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Messewalzer

Messewalzer

Titel: Messewalzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Stammkötter
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Lachen nicht unterdrücken.
    »Was schlägst du vor?«, fragte Staatsanwalt Reis.
    »Ich geh rein und rede mit ihm.«
    Der Staatsanwalt nickte zögerlich.
    Kroll betrat das Restaurant. Als er wenige Meter von der Treppe entfernt war, schrie er in Richtung Obergeschoss: »Mein Name ist Hauptkommissar Kroll! Ich würde gerne mit Ihnen reden.«
    »Deine Stimme ich kenne. Haben wir schon gesehen?«
    Kroll wollte die Frage nicht beantworten. Er wollte nicht, dass Goran sich an ihr letztes Treffen in der Brauerei erinnerte. Das würde die Situation nicht entspannen.
    Goran stellte sich vor die Treppe. Das Mädchen hielt er wie ein Schild vor seinen Körper.
    »Ah! Mein Gegner aus alte Brauerei. Gut, dass du da bist. Wir haben eh noch Rechnung offen!«
    »Gib auf, Goran! Das Lokal ist umstellt. Du kommst hier nicht mehr raus.«
    »Ha! Ha! Ha!« Es war ein bitteres Lachen, das Kroll entgegenschlug. »Weißt du, wie oft ich von feindliche Soldaten war eingekreist? Schon 100 Mal habe ich gehört diesen Spruch. Und ich immer noch am Leben!«
    Kroll versuchte, einen ruhigen Ton anzuschlagen. »Du bist Soldat, Goran. Gehört es zu deiner Ehre, wehrlose Mädchen als Geisel zu nehmen? Lass die Kleine laufen. Nimm mich, ich bin Bulle! Das zählt doch mindestens genauso viel!«
    Abermals das bittere Lachen. »Wir haben Krieg! Keine Regeln und keine Ehre. Hundert gegen einen. Ist das etwa fair?«
    Kroll wartete einen Moment. »Was willst du? Wie stellst du dir das jetzt vor? Wie soll es weitergehen?«
    »Guck mal, was ich habe hier!«
    Ein Gegenstand in der Größe eines Tennisballs flog über die Treppe und landete direkt vor Krolls Füßen. Kroll erschrak, als er die Handgranate erkannte. Mit einem zweiten Blick stellte er jedoch fest, dass der Zündungsring noch nicht gezogen war.
    »Ich gehe nie ohne Reisetasche aus Haus«, schallte es von oben. »Ich habe noch ganze Menge davon! Und du glaube nicht, dass ich an Leben hänge. Ich wollte immer in Krieg sterben … und wenn heute ist, dann heute. Tod von Zivilisten gehört dazu!«
    Kroll war nicht mehr fähig, rational zu denken. Alles, was er sagte, entsprang einer eigenartigen Spontanität. Er konnte nur hoffen, dass er keinen Fehler machte. »Der Krieg ist lange vorbei, Goran! Das Mädchen hat niemandem etwas zuleide getan und es ist bestimmt nicht dein Feind. Lass sie laufen. Ich komme unbewaffnet hoch und du kannst mich in Gefangenschaft nehmen. Du hast doch die Waffen! Wir spielen nach deinen Regeln!«
    Es vergingen zwei lange Minuten, in denen sich nichts regte. Kroll wurde bewusst, dass er schon lange kein Lebenszeichen mehr von dem Mädchen gehört hatte. Aber das Kind musste am Leben sein. Eine tote Geisel war Gorans Todesurteil. Das wusste er bestimmt.
    Endlich wurde die Stille unterbrochen. »Wir beide machen unsere Kampf später! Hier nicht, und nicht heute!«
    »Was willst du?«, fragte Kroll.
    Wieder Stille.
    »Ich brauche Hubschrauber!«
    Kroll war sich nicht sicher, ob er sich verhört hatte. »Einen Hubschrauber? Bist du wahnsinnig? Wo soll der denn landen?«
    Gorans Antwort folgte prompt. »Direkt vor Tür. Oder glaubst du, ich will noch machen Marathon?«
    »Der kann hier doch nie im Leben landen. Zwischen den Häusern etwa? Dafür ist doch gar kein Platz!«
    »Ihr schafft das. Nehmt eine kleinen. Die Pilot soll Hubschrauber vor Tür stellen und aussteigen. Und: Motor anlassen!«
    Kroll kehrte zurück in die Fußgängerzone, wo Reis ihn aufgeregt erwartete. Neben ihm standen ein Mann und eine Frau, denen die Verzweiflung deutlich anzusehen war.
    »Das sind die Eltern von dem Mädchen«, erklärte der Staatsanwalt.
    Kroll sah in die verweinten Augen der Mutter. »Ihrer Tochter geht es gut. Zumindest was man unter diesen Umständen gut nennen kann. Sie ist wohlauf und körperlich unversehrt.« Beim Reden fiel Kroll auf, dass er den Gesundheitszustand des Mädchens gar nicht beurteilen konnte, weil er es nur kurz gesehen hatte. Er wollte den Eltern jedoch etwas Beruhigendes sagen.
    »Ich gehe da jetzt rein und hole unsere Tochter raus«, verkündete der Vater entschlossen.
    Kroll versuchte ihn zu besänftigen. »Sie müssen uns vertrauen. Wir kennen den Täter. Er ist bewaffnet. Jede unüberlegte oder überstürzte Handlung könnte das Leben Ihrer Tochter gefährden. Wir müssen jetzt alle Ruhe bewahren.«
    Der Vater des Mädchens nickte und nahm seine Frau in den Arm.
    Kroll spürte, dass die Unruhe des Mannes sich noch nicht gelegt hatte. »Ich verspreche Ihnen,

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