MetaGame: Science-Fiction Thriller (German Edition)
ihrer Vertrauten mit dem eigenen Bewusstsein, um besser sehen zu können.
Die Vegetation, die sie umgab, war dicht und zum großen Teil unvertraut. Es gab kein erkennbares Muster im Pflanzenleben, bloß ein wildes Durcheinander fremdartiger Flora. Das Einzige, was Bäume und Pflanzen anscheinend gemeinsam hatten, war die Größe ihrer Blätter, die allesamt gewaltig waren. Lyra vermutete, dass der Zweck dieser gigantischen Sprösslinge darin bestand, das fotosynthetische Potenzial optimal auszuschöpfen, obwohl es kein Sonnenlicht gab.
»Ist das eine Brise, die ich spüre?«, fragte Djoser in die Dunkelheit hinein. Der Adelige überzeugte sich durch Moochers Nachtsicht davon,dass sie sich in der Tat in einem Innenraum befanden. Eine glatte Decke befand sich etwa zweihundert Meter über ihnen.
PeePee, Lyras Vertraute, schwenkte den Kopf herum und überwachte das Gebiet, während Lyra mit geschlossenen Augen nach vorn schaute, wie um sich besser auf das zu konzentrieren, was sie sah. »Ich gehe davon aus, dass der gute Doktor versucht, die Außenwelt zu simulieren«, legte Lyra nahe. »In diesem Fall wird irgendwann die Sonne aufgehen, eine künstliche … obwohl das innere Heiligtum offenbar nicht mit der Ortszeit synchronisiert ist. Im Augenblick ist es in der Außenwelt Dämmerung.«
»Ich weiß nicht. Scheint hier auch wärmer zu sein. Wahrscheinlich ein optimiertes Klima für Parasiten, die uns infizieren sollen«, sagte Djoser sarkastisch. »Wie dem auch sei, wir werden den Doktor nicht dadurch finden, dass wir hier bloß rumstehen. Sieht wie ein Weg da drüben aus.« Djoser zeigte auf einen Pfad mit Pflastersteinen und stolperte darauf zu.
»Unsere Vertrauten haben einen anderen Blickwinkel, daher werden wir von einem Felsen oder so was fallen, wenn wir herumgehen wollen und sie als unsere Augen verwenden«, sagte Djoser knurrig.
»Setz dir Moocher auf die Schulter oder halte seinen Kopf vor dich«, schlug Lyra vor und unterdrückte ein Lächeln.
»Verdammt, tun wir’s auf die altmodische Weise«, rief Djoser aus. Daraufhin zog er einen winzigen Glühstab aus der Tasche und schaltete ihn ein.
Lyra runzelte die Stirn. »Könnte das vielleicht ungewollte Anziehungskraft entwickeln? Ich habe den Verdacht, dass es hier mehr als eine experimentelle Pflanze gibt.«
»Na ja, ich gehe nicht herum und halte mir dabei ein blödes Frettchen vors Gesicht«, fauchte Djoser, während er seinen Weg auf dem rauen Steinpfad vor ihnen fortsetzte.
D_Light und Lily kicherten, und D_Light äffte Djoser nach: »Blödes Frettchen vors Gesicht! Blödes Frettchen vors Gesicht! Versuche, das dreimal zu …«
»Pscht, hört mal!«, flüsterte Lyra.
»Was?«, zischte Djoser zurück.
Lyra strengte den Blick an, um in der Dunkelheit vor sich etwas zu erkennen. Das Licht vom Glühstab warf lange Schatten in den Wald. »Ich habe geglaubt, einen Schrei oder Ruf zu hören, aber nicht wie von einer Person. Ich weiß nicht recht, etwas Unheimliches.«
Djoser kniff die Augen zusammen. »Wie in aller Welt kannst du etwas trotz der beiden da hören?« Er zeigte auf Lily und D_Light, die vom Kichern zu ihrem untröstlichen Schluchzen zurückgekehrt waren.
Wie als Nachgedanke schickte Djoser Amanda los, sie zum Schweigen zu bringen. Amanda war in dieser speziellen Aufgabe nicht geübt, und so zog sie die beiden schlicht auseinander. Als sie weiterhin schnieften und weinten, zischte sie Drohungen und verteilte Ohrfeigen – eine für Lily und drei für D_Light. Danach beruhigten sie sich endlich.
Die Adeligen konzentrierten sich auf die Geräusche ringsumher. Nachdem sie die Ohren eine Minute lang angestrengt hatten, war es offensichtlich, dass der Wald voller bizarrer Geräusche war. Sie hörten Quietschen, Singen und etwas, das einem Rülpsen ähnlich war. Ein beunruhigender Ruf aus dem Wald klang wie eine Stimme, aber sie war zu guttural, um von einem Menschen zu stammen, es sei denn, die Stimmbänder dieses Menschen wären beschädigt. Beim Hören dieses letzten Lauts gab es einige Debatten, ob sie darauf warten sollten, dass die falsche Sonne aufginge – vorausgesetzt, es gab eine –, aber Lyra beharrte darauf, dass sie nicht den Luxus von Zeit hatten. Sie erinnerte sie daran, dass sie sich auf einer dringenden Quest befanden und dass der Einsatz hoch war.
Schließlich einigten sie sich, und Djoser reichte Amanda seinen Glühstab und schickte sie voraus, um sie den schmalen Steinpfad hinab zu führen. Die Gesellschaft ging im
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