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Messewalzer

Messewalzer

Titel: Messewalzer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Stammkötter
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der Grenze. Aber mit meinem ausgeglichenen Chi kriege ich das schon hin.«
    »Hast du beim letzten Kreuzworträtsel auch noch ein Buch über Buddhismus gewonnen?«
    »Nein, das war beim Bingo im Seniorencafé.«
    Kroll lachte über die Schlagfertigkeit des Pensionärs und vor allem über seine Gabe, sich selbst auf den Arm zu nehmen. Er fragte sich für einen kurzen Moment, warum Jupp nie geheiratet hatte, kam dann aber doch zum Anlass seines Besuches. »Ich brauche mal wieder dein legendäres fotografisches Gedächtnis.«
    »Du brauchst mich nicht zu loben, Kroll. Ich helfe dir auch so. Das weißt du doch.« Er lächelte schelmisch. »Ich hab doch eh nichts Besseres zu tun.«
    Kroll schnippte mit den Fingern und hielt den Zeigefinger in die Höhe. »Wo liegen das Gebiss und die Bluse von Annemarie Rosenthal?«
    Jupp verdrehte gelangweilt die Augen. »Fach TD 211.3R.27. Von hier aus das dritte Regal, ziemlich in der Mitte, zweites Fach von oben. Sonst noch was?«
    Während Kroll zu dem beschriebenen Regal ging, öffnete Jupp seine Schreibtischschublade und holte eine Flasche Himbeergeist sowie ein Pinchen heraus und stellte es auf die Tischplatte.
    »Willst du auch einen Kurzen?«, rief er in Richtung Kroll.
    »Ne, lass mal. Ich habe noch einen langen Tag vor mir!«, rief Kroll zurück.
    »Wer nicht will, der hat schon«, murmelte Jupp vor sich hin und schenkte sich ein Schnäpschen ein.
    Kroll legte die durchsichtigen Plastiktüten mit Bluse und Gebiss vor Jupp hin. »Wer war alles an diesen Sachen dran?«
    Jupp zuckte mit den Schultern und trank sein Glas in einem Zug leer. »Der ermittelnde Beamte, wer sonst.«
    »Vogelsang!«
    Der Pensionär nickte.
    »Und wann zuletzt?«, fragte Kroll.
    Jupp überlegte einen Moment und antwortete zögerlich: »Das war irgendwie komisch. Der Fall war eigentlich schon lange abgeschlossen und dieser Eimnot saß hinter Gittern. Da kam der Vogelsang zu mir und hat die Sachen noch mal mitgenommen.«
    »Wann genau war das?«
    »Weiß ich nicht genau. Ist schon ein paar Jährchen her. Zwei oder drei vielleicht.«
    Kroll gab sich Mühe, ruhig zu bleiben. Jupp war ein netter und anständiger Mensch. Allerdings hörte seine Intelligenz schlagartig nach dem Lösen eines Kreuzworträtsels auf. Aber er war ohne Frage der Letzte, dem Kroll irgendwelche Vorwürfe machen würde oder gar Schwierigkeiten bereiten wollte. Er sah Jupp mit einem besänftigenden Blick an.
    »Eine Quittung gibt es nicht, oder?«
    Der Freie Mitarbeiter im Justizdienst sah zu Boden. »Würde ich bei dir doch auch nicht verlangen.«
    Kroll verabschiedete sich und ging zurück in sein Büro.

    Wiggins hetzte ihm auf dem Flur entgegen. »Kannst du mir mal sagen, wo du gewesen bist? Ich hab dich überall gesucht!«
    Kroll sah Wiggins fragend an. Der zog ihn am Ärmel Richtung Ausgang. »Die Fahndung hat Goran aufgespürt! Der sitzt im McDonald’s, Innenstadt!«
    Sie liefen durchs Treppenhaus. »Reis ist informiert! Er hat die Einsatzleitung übernommen. Goran sitzt oben in der ersten Etage. Das McDonald’s ist brechend voll!«
    »Scheiße!«, fluchte Kroll.
    Sie verließen das Präsidium und rannten zum Auto. »Ich will da keinen Uniformierten sehen, weiß Reis Bescheid?«
    »Der ist ja nicht doof!«, schrie Wiggins, während er die Autotür öffnete.
    Der Weg vom Präsidium in die Fußgängerzone der Leipziger Innenstadt war nicht weit. Sie verzichteten auf Blaulicht und Sirene, um keine Aufmerksamkeit zu erregen.
    »Ich muss mich im Hintergrund halten«, erklärte Kroll. »Goran kennt mein Gesicht.«
    Wiggins nickte und gab Kroll dessen Dienstwaffe. »Die habe ich dir mitgebracht, kann bestimmt nicht schaden.« Dann tastete er instinktiv nach seiner Waffe, die im Halfter unter seinem Jackett steckte.
    Sie stellten den Wagen neben der Thomaskirche ab. Das Schnellrestaurant lag um die Ecke. Goran konnte den Dienstwagen nicht sehen.
    Staatsanwalt Reis erwartete sie neben dem Haupteingang von McDonald’s. Sein Blick war sorgenvoll. »Da drin ist der Teufel los, als gäbe es in Leipzig keine andere Wirtschaft. Wir müssen alles tun, um eine Panik zu verhindern. Die Sicherheit der Gäste hat oberste Priorität.«
    Kroll nickte. »Der riecht einen Bullen auf 20 Meter Entfernung!«
    »Ist mir klar«, antwortete Reis. »Deshalb haben wir keine Fahrzeuge in der Fußgängerzone. Ein Zugriff im Restaurant ist viel zu gefährlich. Wir müssen ihn beim Rausgehen erwischen. Das ist unsere einzige Chance!«
    »Wie viel Personal haben

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