Messi
der ganz Großen zu werden. Viele glauben, dass er das schon ist. Meiner Meinung nach hat er aber gerade einmal angefangen zu spielen“, sagt Maradona. „Er kann noch mehr geben, als er es bisher schon getan hat, und wenn er das tut, wird das sein großer Augenblick werden.“ Als man ihn bei El Gráfico darauf anspricht, antwortet er, dass Leo selbstverständlich der beste aktive Spieler Argentiniens sei. Auf die nächste Frage – „Kann Leo dich überholen?“ – entgegnet er dann allerdings: „Wenn es dem argentinischen Fußball dient, soll er mich überholen.“ Trotz all seiner Verkündigungen und Segenssprüche ist der König also sehr zurückhaltend, wenn es darum geht, sein Zepter weiterzureichen. Es liegt nun am Thronbewerber selbst, zu zeigen, dass er es mit der gebührenden Ehre übernehmen wird.
28 Eine lange Karriere vor sich
Gespräch mit Frank Rijkaard, ehemaliger Trainer FC Barcelona
Ein Aschenbecher, ein Päckchen Tabak, eine Dose Pepsi, und er fängt an zu reden. Der ehemalige Trainer des FC Barcelona wirkt entspannt, hat keine dringenden Termine und spricht bereitwillig in aller Breite über den kleinen Jungen, der am 16. Oktober 2003 seinen ersten Einsatz in der Profimannschaft hatte.
Sie haben mit dem AC Mailand leidenschaftliche Spiele gegen Maradonas SSC Neapel bestritten und sind fünf Jahre lang Messis Trainer gewesen. Kurz gesagt sind Sie am besten in der Lage, die Frage zu klären: „Ist Leo der neue Diego?“
„Ich habe viele Erinnerungen an Maradona. Diese Spiele gegen Napoli in der italienischen Meisterschaft hatten etwas Geschichtsträchtiges. Aber als Diego mit 26 oder 27 Jahren in Italien spielte, da war er bereits vollständig gereift. Messi ist noch sehr jung und hat noch seine ganze Karriere vor sich. Ich verstehe ja, weshalb manche Leute Leo mit Diego vergleichen. Beide sind Argentinier, beide sind klein und beiden haben große Qualitäten. Aber Vergleiche sind immer kompliziert. Damals stand Maradona für den Fußball schlechthin. Leo ist zwar ein einzigartiger Spieler, aber wir müssen bis zum Ende seiner Karriere warten, um ihn wirklich mit Maradona vergleichen zu können.“
Und das Tor gegen Getafe?
„Ich habe eine Menge Fußball gesehen, viele große Spiele und noch viel mehr Tore … Ich muss sagen, dass Leos Tor gegen Getafe eines der spektakulärsten war, die ich je beobachtet habe. Es war ein echtes Kunststück. Ich weiß noch, dass ich mich danach ganz außerordentlich gefreut habe: für ihn, für die Mannschaft und für die Zuschauer. Aber um ehrlich zu sein, war ich gar nicht so erstaunt.“
Warum?
„Weil man so etwas jeden Tag bei ihm im Training sieht und weil man weiß, dass er unglaubliche Dinge tun kann und zu einer Menge solcher Sachen in der Lage ist.“
Waren Sie deshalb auch nicht von der Diskussion über die Gemeinsamkeiten mit Maradonas Tor bei der WM 1986 in Mexiko überrascht?
„Ich habe mir gedacht, dass das kommen würde. Es stimmt ja, dass die beiden sich sehr ähneln, auch wenn Leo noch schneller beschleunigt als Maradona. Es sind Tausende von Filmchen dieser beiden Tore ins Internet gestellt worden, und ich habe noch mindestens 20 andere in der Art gesehen.“
Wenden wir uns Leos Debüt bei den Profis zu.
„Leo hatte sich schon in der Nachwuchsabteilung als sehr talentiert erwiesen, aber man musste da mit einem endgültigen Urteil noch vorsichtig sein. Man musste abwarten und schauen, weil der Übergang zu den Profis ein echter Härtetest ist. Nun, Leo hat uns alle überrascht, denn statt erst mal Schwierigkeiten zu bekommen, hat sich sein Können durch das Zusammenspiel mit großen Fußballern weiter verbessert. Beim Gamper-Turnier, im Spiel gegen Juve, hat jeder kapiert, was der Junge wert ist.“
Was sind seine wesentlichen Eigenschaften und Qualitäten?
„Es ist gleichgültig, ob er vor zehn Zuschauern oder vor 100.000 spielt. Leo ist immer der Gleiche, er fühlt sich immer sicher und hat immer den gleichen Siegeswillen. Er ist der Junge, der dir sagt: ‚Gib mir den Ball, ich will spielen, ich will kreativ sein, ich will mein Talent zeigen.‘ Und wenn er ihn dann bekommt, ist es sehr schwierig, ihn ohne Foul zu stoppen. Er ist extrem schnell, er hat eine hervorragende Ballkontrolle, ein vorzügliches Ballgefühl, und er kann dribbeln, wie man es in der Fußballwelt nur selten sieht. Und vergessen wir nicht, wie antrittsstark er ist. Und auch wenn er nicht besonders groß ist, ist er doch sehr kräftig. Das kann man
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