Messi

Inter und Rubin Kasan ausgeht, kann man mit einem Tor Unterschied verlieren oder unentschieden spielen. Man will jedoch unbedingt Gruppenerster werden, um den englischen Supermächten Chelsea, Manchester United und Arsenal aus dem Weg zu gehen. „Spekulationen sind verboten“, erklärt Guardiola und fordert den Sieg. Da Dynamo Kiew im Walerij-Lobanowskyj-Stadion aufgrund eines Fehlers in der Verteidigung der Katalanen nach zwei Minuten in Führung geht, wird dies alles andere als einfach. Schlimmer hätte es nicht kommen können – der Titelverteidiger ist nur ein Gegentor vom Ausscheiden entfernt. Doch Barça fällt nicht auseinander, sondern hält den Ball von den Ukrainern fern. Man drückt ohne Unterlass, bis man zunächst dank Xavi den Ausgleich schafft und dann den Sieg einfährt. Den Siegtreffer erzielt Leo durch einen fantastischen Freistoß. Er war zuvor permanenten Attacken ausgesetzt gewesen, hatte schon frühzeitig die Chance zum Ausgleich, konnte aber keinen Nutzen aus dem missglückten Abwehrversuch von Torwart Olexandr Schowkowskyj ziehen. In der 86. Minute steht also ein direkter Freistoß an. Der Floh schnappt sich den Ball und drischt die Kugel mit dem linken Fuß in die Maschen. Unglücklicherweise grätscht ihn Leandro Almeida vier Minuten später von hinten um – das neunte Foul an Messi –, und er geht verletzt zu Boden.
    „Jeder andere würde sich in so einer Situation auf dem Ballon d’Or ausruhen“,diktiert Pep Guardiola nach dem Spiel in die Blöcke. „Aber Leo besitzt einen unglaublichen Kampfeswillen in seiner Seele – einen solchen Ehrgeiz, dass er sauer wird und selbst in Bedrängnis das nächste Tor will und einfach sagt: ‚Das hol ich mir.‘“
    Im Krankenbericht heißt es, dass Messi sich eine Verstauchung im rechten Knöchel zugezogen hat. Im Derby gegen Espanyol kann er nicht auflaufen. Zudem ist sein Einsatz im Halbfinale der Klub-WM in Abu Dhabi fraglich. Am Samstag, den 12. Dezember, spielt Leo zwar nicht im Camp Nou, geht jedoch auf den Platz, um den Ballon d’Or vor den 84.554 Zuschauern zu präsentieren. Seine Mutter Celia ist ebenfalls dabei, um ihm den Preis zu überreichen. Es ist ein emotionaler Augenblick unter großem Applaus, kurz vor der Abreise nach Abu Dhabi. Dort wird Barça am Mittwoch, den 16. Dezember, im Halbfinale auf den mexikanischen Club Atlante aus Cancún treffen. Atlante hat gerade die Neuseeländer von Auckland City mit 3:0 geschlagen.
    Fotos und Fernsehbilder aus den Vereinigten Arabischen Emiraten zeigen Messi in blauen Badehosen und mit bandagiertem Knöchel am Strand beim Training. Er soll rechtzeitig fit werden. Leo und die ganze Mannschaft von Barça leben nur für den Wettbewerb und richten all ihre Konzentration auf die Übungseinheiten im Vorfeld des Spiels gegen Atlante, die auch als die Potros de Hierro , die „eisernen Hengstfohlen“, bekannt sind. Zwar sind die Katalanen haushoher Favorit, doch haben Barças Fans die beiden verlorenen Endspiele von 1992 und 2006 nicht vergessen. Sie müssen von Anfang an volle Kraft geben. So jedenfalls lautet der Plan. Doch das Spiel läuft nicht wie gewünscht. Nach fünf Minuten liegt Barcelona im Zayed-Sports-City-Stadion mit 0:1 zurück. In der 35. Minute gleicht Sergio Busquets aus. Nichtsdestotrotz bekommt Barça Atlante nicht in den Griff. Die Mexikaner stehen gut in der Abwehr und nutzen die wenigen Gelegenheiten, die sich ihnen bieten. Barça dagegen macht sich selbst lächerlich und verliert den Faden im Spiel. Es bleibt ihnen nichts anderes übrig, als Messi zum Einsatz zu bringen. Der auf der Bank sitzende Argentinier sollte nur im absoluten Notfall spielen. Doch der FC Barcelona findet nicht statt, und daher greift Guardiola in der 53. Minute auf Leo zurück. „Ich habe den Rufen der Zuschauer entnommen, dass Messi kommen wird. Ich wusste, dass sein Einsatz die Partie kippen lassen könnte“, wird Atlantes Trainer José Cruz später sagen. „Aber ich habe nicht erwartet, dass es so schnell geht.“
    Es braucht eine Minute, gerade einmal eine Minute, bis Leo das Spiel herumreißt. Der Argentinier kreuzt diagonal und kann dabei seinen Gegenspieler abhängen. Ibrahimovi ć sieht ihn, wirbelt herum und versorgt ihn mit einem wunderschönen und präzisen Ball in die Tiefe. Der Floh vollendet: perfekte Annahme, perfektes Umspielen des Torhüters von Atlante und – natürlich – ein perfekter Abschluss. Mit seiner ersten Ballberührung hat er das 2:1 erzielt. Der Widerstand der