Messer, Gabel, Schere, Mord: Mitchell& Markbys Vierter Fall
sie, das Messer nur zur Selbstverteidigung eingesteckt zu haben, weil sie befürchtete, von Ellen angegriffen zu werden. Leah ist eine schlaue und erfindungsreiche Frau.«
»Weißt du, sie wäre wahrscheinlich sehr erfreut, wenn sie hören könnte, dass ein anderer sie so charakterisiert. Sie hasst es, von allen nur als Schmetterling angesehen zu werden. Wird sie freigesprochen?«
»Nicht ganz, schätze ich. Allerdings wird die Strafe wahrscheinlich minimal ausfallen. Doch das ist nur meine persönliche Meinung.«
»Hast du wirklich irgendwann geglaubt, Denis könnte Ellen Bryant getötet haben?« Er schürzte die Lippen.
»Lass es mich so sagen. Ich war sicher, dass einer von den beiden Fultons der Täter war. Dadurch, dass ich Denis mit aufs Revier genommen habe, ist die Wahrheit ans Tageslicht gekommen.«
»Du bist ein verdammt hohes Risiko eingegangen!«, sagte Meredith vorwurfsvoll.
»Leah hätte sterben können! Nur dem Feuer ist es zu verdanken, dass ich in ihr Zimmer eingedrungen bin und sie gefunden habe. Du hast mit ihren Emotionen gespielt! Sie war am Boden zerstört, als du mit Denis weggegangen bist.«
»Ich wusste ja nicht, dass sie Pillen schlucken würde!«, verteidigte sich Markby.
»Aber ich musste ihr doppeltes Spiel beenden. Die beiden waren einfach zu gut darin.« Meredith pflückte ein weiteres Stück lose Rinde vom Stamm.
»Warum warst du eigentlich so verdammt sicher, dass der Mörder einer der beiden Fultons sein musste?«
»Sie waren die Einzigen mit einem Motiv«, erwiderte Markby einfach.
»Die Menschen morden normalerweise nicht ohne Motiv.«
»Ich denke trotzdem, dass du ein ungerechtfertigtes Risiko eingegangen bist, Alan. Du bist bis zur Grenze des Erlaubten gegangen. Angenommen, Robin Harding wäre nicht von seiner Eifersucht aufgefressen worden und hätte das Hotel nicht in Brand gesetzt!«
»Das weiß ich selbst«, entgegnete Markby schroff. Eine Weile saßen sie schweigend beieinander.
»Der arme Eric«, sagte Meredith schließlich und sah zu dem beschädigten Hotel hinunter.
»All die viele Arbeit, für nichts und wieder nichts. Jetzt muss er noch einmal von vorn anfangen.«
»Eric hat mir versichert, dass Ulli Richter außerhalb seiner Küche der sanfteste Mensch auf Erden ist. Trotzdem hat er dem jungen Harding eine Heidenangst eingejagt!«, entgegnete Markby mit unverhohlener Befriedigung.
»Als Eric hinzukam, hatte Harding vor lauter Angst schon halb den Verstand verloren! Er war ganz sicher, dass Richter ihm den Schädel einschlagen wollte. Brandstiftung mit Gefährdung von Leib und Leben Dritter ist ein ernstes Verbrechen. Harding wird eine Menge Zeit haben, um über seinen Fehler nachzudenken, wenn er hinter Gittern sitzt.«
»Hope meint, bei ihm sei eine mentale Sicherung durchgebrannt. Ich für meinen Teil glaube eher, er wurde von Eifersucht getrieben. Im Grunde genommen ging es bei der ganzen Geschichte nur um Eifersucht, oder nicht? Robin war eifersüchtig auf Eric. Denis war eifersüchtig auf Victor Merle. Selbst die arme Ellen war eifersüchtig, weil Denis glücklich verheiratet war und sie vergessen hatte. Dann kollidierte Ellens Eifersucht mit der Art von frustrierter Mutterliebe, die Leah für Denis empfindet. Wie zerstörerisch doch diese leidenschaftliche Liebe sein kann! Leah war fast instinktiv bereit, für Denis zu töten, genau wie Maud getötet hat, um Emma zu schützen.«
»Nein!«, widersprach Markby heftig.
»Leah hat das Messer an sich genommen und in ihrer Handtasche versteckt. Sie hatte für später am Tag ein geheimes Treffen mit Ellen arrangiert. Es war Vorsatz – guter, alter einwandfreier Vorsatz. Allerdings, wie bereits gesagt, es ist nicht an dir und mir, über diese Angelegenheit zu entscheiden. Dafür werden Leahs Anwälte und Ärzte sorgen.«
»Alan …«, sagte Meredith nach einer Weile.
»Ich möchte nicht eingebildet klingen, aber bist du eigentlich niemals eifersüchtig? Wegen mir?«
»Wegen dir? Natürlich nicht!«, erwiderte Markby entrüstet.
»Oh.« Nun, das ist deutlich genug!, dachte Meredith. Du hast dich zur Närrin gemacht, Meredith Mitchell! Warum sollte es ihn interessieren, was du tust? Plötzlich sprudelte Markby hervor:
»Natürlich bin ich eifersüchtig! Nicht so, dass ich grün im Gesicht werde, aber eifersüchtig! Ich weiß, dass du frei und unabhängig bist. Ich habe keinerlei Rechte. Aber manchmal frage ich mich, ob du nicht in London noch jemanden hast.«
»Nein. Ich treffe mich mit niemand
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