Messi
Mexikaner ist gebrochen, der FC Barcelona wacht auf, Pedro erzielt das dritte Tor und wird damit der erste Fußballer in der Geschichte, der in einer Saison in sechs unterschiedlichen Vereinswettbewerben getroffen hat. Nun können sich die elf Spieler der Blaugrana der Bespaßung des Publikums durch Hurra-Fußball widmen. Reine Ballkunst. Die Chancen ergeben sich im Minutentakt, und Messi kann es sich sogar leisten, ein Eins-zu-eins-Duell gegen den ihm aus der Albiceleste wohlbekannten argentinischen Torwart Federico Vilar zu verlieren. Wieder einmal entpuppte sich Messi als Genie. José Cruz sagt dazu: „Ohne Messi ist Barcelona die beste Mannschaft der Welt. Wenn Leo spielt, kommen sie von einem anderen Stern.“ Dem braucht man nichts hinzuzufügen.
Am 19. Dezember steht man im Finale gegen die argentinische Mannschaft von Estudiantes de La Plata, die im Halbfinale den südkoreanischen Verein Pohang Steelers ausgeschaltet hat. Es ist die Mannschaft von Juan Sebastián Verón – Leos Mentor bei der Copa América 2007 und der zur zentralen Figur der Mannschaft gewordene Globetrotter, der von einer Wiederholung der Erfolge seines Vaters Juan Ramón „La Bruja“ Verón träumt. Der Stürmer der Estudiantes hatte die Pincharratas , die „Rattenstecher“, im Jahr 1968 im Old Trafford gegen Manchester United zum Sieg im Weltpokal geführt.
Angesichts der Kräfteverteilung ist das gewiss ein Traum, der allerdings 89 Minuten währt – fast die gesamte Partie, beinahe ein Wunder. Die Argentinier erzielen kurz vor Ende der ersten Halbzeit in der 37. Minute das Führungstor. Mauro Boselli findet eine Lücke zwischen Puyol und Abidal und kann die Flanke des Uruguayers Juan Manuel Díaz mit einem strammen Kopfball verwerten. Damit befindet sich der FC Barcelona in der schlimmstmöglichen Situation: ein Tor zurück, keine eigenen Treffer, Messi bereits verwarnt und vor allem eine verloren wirkende Mannschaft, die weder Löcher im Mittelfeld finden noch den entscheidenden Pass spielen kann. Sämtliche Lücken werden von der trivote der „Rattenstecher“ – einer Dreierkette in der Abwehr – gestopft. Messi bleibt unsichtbar, und Henry ist nirgends zu finden, während sich Ibrahimovi ć erfolglos bemüht.
Im Gegensatz dazu wissen die Estudiantes genau, was sie tun müssen: Barcelona das Spiel machen lassen, sich hinten reinstellen, das Spiel zerstören, dem Gegner noch nicht einmal den Hauch einer Torchance zugestehen, sämtliche zur Verfügung stehenden Instrumente zum Zeitschinden nutzen (Fouls, weite Abschläge, den Ball ins Aus gehen lassen, Auswechslungen, kleine Tritte), das Ergebnis irgendwie in die 90. Minute retten und so den heiß ersehnten Pokal ein zweites Mal gewinnen. Barça aber gibt nicht auf und zeigt seine ganze Charakterstärke, all seine Entschlossenheit. Sie versuchen es immer und immer wieder, bis Xavi in der letzten Minute den Ball in den Strafraum befördern kann. Piqué leitet den Ball zu Pedro, der ihn ins Netz köpft. Sie haben den Ausgleich geschafft. Verlängerung. Und Barcelona wird gewinnen – die Argentinier wissen das. Ihre Gesichter sagen alles – sie können nicht mehr dagegenhalten, sie können Messi nichts mehr entgegensetzen. Er trifft mit der Brust, seinem Herz, dem Wappen auf dem Trikot. Er entwischt seinem Freund Juan Sebastián Verón und vollendet die Flanke von Dani Alves mit einem Trick, den niemand erahnen konnte.
Warum nahm er die Brust anstelle seines Kopfes? „Ich wollte sichergehen. Ich habe gesehen, dass der Torwart nicht vorbereitet war“, wird Leo am folgenden Tag in einem Interview mit El País erklären. „Ich dachte, dass ein sanfter Abschluss reichen würde, einfach nur in den freien Raum neben ihm. Zum Glück ging es gut.“ Einfach wie immer, und wie immer schaut der Floh gen Himmel und widmet sein Tor seiner Großmutter Celia und dankt Gott für all das, was er ihm mitgegeben hat. Danach gibt es im Lager der Blaugrana nur noch Jubel und die Tränen Pep Guadiolas, der erst einmal von den Emotionen überwältigt wird. Leo umarmt ihn und dankt ihm als Erster, vergisst aber auch den Gegner nicht. Er geht über den Platz und schüttelt jedem einzelnen Spieler der Estudiantes die Hand, „weil sie fantastisch gespielt haben, weil sie Argentinier sind, weil sie sehr traurig waren“. Aller guten Dinge sind drei. Nach den Niederlagen in den Jahren 1992 und 2006 gewinnt der FC Barcelona erstmals in der 110-jährigen Vereinsgeschichte diesen Pokal, und die
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