Messer, Gabel, Schere, Mord: Mitchell& Markbys Vierter Fall
Kleinwagen. Nun ja, eigentlich hat er Ellen gehört, Sie erinnern sich bestimmt. Aber jetzt gehört er mir. Ich habe auf dem Weg geparkt. Es war schwierig, den Weg über den Hof zu finden. Der Nebel wird immer dichter und verdeckt den Mond, und ich habe dummerweise vergessen, eine Taschenlampe mitzubringen.«
»Sie haben nicht …« Zoë fühlte sich albern wegen der Frage, doch sie musste sicher sein.
»… Sie haben nicht zufällig auf dem Weg hierher ein Motorrad gesehen?«
»Nein, ich denke nicht.« Margery klang verwirrt.
»Dann ist es gut. Mögen Sie vielleicht Kaffee? Ich mache mir gerade heißes Wasser auf meinem Gaskocher. Dann wird es auch ein wenig wärmer.«
»Bitte verzeihen Sie, dass ich Sie störe«, entschuldigte sich Margery.
»Ich hätte angerufen, aber Sie besitzen kein Telefon. Es ist nur so, dass ich mich zu einem Entschluss durchgerungen habe, und ich wollte es Ihnen auf dem schnellsten Weg mitteilen.« Sie verstummte, ohne ihrer mysteriösen Feststellung eine Erklärung folgen zu lassen. Zoë starrte Margery verblüfft an, doch sie beschloss, ihren späten Gast nicht zu bedrängen und auf seine Weise zum Zweck des Besuchs kommen zu lassen. Sie holte Becher hervor und stellte den kleinen Wasserkessel auf den Kocher.
»Sie stören nicht«, sagte sie.
»Ich habe über den Büchern gesessen.«
»Oh, die Bücher …« Margery blickte auf die Papiere, die überall auf der Pritsche verstreut lagen. Ein Schatten legte sich über ihr Gesicht. Dann blinzelte sie, als wäre sie gerade aufgewacht.
»Nein, bitte keinen Kaffee. Ich trinke keinen Kaffee. Wenn Sie vielleicht etwas Fruchtsaftkonzentrat hätten, nehme ich das, mit heißem Wasser meinetwegen. Ich mag es gerne so, und ich nehme keine Stimulantien zu mir.« Zoë nahm eine Flasche Orangensirup und füllte Margerys Becher mit Sirup und heißem Wasser.
»Woher bekommen Sie Ihr Wasser?«, fragte Margery.
»Aus dem Standrohr draußen im Hof. Die Pferdetränke wird daraus gespeist, und ich entnehme mein Wasser ebenfalls dort. Ich schätze, es ist nicht als Trinkwasser gedacht, aber ich koche es immer vorher ab, und ich war noch nie krank. Möchten Sie Ihr Getränk jetzt immer noch?«
»O ja! Es macht mir nichts. Ich bin sicher, es ist einwandfrei.« Margery hob die kleinen Hände und verstummte dann aufs Neue. Zoës Geduld wich schließlich lebhafter Neugier.
»Was kann ich für Sie tun, Margery?«, erkundigte sie sich unverblümt.
»Es ist wegen Ellens Geld.« Zoë starrte sie mit halb erhobenem Becher an.
»Verzeihung?«
»Ellens Geld. Sie haben sicher gehört, dass Ellen mir alles hinterlassen hat. Den Laden, das Auto, die Kleider, das Mobiliar, das Geld. Einfach alles. Und sie war recht wohlhabend.«
»Ja, das habe ich gehört«, erwiderte Zoë und hoffte, nicht neidisch zu klingen.
»Es war ein großer Schock. Ich meine, Ellens Tod selbst war auch ein Schock, aber als Mrs. Danby mir eröffnete, dass ich Ellens Erbin bin … das war viel schlimmer. Ich fühle mich so schuldig.«
»Warum denn das?«, fragte Zoë überrascht.
»Weil ich es nicht verdient habe. Ich bin nicht mit Ellen verwandt. Ich war nicht wirklich mit ihr befreundet. Ich habe einfach nur in ihrem Geschäft gearbeitet. Seit ich davon erfahren habe, kann ich kaum noch schlafen.« Plötzlich schweifte sie völlig vom Thema ab und fügte hinzu:
»Ich bin im ›Crossed Keys‹ abgestiegen. Es war Chefinspektor Markbys Idee.« Zoë fragte sich allmählich, ob die schnelle Abfolge von Schocks Margery ein wenig aus dem Gleichgewicht gebracht hatte oder ob sie tatsächlich nicht ganz richtig im Kopf war.
»Stimmt es … wissen Sie, ob man jemanden aus dem Hotel verhaftet hat?« Margerys nächste Frage schien Zoës Vermutungen zu bestätigen.
»Das weiß ich nicht. Ich habe nichts dergleichen gehört. Aber wie sollte ich auch, hier draußen. Im Hotel, sagen Sie? Sind Sie sicher? Wer hat Ihnen das erzählt?«
»Jemand kam in den Laden und hat es gesagt. Vielleicht ist es nur ein Gerücht. Aber ich hoffe, sie haben ihn verhaftet. Ich hatte solche Angst, seit er hinter mir her war.«
»Warum um alles in der Welt sollte jemand hinter Ihnen her sein?« Die Worte brachen aus Zoë mit solcher Ungläubigkeit hervor, dass sie erst hinterher merkte, wie unhöflich ihre Frage klingen musste.
»Ja, hinter mir. Ich weiß nicht warum, aber seit ich alles geerbt habe, was Ellen je besessen hat, scheint alles schief zu gehen. Ich möchte den Laden weiter geöffnet halten, aber alles
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