Messer, Gabel, Schere, Mord: Mitchell& Markbys Vierter Fall
Chief Inspector Markby. Im Gegenteil, er ist zu verdammt schlau. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass er herausfindet, wer Ellen Bryant in Wirklichkeit war. Denis hat erzählt, die Polizei hätte seine und Ellens Eheschließungsurkunde in die Finger bekommen. Er hat erzählt, dass er Ellens Wohnung durchsucht hat, um sie zu finden, und dass dieses Mädchen sie die ganze Zeit über bei sich getragen hat, das Ellen als seine Erbin eingesetzt hat. Jedenfalls bleibt mir jetzt wohl nichts anderes mehr übrig, als die Wahrheit zu sagen und die ganze schmutzige Geschichte einzugestehen. Was für eine verdammte Peinlichkeit!« Leah klang aufgebracht und resigniert zugleich.
»Was ist mit dem Brief?«, fragte Meredith und deutete auf den Umschlag, der immer noch auf der Decke lag,
»Mein Geständnis? Schauspielerei. Alles gestehen und sich dann mit Pillen aus dem Leben stehlen. Ich hatte schon immer eine Neigung zu theatralischen Gesten. Das habe ich von meiner Mutter, die immer wieder gesagt hat: Egal was du machst, mach es mit Stil. Eine Schande, dass mein Stil so abgedroschen ist.«
»Sie sind eine Spielerin, Leah. Das haben Sie selbst gesagt. Es gefiel Ihnen, mit Marcus nach Monte Carlo zu fahren. Deswegen haben Sie wohl auch geglaubt, Sie hätten eine faire Chance, ungeschoren davonzukommen. Nur ein Spieler hätte den Nerv gehabt, Ellen auf diese Weise zu ermorden, vor unseren Nasen.«
»Genau. Das hätte der Polizei verraten müssen, dass Denis unmöglich der Mörder sein kann! Selbst wenn er es versucht hätte, er hätte sich nur selbst geschnitten oder sich zum Narren gemacht wie bei unserer Dinnerparty, als er Victor bedroht hat. Oh, hier, nehmen Sie den elenden Brief und bringen Sie ihn Ihrem Markby. Ich werde ihm alles gestehen, wenn er herkommt, aber er kann genauso gut den Brief lesen, wo Sie ihn schon so wagemutig vor den Flammen gerettet haben.«
»Und Denis?«, fragte Meredith leise.
»Weiß er, dass Sie Ellen getötet haben?« Leahs müdes Lächeln war nur ein Abklatsch ihres üblichen Strahlens.
»O ja. Ich glaube, Denis hatte schon recht bald einen Verdacht. Doch er konnte sich nicht dazu überwinden, sich den Tatsachen zu stellen. Das ist Denis’ Problem, wissen Sie? Er kann sich unangenehmen Dingen einfach nicht stellen.« Sie drehte den Kopf zum Fenster und blickte hinaus auf die graue Landschaft.
»Es ist so ein Jammer, wirklich ein richtiger Jammer.«
»Der wirkliche Jammer ist«, hörte Meredith sich sagen,
»dass Marcus tot ist, sich aber einfach nicht hinlegen will.«
»So ist Marcus nun einmal.« Für einen winzigen Augenblick erhellte ein amüsiertes Lächeln Leahs traurige Gesichtszüge.
Draußen auf dem Gang versuchte Meredith zunächst, ihre Gedanken zu ordnen. Sie hatte genau das gehört, was sie erwartet hatte, und trotzdem war es ein Schock gewesen, die Worte aus Leahs Mund zu vernehmen.
Ihre Aufmerksamkeit wurde von quietschenden Schritten erweckt, und als sie aufblickte, sah sie zu ihrer großen Überraschung Hope Mapple, die durch den Korridor auf sie zugetrottet kam.
Hope war in ein wallendes blaues Kleid gehüllt und trug eine große Einkaufstasche voller Rollen aus buntem Papier und Wollknäuel. Sie trug Turnschuhe, und die Gummisohlen klebten unter protestierendem Quietschen auf dem mit Bohnerwachs polierten Boden.
»Hallo!«, dröhnte sie fröhlich.
»Auf Krankenbesuch?«
»Ja. Was machen Sie hier?«
»Es ist einer meiner Therapietage. Kunst und Kunsthandwerk, wissen Sie, ich helfe den Patienten, ihre depressive Phase nach der Operation zu überwinden. Ich habe gehört, Mrs. Fulton ist heute ebenfalls hier? Meinen Sie, sie hätte Interesse an Makramee? Diese Knoten haben eine sehr befriedigende und therapeutische Wirkung.«
»Ich glaube wirklich nicht«, entgegnete Meredith mit fester Stimme,
»dass Mrs. Fulton heute zu Makramee aufgelegt ist. Vielleicht ist es besser, sie noch eine Weile in Ruhe zu lassen.«
»Richtig.« Miss Mapple blieb stehen, und das blaue Zelt erbebte.
»Eine Schande, was mit Springwood Hall passiert ist. Schade um den jungen Robin Harding. Er kam mir immer wie ein ganz normaler Junge vor, vielleicht ein wenig eifrig. Vielleicht war es ein mentaler Zusammenbruch, wer weiß? Ich frage mich, ob sie ihn hier in die psychiatrische Abteilung bringen? Ich arbeite sehr viel mit den geistig Verwirrten.«
»Ich weiß nichts davon. Ich denke, er wusste wahrscheinlich, was er tat. Es war eine heimtückische Tat – und ein Glück, dass
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