie reden?« Ihre Stimme klang plötzlich hart. Meredith warf einen Blick in die gleiche Richtung. Es sah ganz danach aus, als stritten Markby und Fulton. Meredith wurde von einer unangenehmen Vorahnung ergriffen.
»Ich weiß es nicht.«
»Nun, ich werde es herausfinden!« Leah stieß sich vom Beckenrand ab und schwamm mit deutlich größerem Einsatz und Geschick zur anderen Seite zurück, als sie zu Anfang an den Tag gelegt hatte. Meredith folgte ihr. Als sie platschnass aus dem Pool und auf die umlaufenden Fliesen kletterten, drehten Markby und Fulton sich zu ihnen um.
»Was geht hier vor?«, erkundigte sich Leah mit abgehackter Stimme. Sie zog die Nadeln aus ihrem Haar und schüttelte es auseinander.
»Schon gut, es ist alles in Ordnung«, sagte Denis hastig.
»Ich gehe mir nur etwas anziehen, und dann fahre ich mit dem Chief Inspector.«
»Wohin?« Leah musterte Markby misstrauisch.
»Wozu brauchen Sie meinen Mann?«
»Keine Sorge«, sagte Markby beschwichtigend.
»Ihr Mann hat sich bereit erklärt, mit mir zum Revier zu fahren, wo wir bestimmte Dinge in einer angemesseneren Umgebung besprechen können.«
»Welche Dinge?« Sie trat aggressiv vor.
»Denis, was um alles in der Welt geht hier vor? Warum kannst du
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