MetaGame: Science-Fiction Thriller (German Edition)
Attraktivität, da diese Eigenschaften leicht zu bestimmen und zu verbessern waren. Mutter Lyra hatte die Hinterlassenschaften dieses letzten Schubs zur Perfektion geerbt, und das zeigte sich auch.
D_Light hatte Mutter Lyra mehrmals zu Neujahrsgottesdiensten sprechen hören, und sie hatte es stets mit leichter Zuversicht und reichlich Witz getan. In der Regel bezweifelte D_Light die Verdienste von Adeligen, die ihre Titel eher durch Geburt erbten als durch das Spiel erwarben. Lyra jedoch wischte, sobald sie das Wort ergriff, solche Vorurteile beiseite, als wollte sie sagen: »Du liebst mich, weil es für dich richtig ist, mich zu lieben.«
Unter diesen Umständen musste D_Light einfach etwas aufgeregt sein, weil er persönlich von dieser prachtvollen Frau herbeizitiert wurde. Natürlich stand die unangenehme Tatsache im Raum, dass D_Light – vor nicht einmal vierundzwanzig Stunden – eine von Lyras Zofen gefraggt hatte. Offensichtlich hatte der Ruf etwas mit diesem Vorfall zu tun. Obwohl das Fraggen völlig legal und in Selbstverteidigung geschehen war, konnte er sich nicht vorstellen, dass Lob auf der Tagesordnung dieses Treffens stand.
KAPITEL 5
»Jahrelang hatten die Entwickler von Videospielen Psychologen mit im Stab, deren einzige Aufgabe darin bestand, mit dafür zu sorgen, dass die Spiele verführerisch wurden. Und die Ergebnisse können sich sehen lassen. Erst letzte Woche rief der Präsident der Vereinigten Staaten zu einem ›Krieg gegen müßige Zerstreuung‹ auf. In der Tat werden einigen Schätzungen zufolge über 16 % unseres Bruttoinlandsprodukts dadurch vertändelt, dass Spiele von keinerlei ökonomischem oder sozialem Nutzen gespielt werden
.
Aber Spiele müssen nicht müßig oder unproduktiv sein. Ich schlage vor, wir machen uns die verführerischen Aspekte von Unterhaltungsspielen zunutze und wenden sie am Arbeitsplatz an. Aspekte wie klare, messbare Ziele mit regelmäßigen und greifbaren Belohnungen, transparente Punktewertung und Wettbewerb, allmählich ansteigende Schwierigkeit der Aufgaben, je geschickter der Spieler wird, und so weiter. Wir können diese Abstraktionen durch den Einsatz von Software der nüchternen Arbeit überstülpen
.
Bis wir nicht die ›Arbeit‹ aus der Arbeit herausnehmen, wird die Arbeit auf der Welt nicht ihr volles Potenzial ausschöpfen können. Die Herstellung von Werkzeugen zur Erledigung dieser Aufgabe wird sehr viel Spaß machen … und uns ein paar Kröten einbringen!«
Auszug aus »Einführung in das Malocherspiel«, vorgestellt von Tyler Alison, Konferenz der Software-Entwickler, 2016
D_Light kratzte sich die Kopfhaut unter dem dichten, dunklen Haar und wollte wissen: »Vermutlich hast du das Archiv nicht gesehen? Du weißt, dass sie mich zuerst fraggen wollte, nicht wahr?«
Der Wächter, der laut Smorgeous Brian hieß, funkelte D_Light an und erwiderte nichts. Stattdessen spannte er seinen Bizeps und rollte die Schultern nach vorn, wie ein Tier, das eine bedrohliche Haltung einnahm.
D_Light grinste ihn seinerseits höhnisch an.
Ich kann mir doch nicht von irgendeiner hergelaufenen Palastwache Angst einjagen lassen
, dachte er.
Schließlich zischte Brian zurück, als könne er sich nicht mehr beherrschen: »Ich bin mir sicher, dass du es verdient hättest, gefraggt zu werden.« Daraufhin zwinkerte er etwas mit den grünlichen Augen, und ein subtiles Grinsen breitete sich auf seinem Gesicht aus. »Ich wünschte, ich wäre da gewesen! Oh, ja!«, rief er aus. Er atmete tief durch die geblähten Nasenflügel ein. »Wäre ich da gewesen, hättest du der kleinen Tiffany hier Rede und Antwort stehen müssen.« Er streichelte den Knauf seines Knüppels.
»Echt? Du hast deinem Knüppel einen Namen gegeben?«, fragte D_Light ungläubig. Und dann lachte er. »Meine Seele, du musst ein Mensch sein! Nur ein Mensch würde seiner Waffe einen Namen geben. Ein Sicherheitsprodukt würde den Mund halten und seinen Job erledigen.«
»Mmmm.« Brian lächelte. »Ein winziger Klopfer auf den Schädel mit der
Tiffany
hier, und du würdest miauen wie dein kleines Kätzchen da.« Der Wächter sah angewidert auf Smorgeous hinab. Smorgeous starrte ausdruckslos zurück.
»Miauen, hm?«, fragte D_Light und hob die Augenbrauen. Als Antwort hierauf packte der große Wächter den Griff von Tiffany, die an seinem Gürtel hing.
Warum provoziere ich diesen Wächter? Das verschafft mir keinerlei Vorteil
, dachte D_Light.
D_Light trat einen Schritt zurück und hob die Hände zu
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