Messi
Seine Augen aber glänzen.
Die Bekanntgabe erfolgt nach einer fantastischen Woche für Leo wie für Barça. Am 24. November, einem Dienstag, spielt Barcelona die fünfte Partie in der Champions League. Mit Piqué und Pedro „erreicht [Barcelona] in einem teuflischen Spiel gegen José Mourinhos Inter einen engelsgleichen Sieg“ – so jedenfalls die Worte von El País . Bis dahin musste man um den Einzug ins Achtelfinale bangen, nun aber ist man wieder im Soll. Messi hatte sich am vorangegangenen Spieltag in der Liga im Match gegen Athletic Bilbao im San Mamés eine Muskelverletzung zugezogen und konnte daher nicht mitwirken. Doch am darauffolgenden Sonntag, den 29. November, steht er in der Startelf für den Clásico gegen Cristiano Ronaldos Real Madrid. Die beiden Superstars treffen dabei zum vierten Mal aufeinander. Der Portugiese ist zuvor 50 Tage außer Gefecht gewesen und zeigt sich während seiner 66 Minuten auf dem Feld in hervorragender Form. Messi tritt in der ersten Halbzeit kaum in Erscheinung. Weder macht er das Spiel, noch trägt er sonst einen entscheidenden Anteil dazu bei. Er spielt in der Lücke hinter den beiden Spitzen, lässt dabei aber seine übliche Raffinesse vermissen. Nachdem Ibrahimovi ć Barça in der zweiten Halbzeit dann jedoch mit einem unhaltbaren Linksschuss in Führung geschossen und Sergio Busquets eine Rote Karte kassiert hat, läuft der Floh zu Bestform auf. Er wird zur Anspielstation, bringt seine Mannschaftskollegen ins Spiel, stellt die Abwehr der Madrilenen vor Probleme, hilft bei der Neutralisierung ihrer Angriffe und kreiert zwei oder drei geniale Spielzüge. Gerade als die Mannschaft es am dringendsten braucht, kann er ihr viel geben. In der 88. Minute hat er sogar die Möglichkeit, das 2:0 erzielen: Alves flankt von rechts in die Mitte, und Leo zieht aus kurzer Distanz ab. Der unglaubliche Casillas aber hält. Sein achtes Tor gegen den Keeper der Madrilenen wäre Messi eine große Freude gewesen – sein letzter Treffer resultierte aus einem Strafstoß bei einem Freundschaftsspiel zwischen Spanien und Argentinien am 14. November. Doch, so sagt er in einem Interview nach dem Spiel, „wegen Casillas’ großartiger Parade sollte das nicht sein. Am wichtigsten ist, dass Barcelona gewonnen hat.“ Fragen hinsichtlich einer möglichen Ehrung als Europas Fußballer des Jahres beantwortet er so: „Heute Nachmittag verdient Víctor Valdés den Ballon d’Or. Er hat uns gerettet.“ Das mag schon sein, nichtsdestotrotz hat Lionel das Duell gegen den Titelträger von 2008, Cristiano Ronaldo, für sich entschieden.
So gibt es an jenem Montag in Castelldefels Grund genug zum Feiern. Im grün-weißen Sweatshirt stößt Leo gemeinsam mit der Familie und den Gästen von France Football auf seinen Einzug in die Ruhmeshalle des Weltfußballs an. Danach ist Zeit zum Plaudern und für einen Blick auf das Titelblatt (und 43 weitere Seiten) zu Ehren dieses „jungen Königs des Fußballs“.
Am darauffolgenden Tag sind Messi weitere Titelseiten gewidmet; hinzu kommen eine riesige Pressekonferenz und Interviews.
Es ist die Zeit des Nachdenkens, die Zeit unverstellter Gefühle und der Widmungen. „Ich müsste lügen – ich dachte schon, dass es dieses Jahr so weit sein könnte. Aber das Wahlergebnis hat mich überrascht“, sagt Messi im Pressesaal des Camp Nou. „Dieser Preis ist eine Ehre, er ist wunderbar und etwas ganz Besonderes. Aber ich bin nicht versessen darauf gewesen, ihn zu gewinnen. Ich wusste, dass es passieren würde, wenn es an der Zeit wäre. Aber so oder so hätte ich weitergearbeitet wie immer“, erklärt er. Jemand fragt ihn, was er als erster argentinischer Spieler, der den Preis gewinnt, fühle. „Es ist eine große Ehre. Natürlich hätte Diego [Maradona] ihn nach den neuen Regeln mehr als einmal gewonnen – und Di Stéfano und Sívori haben ihn ja gewonnen, wenn auch mit anderer Staatsbürgerschaft.“ (An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass der Titel als Europas Fußballer des Jahres erst seit 1995 unabhängig von der nationalen Herkunft an jeden Fußballer eines europäischen Vereins vergeben werden kann. Der in Buenos Aires geborene Alfredo Di Stéfano nahm 1956 die spanische Staatsbürgerschaft an und gewann den Preis 1957 und 1959. Der 1961 siegreiche Omar Sívori erhielt ihn als italienischer Staatsbürger, auch wenn er in San Nicolás in Argentinen geboren wurde.)
Da Leo außerdem ebenso sehr ein Teil Barças wie Argentiniens ist, vergisst er
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