Messer, Gabel, Schere, Mord: Mitchell& Markbys Vierter Fall
versteckt. Die Fensterreihen des Krankenhauses glänzten stumpf, und die gepflegten Rasenflächen wirkten verlassen trotz der zahlreichen Autos, die rings um ihr eigenes auf dem Parkplatz abgestellt waren. Schilder zeigten den Weg zu den verschiedenen Abteilungen wie Entbindungsstation, Radiologie, Unfallchirurgie und eine ganze Reihe mehr, doch falls in diesen Abteilungen hektische Betriebsamkeit herrschte, dann war sie genau wie die Sonne vor den Augen verborgen.
Meredith blickte dem bevorstehenden Krankenbesuch nicht besonders freudig entgegen, doch sie musste es tun. Besser gesagt: Es hinter sich bringen. Meredith setzte sich entschlossen in Richtung der nächsten Flachglastür in Bewegung.
»Sie fühlt sich noch ein wenig unsicher auf den Beinen«, sagte die junge Krankenschwester.
»Nicht weiter überraschend, auch wenn es für sie scheußlich sein muss. Wir haben ihr den Magen ausgepumpt und selbstverständlich das Standard-Gegenmittel verabreicht. Sie klingen ein wenig heiser – haben Sie eine Erkältung?« Sie blickte Meredith fragend an.
»Nein. Ich habe eine Menge Rauch eingeatmet. Ich leide unter Halsschmerzen, und meine Stimme wurde in Mitleidenschaft gezogen.«
»Oh. Ich verstehe. Wie Mrs. Fulton. Sie krächzt ebenfalls.
Wurden Sie vom gleichen Feuer überrascht?«
»Ja. Geht es Mrs. Fulton besser?«
»Oh, natürlich, meine Güte. Sie hat nicht genügend Tabletten genommen, um sich wirklich umzubringen. Das tun die wenigsten, wussten Sie das?«
»Oh«, sagte Meredith.
»Ich verstehe.«
»Sie ist lediglich ein wenig entkräftet!« Die Krankenschwester lächelte freundlich.
»Und niedergeschlagen. Bestimmt wird ihr ein freundlicher Besuch gut tun. Sie werden Sie nicht anstrengen, oder?« Aufmerksam geworden durch die Worte der Krankenschwester, erkundigte sich Meredith:
»War denn ihr Mann schon bei ihr zu Besuch?«
»O ja, er war da! Aber unter uns gesagt, er hat ihrer Stimmung nicht gerade gut getan, wenn Sie wissen, was ich meine. Er war selbst in einem ähnlichen Zustand. Manchmal sind sie einfach so.« Mit dieser geheimnisvollen Bemerkung ließ die Krankenschwester Meredith in ein kleines privates Krankenzimmer. Leah lag auf Kopfkissen gestützt und trug ein pinkfarbenes Bettjäckchen, dessen lebhafter Farbton in groteskem Kontrast zu ihrer grauen Gesichtsfarbe stand.
»Hallo«, sagte Meredith.
»Wie geht’s?«
»So lala. Ich fühle mich lausig. Wahrscheinlich habe ich es nicht besser verdient.«
»Ich habe ein paar Zeitschriften und Malzzucker mitgebracht. Gut für den Hals. Wie geht es Ihrem? Meiner ist ganz rau.« Meredith legte ihre Mitbringsel auf dem Nachttisch ab und setzte sich.
»Es ist auszuhalten. Ich glaube, ich muss mich bei Ihnen bedanken, weil Sie mir das Leben gerettet haben?« Leah klang eher ärgerlich als dankbar.
»Nicht, wenn Sie nicht wollen«, entgegnete Meredith. Leah warf die Hände hoch und rief elend:
»Es tut mir so leid! Ich wollte nicht ungehobelt sein! Sie waren so tapfer und entschlossen, mich die Treppe herunterzutragen! Und so selbstlos! Sie hätten selbst vom Feuer eingeschlossen werden können!«
»Eric hat Sie nach draußen getragen. Ohne seine Hilfe hätte es vielleicht keine von uns beiden geschafft.« Leah sank in ihre Kissenstapel zurück und seufzte.
»Der arme Eric. All seine Arbeit ist buchstäblich in Rauch aufgegangen!«
»Genau genommen sind nur der Ostflügel und die Küche betroffen. Eric schmiedet bereits Pläne für den Wiederaufbau. Er gehört nun einmal zu der Sorte, die sich nicht so leicht unterkriegen lässt.«
»Ja.« Ein verlegenes Schweigen breitete sich aus. Zögernd fragte Meredith:
»War Alan bereits bei Ihnen?«
»Noch nicht. Er hat eine nette junge Polizistin vorbeigeschickt und seine Grüße bestellen lassen – sehr höflich, Ihr Polizistenfreund! –, und er will mich später anrufen, sobald ich mich besser fühle.« In Leahs dunklen Augen flackerte Angst auf.
»Meredith, als Sie mich aus dem Bett gezerrt haben … ich weiß, dass sie die Pillenflasche an sich genommen haben, weil der Arzt es mir gesagt hat. Er meinte, es wäre sehr hilfreich gewesen, genau zu wissen, was ich genommen hatte, und man könne Ihnen zu Ihrer Geistesgegenwart nur gratulieren. Aber ich weiß nicht, ob Ihnen ein … ein …« Sie brach ab und fixierte Meredith mit einem fragenden Blick.
»Ein Brief? Ja, den habe ich ebenfalls eingesteckt. Ich habe ihn noch bei mir. Er ist hier, in meiner Tasche.«
»Sie haben ihn noch nicht
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