Messi
ihnen zu. Doch 2010 könnte das Problem gelöst werden. Bei der Weltmeisterschaft. Leo muss nur das tun, was er am besten kann.
37 Ein Meer voll Tränen
3. Juli 2010
89. Spielminute. Die deutsche Mannschaft greift an. Miroslav Klose schließt einen Konter mit dem Tor zum 4:0-Endstand ab. Messi, der noch in der gegnerischen Hälfte ist, geht langsam zurück zur Mittellinie. Die Arme in den Hüften, bleibt er ein paar Sekunden lang stehen. Dann bückt er sich, stützt die Hände auf die Knie. Er möchte weinen. Den Kopf gesenkt, mit verlorenem Blick, ungläubig und ausgepumpt. An ihm vorbei läuft der jubelnde Klose.
Beim Schlusspfiff von Schiedsrichter Ravshan Irmatov ist Lionel am Boden zerstört. Weder Verón noch Konditionstrainer Fernando Signorini noch Diego Armando Maradona, der ihn umarmt und küsst, können Messi trösten. Später, bei der Pressekonferenz, sagt Maradona über den untröstlichen Leo: „Wer behauptet, dass er nicht mit Herzblut gespielt hat, ist ein Dummkopf.“
„Es war sehr schmerzhaft, Messi so verzweifelt in der Kabine zu sehen“, sagt Signorini. „Einige Leute mögen vielleicht meinen, er solle sich nicht so anstellen, weil er ja schon so viel im Leben erreicht hat. Aber ich verstehe Jungs wie ihn, die Millionen von Dollar verdienen und trotzdem in der Kabine ein Meer voller Tränen vergießen und damit zeigen, wie es in ihnen drinnen aussieht.“
So endet die Weltmeisterschaft für Messi mit Tränen, Frust und Schmerz. Er verlässt Südafrika, ohne ein einziges Tor geschossen zu haben. Ohne die Rolle gespielt zu haben wie Maradona 1986, was alle Argentinier von ihm erhofft hatten. Und ohne den Weltmeistertitel für die argentinische Mannschaft. Er verlässt „seine“ WM, und er ist nicht mehr derselbe wie vorher. Messi, Europas Fußballer des Jahres, Messi, der glanzvolle Spieler aus Barcelona, hat sich nicht zum König gekrönt. Er ist nur einer der gescheiterten Stars wie Wayne Rooney, Cristiano Ronaldo, Kaká oder Franck Ribéry. Es ist das tragische Ende einer Geschichte, die ganz anders begonnen hatte.
49 Tore hat Lionel in der Spielzeit 2009/2010 insgesamt geschossen. Er bekommt dafür den Goldenen Schuh, die Auszeichnung für den erfolgreichsten Torjäger Europas. Keiner hat so oft getroffen wie Messi. Die Topstürmer aus der spanischen, englischen, deutschen und italienischen Liga landen weit abgeschlagen: Villa (27 Tore), Cristiano Ronaldo (33), Rooney (34), Müller (19), Robben (23), Di Natale (29).
In der Liga hat Messi besser gespielt und mehr Tore geschossen als je zuvor, seit er als Sechsjähriger erstmals in einer Mannschaft aufgelaufen ist. Er wird Torschützenkönig, in neun Spielen hat er zweimal getroffen und in vier Partien sogar dreimal. Mit 34 Treffern stellt er den Rekord von Ronaldo aus der Saison 1996/1997 ein.
Auch bei Barça bricht er Rekorde: Als jüngster Spieler in der Vereinsgeschichte hat er nun insgesamt 100 Liga-Tore geschossen, mehr als Stürmer wie Rivaldo, Romário und Eto’o. Seine 34 Saisontore tragen entscheidend zum Erfolg in der Liga bei. Barça besiegt am letzten Spieltag Valladolid mit 4:0, zwei Tore schießt Messi, und kann den Titel nach einem langen und erbitterten Kampf gegen Cristiano Ronaldos Real Madrid verteidigen. Am Ende haben die Blau-Roten 99 von 114 möglichen Punkten geholt, das ist eine historische Bestmarke. Sie haben eine großartige und mitreißende Saison gespielt, 98 Tore erzielt und nur 24 Gegentreffer bekommen. Sowohl im Camp Nou als auch im Bernabéu haben sie Real Madrid besiegt. Und Lionel hat Cristiano Ronaldo übertroffen, Europas Fußballer des Jahres 2008, den teuersten Spieler aller Zeiten und Star von Real.
Der Junge aus Rosario ist groß geworden und in seiner sechsten Spielzeit bereits zum vierten Mal spanischer Meister. Vor allem aber ist er gereift, er hat seinen inneren Frieden gefunden, als Persönlichkeit und als Fußballspieler. „Er will nicht mehr mit jeder Aktion gleich den Spielzug des Jahrhunderts machen. Er berührt den Ball häufiger und spielt variantenreicher“, erklärt Tito Vilanova, der Assistent von Trainer Pep Guardiola. „Sein Zusammenspiel mit den anderen ist besser geworden. Und es ist schwerer geworden, ihn zu stoppen.“
Lionel hat eine spektakuläre Saison hingelegt – jedoch mit zwei bitteren Niederlagen. Die erste ereignet sich am 13. Januar 2010 im Stadion Ramón Sánchez Pizjuán in Sevilla. Barcelona spielt fantastisch, besser geht es kaum, kreiert Dutzende
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