Messi
Mannschaft wird zu den Königen der Welt gekrönt. Kein anderes Team hat jemals zuvor in einem Jahr sechs Titel gewonnen. „Ich glaube, dass wir im Augenblick noch gar nicht richtig realisiert haben, was wir da erreicht haben“, gesteht Messi gegenüber El Periódico . „Es wird schwierig für eine andere Mannschaft, damit gleichzuziehen, und wir werden es mit der Zeit immer mehr zu schätzen wissen.“
Barça steht an der Spitze, und auch Leo steht am Montag, den 21. Dezember, im schneebedeckten Zürich wieder einmal auf dem Gipfel. Um kurz nach neun Uhr abends tritt UEFA-Präsident Michel Platini in Begleitung des FIFA-Präsidenten Joseph Blatter auf das Podium. Bevor er den goldenen Umschlag öffnet, wird ein letzter Blick auf die Kandidaten geworfen. Man spielt einen Videoclip ab, in dem die Gesichter von Cristiano Ronaldo, Andrés Iniesta, Kaká, Messi und Xavi zu sehen sind. Platini sagt, dass er stolz darauf sei, dass sämtliche Nominierten in europäischen Mannschaften spielten. Es folgt der wichtigste Moment, die Verkündung: „Der FIFA-Weltfußballer des Jahres 2009 ist Lionel Messi.“
Aller guten Dinge sind drei. Nach den zweiten Plätzen von 2007 und 2008 ist Leo nun die Nummer eins. Er erhebt sich aus seinem Sitz, knöpft das Anzugjackett aus dem Hause Ermenegildo Zegna zu, rückt seine blaue Krawatte zurecht und klettert auf die Bühne. Michel Platini überreicht ihm den Preis und erteilt ihm das Wort:
„Guten Abend. Zu allererst möchte ich den Spielern danken, die abgestimmt haben. Es ist mir eine große Ehre, diesen Preis zu bekommen, weil er von Spielern anderer Vereine und Nationalmannschaften vergeben worden ist, und das ist wirklich wunderschön. Ich möchte meinen Mannschaftskameraden danken – und dies mit ihnen teilen [an dieser Stelle schwenkt die Kamera auf den im Publikum sitzenden Iniesta]. Dies ist der denkbar schönste Abschluss eines überragenden Jahres für Barcelona, für meine Mannschaftskollegen und für mich selbst. Haben Sie vielen Dank.“
Leo spricht mit zittriger Stimme und lächelt mehr als je zuvor. Er hat gewonnen, erneut mit einem Erdrutschsieg: 1.073 Punkte, dreimal so viele wie der mit 352 Punkten zweitplatzierte Cristiano Ronaldo. Xavi ist Dritter (196), Kaká Vierter (190) und Iniesta Fünfter (134). Die Trainer und Mannschaftskapitäne aus 147 Ländern haben ihm einen überwältigenden Sieg bereitet.
„Das ist unbezahlbar, es ist unbezahlbar“, erklärt Jorge Messi, der von Celia, Matías, Rodrigo und Maria Sol begleitet wird. „Einen Preis zu gewinnen oder dass eine Mannschaft einen Titel gewinnt, solche Dinge kann man begreifen. Aber alles auf einmal zu gewinnen, das ist unbegreiflich“, sagt der Vater des Flohs. Und er erklärt recht emotional: „Es ist das perfekte Ende eines perfekten Jahres – mehr Glück kann es unmöglich geben.“
„Planet Erde kapituliert vor Messi“, heißt es am folgenden Tag in den Schlagzeilen. Das Herz eines bestimmten Landes muss Messi allerdings noch erobern: das seines eigenen Landes Argentinien. In der Albiceleste hat der Floh trotz der – schwierigen – Qualifikation für die WM 2010 noch nicht glänzen können. „Weil er im Trikot Barcelonas wie verwandelt ist und im argentinischen nicht“, heißt es. Ja, man wirft ihm in Argentinien mangelnde Vaterlandsliebe vor, „als ob seine dort schwächeren Leistungen aufgrund fehlender Motivation zustande kämen und weniger, weil man einen Spieler hochjubelt, der in der Albiceleste eine größere Chance auf einen Lottogewinn als auf ein ordentliches Zuspiel hat. Maradona hat ihr ein Messi-anisches Modell auferlegt“, schreibt David Gistau in El Mundo . „Als Kind einer anderen Zeit passt Messi dort nicht hinein; außerdem verließ er Argentinien sehr früh.“ In Argentinien ist man sich nicht darüber im Klaren, dass das Problem nicht bei Messi liegt, sondern vielmehr in der Mannschaft. Man betrachtet ihn als Ausländer und schreibt „Messi ist kein Argentinier“, weil er für Barça, in Europa, alles gegeben und – schlimmer noch – den Traum der Estudiantes zerstört hat, die praktisch vom ganzen Land unterstützt wurden. Ja, Messi hat ein Problem mit den Argentiniern, oder besser: Die Argentinier haben ein Problem mit Messi. Leo ist sich dessen wohl bewusst. Es wurmt ihn, dass man sagt, ihn interessiere die Albiceleste nicht. Und nichts ärgert ihn mehr als die Behauptung, er sei kein Argentinier. „Was wissen die schon über meine Gefühle?“, ruft er
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