Messi
Sprints und Dribblings der kleinen Argentinier lassen die riesengroßen Nigerianer kalt. Riquelme hat nicht gerade seinen besten Tag erwischt. Die Mittelfeldspieler Gago und Javier Mascherano müssen harte Arbeit leisten. Das Spiel ist schlecht, erbärmlich, langweilig und ermüdend, zumindest bis zur 57. Minute. Da kommt es zu einem Gerangel zwischen einem Argentinier und einem Afrikaner, und der Ball prallt in die Mitte des Platzes ab. Messi schnappt ihn sich, vollführt eine Drehung und passt ihn perfekt in die Tiefe zu Ángel di María. Der Mittelfeldspieler, der damals für Benfica Lissabon spielt und dessen Heimatverein Rosario Central ist, ist die Entdeckung dieser Spiele. Nun jagt er auf der linken Seite davon. An der Strafraumgrenze hebt er den Ball vor dem verzweifelt herausstürzenden Torwart Ambruse Vanzekin mit dem linken Fuß weich an und schickt ihn sanft durch die schwere Luft von Peking. Der nigerianische Torhüter kann lediglich noch aus der Ferne zusehen, wie der Ball ins Tor springt – ein absolut goldwürdiges Kunstwerk. Vier Jahre nachdem Argentinien in Athen ganz oben auf dem Treppchen stand, kehren sie dorthin zurück. Messi umarmt Kun Agüero und feiert die Erfüllung seines Traumes. Er hat über alle juristischen Einwände, über all jene, die ihn dieses Märchen nicht miterleben lassen wollten, triumphiert. Und das spricht er auch laut aus: „Nach all den Diskussionen und Streitereien war es die Sache wert, hierherzukommen.“
35 Glück
27. Mai 2009
Zwischen der Lexington Avenue und der Fifth Avenue vermittelt der pakistanische Taxifahrer Happy Cabby seinen Kunden seine Lebensphilosophie: „Will man andere glücklich machen, muss man selbst glücklich sein. Genau darin liegt das Glück“, sagt er, dreht sich in seinem Sitz nach hinten, schaut seine Fahrgäste an und tippt sich mit dem Zeigefinger an den Kopf. „Jawohl, es liegt an dir selbst, andere Menschen und die ganze Welt glücklich zu machen.“ Möglicherweise hat auch Leo diese über den Lärm von Manhattan hinweg weitergegebene frohe Botschaft vernommen. Sicher ist jedenfalls, dass das glücklichste Jahr seines Lebens genau hier, in New York, seinen Anfang nahm – in jener Suite des Hotels St. Regis an der Ecke Fifth Avenue und 55th Street, wo Pep Guardiola Laporta und Begiristain davon überzeugte, Messi zu erlauben, in Peking zu bleiben. Diese Freigabe zur Teilnahme an den Olympischen Spielen war zweifelsohne eine sehr große Motivation für den Argentinier und hat eine ganz besondere Beziehung zwischen dem Floh und dem Trainer der Blaugrana geschaffen.
„Alles hat mit der Goldmedaille da drüben in Peking angefangen. Er ist glücklicher als je zuvor“, sagt sein Vater Jorge. „Ja, genau das wollte Pep, dass er sich seinen Traum erfüllt.“ Guardiola selbst meint nur: „Keine Ahnung … mir kommt er sehr glücklich vor. Ich glaube, wir haben unser Ziel erreicht.“ Keine Frage, der junge Trainer wusste genau, dass man erst den Floh selbst glücklich machen musste, damit dieser den FC Barcelona beglücken konnte. Und dass Guardiola genau das erreicht hat, bestätigt auch Barças Sportdirektor Txiki Begiristain: „Scherzt er mit dir, wenn er dich sieht, dann ist er glücklich. Wenn er dich scheinbar nicht sieht und in die andere Richtung guckt, läuft etwas schief. Leo hat das ganze Jahr über mit mir und allen anderen gescherzt, denen er über den Weg lief.“ Seine Mannschaftskollegen sagen das Gleiche. „Seinen besten Fußball kann er nur spielen, wenn er glücklich ist und sich wohlfühlt“, so Xavi. „Er ist glücklich, aber ich habe ihn auch schon wütend erlebt. Sie haben ja keine Ahnung, wie er abgeht, wenn er nicht gewinnt!“, fügt Puyol hinzu. Doch dazu bot die Saison 2008/09 keinen Anlass, gewann der FC Barcelona doch einfach alles: die Meisterschaft, die Copa del Rey und die Champions League. Damit holte Barça als erster spanischer Verein das Triple. Insgesamt gelang das bisher nur sechs europäischen Vereinen (zuletzt Inter Mailand 2009/10). Darüber hinaus gewann Barça auch den spanischen und den europäischen Supercup. Leo schoss mehr Tore als je zuvor in seiner Profikarriere. Mit 23 Treffern war er nach dem Uruguayer Diego Forlán von Atlético Madrid, seinem eigenen Mannschaftskollegen Samuel Eto’o und David Villa vom FC Valencia der viertbeste Schütze der spanischen Liga. Nicht vergessen sollte man auch das fünftausendste Tor des katalanischen Vereins in der spanischen Meisterschaft, das
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