Messi
sehen, wenn er in Zweikämpfe mit dem Gegner verwickelt wird. Es ist nicht leicht, ihn umzuhauen.“
Wie hat er sich mit den Jahren verändert?
„Als er sein Debüt feierte, war er eine sehr ausgeglichene Persönlichkeit – ruhig, respektvoll und schüchtern. Mit der Zeit hat er sich sehr verändert, aber ohne diese Eigenarten zu verlieren. Mittlerweile hat er mehr Selbstsicherheit und ist sich seiner Rolle als wichtiger Spieler im Team bewusst. Alle schätzen ihn, und er ist sich vollkommen darüber im Klaren. Seine innere Einstellung hat sich nicht verändert, aber er ist nicht mehr der stille Junge wie noch vor ein paar Jahren. Er ist witziger und macht gerne Späßchen, wenn er im Kreis seiner Mannschaftskollegen oder Bekannten ist … Ich muss sagen, dass sich die Mannschaft vom ersten Tag an ihm gegenüber sehr anständig verhalten hat, die Gruppe hat ihn akzeptiert. Sylvinho und Ronaldinho haben ihm geholfen und ihm Rat gegeben. Große Spieler erkennen einen besonderen Spieler immer.“
Wie ist Ihre Beziehung zu Leo?
„Ich habe ihn sehr gern. Am Anfang hatte ich das Gefühl, dass er angesichts seines Alters meine Zuneigung und Unterstützung brauchte. Später war das nicht mehr so: Er kennt nun seine Möglichkeiten und weiß, wie die Fußballwelt tickt. Er hat viel Verantwortung übernommen und wird noch mehr an sich ziehen, für seine Mannschaftskollegen, den Verein und die Mitglieder. Er ist längst reif genug dafür, weil er sich als Fußballspieler und als Persönlichkeit entwickelt hat. Er hat einige wunderschöne Momente erlebt, aber auch einige sehr schwierige.“
Wie bei seiner Verletzung gegen Chelsea, als sie ihn wie ein Vater in den Arm genommen haben?
„Für mich war das etwas vollkommen Natürliches. Ich fühlte, wie er litt; ich wusste, wie wichtig es ihm war, in dieser Partie zu spielen. Eine Verletzung ist etwas Unerträgliches. Ihn zu trösten war das Einzige, was ich tun konnte, also sagte ich ihm: ‚Keine Sorge, bald wird es wieder besser sein.‘ Es war ein sehr emotionaler Augenblick und sehr schön, auch wenn er nicht gerade glücklich war. Aber mit solchen Dingen muss man in einer Karriere klarkommen. Diese Dinge lassen dich wachsen; sie geben dir die Motivation, zu spielen und es bis an die Spitze zu schaffen.“
Erzählen Sie uns ein wenig von den Ratschlägen oder dem wichtigsten Ratschlag, den Sie Leo gaben.
„Schließ ab. Schieß oder flanke, aber dribble nicht weiter. Weil sich das Risiko eines Ballverlustes oder einer Verletzung erhöht. Man kann weder 90 Minuten lang dribbeln noch in jedem Spiel zehn Mann und den Torhüter überlaufen. Das kann man einmal im Jahr machen, aber nicht jeden Sonntag. Diesen Rat habe ich ihm vor ein paar Jahren gegeben, und scheinbar hat er ihn sich zu Herzen genommen. Das hat er in dieser Saison gezeigt: In vielen Spielen hat er ein oder zwei Tore erzielt oder einem Mannschaftskollegen eine Vorlage gegeben. Kurzum: Er hat sein Spiel verbessert und zeigt seine Reife. Das musste er auch, weil Leo viel mehr als andere auf dem Platz wahrnimmt. Er kann viel mehr leisten als andere. Sich selbst sinnlos zu verheizen, seinen Rhythmus zu verlieren und nicht seinen Beitrag leisten – das kann er nicht.
Rijkaard zündet sich eine weitere Zigarette an und fügt seinem Gedankengang noch etwas hinzu:
„Man hat das Gefühl, als wenn Maradona einst und Messi jetzt die pure Freude am Spiel ausstrahlen. Beide sind Menschen, die Spaß mit einem Fußball haben. Es scheint, als wenn sie immer um den Ball betteln … und immer sagen, ‚Na los, spielen wir!‘“
29 Man muss es beweisen
Gespräch mit Carlos Salvador Bilardo, ehemaliger argentinischer Spieler und Trainer
Man nennt ihn das Orakel, den Professor, die grauen Zellen, den Vater einer neuen Denkschule im Fußball (natürlich des Bilardismo ) oder einfach den Narigón , den Nasenmann. All diese Titel hat Bilardo im Laufe seiner erfolgreichen Karriere als Spieler und Trainer gesammelt, in seiner Heimat Argentinien ebenso wie im Ausland. Seine Philosophie ist allseits bekannt: „Gewinnen ist alles, was zählt“ und „Wer erinnert sich noch an den Vizemeister?“ und natürlich: „Ein Endspiel ist eine Frage von Leben und Tod.“ Der Arzt, der sich dem Fußball verschrieben hat, ist nach einem Abstecher in die Politik als Sportsekretär der Provinz Buenos Aires zu seiner wahren Liebe zurückgekehrt. Zum Zeitpunkt des Interviews im Vorfeld der WM 2010 ist er Co-Trainer der argentinischen
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