MetaGame: Science-Fiction Thriller (German Edition)
Friedensangebot machen.
Das Messer nach wie vor gezogen, blieb Lily einen knappen Meter vor ihm stehen.
Er ist entweder sehr tapfer oder wahnsinnig
, dachte sie. Aber vermutlich hätte er sie einfach losrennen lassen und dann einen dieser »Engel« rufen können, der sich um sie kümmern sollte, wenn er gewollt hätte, dass man sie erwischte. Alles schien völlig sinnlos. Sie steckte das Messer in die Falte ihres Mantels.
D_Light lächelte aufrichtig und verneigte sich. »Gehen wir rasch hinein! Sie können dich sehen, solange du draußen bist.« Darauf trabte er davon und winkte ihr zu folgen.
Er führte sie zum ersten Hügeleingang, den er finden konnte. Wie üblich konnte er keinen Plan des Hügelgebiets bekommen, in dem er sich befand. Nanosites bedeckten sämtliche Oberflächen innerhalb des Hügels, also könnte man technisch gesehen einen Plan über Software erhalten. Weil die hiesigen Spanker im Hinblick auf Pläne einige Beschränkungen eingeführt hatten, bestand diese Möglichkeit hier jedoch nicht.
Sobald sie sich in einem Flurtunnel befanden, fragte D_Light: »Okay, hast du einen Chip?«
Sie sah ihn fragend an.
»Einen MIC – du weißt schon, einen Mind-Interface-Chip? Eine Bewusstseinsschnittstelle? Hier hinten?« D_Light tippte sich auf den Hinterkopf.
Lily nickte langsam.
Ein Dämon mit einem Chip? Interessant
, dachte D_Light. Das war ein Glückstreffer. D_Light wollte sie in ein Spankergame einloggen, aber ohne einen MIC hätte er Smorgeous dazu veranlassen müssen, ihr sensorischen Input direkt in die Augen und Ohren zu strahlen, wodurch er den Vertrauten im Wesentlichen in eine primitive Hardware für virtuelle Realität verwandelt hätte. Für einen Computer wie Smorgeous war es viel besser, über ein MIC zu arbeiten, einen Chip, der richtig ins Nervensystem des Subjekts verhakt war.
»Großartig! Öffne mir jetzt einen Blink-Kanal!«, sagte er.
Herr, Subjekt Cave-Girl_123432 hat einen Port geöffnet
, informierte ihn Smorgeous.
Verbinde dich mit ihr!
, ordnete D_Light an.
D_Light hörte einen Ping, als er sich mit ihrem Profil verband. Er übersprang die Einführung. Vielleicht hätte er später Zeit, sie sich anzusehen.
»Okay, CaveGirl«, sagte er und unterdrückte ein Lächeln. »Ich werde uns beide in ein Spankgame einloggen. Folg mir einfach und versuche, am Leben zu bleiben.« D_Light wäre es lieber gewesen, telepathisch mitihr zu kommunizieren, aber er wusste nichts Genaues über die Kapazität ihres Chips.
»Bitte, nenne mich Lily«, sagte sie. Es war sowieso nicht ihr richtiger Name, und obwohl sie den Namen »CaveGirl« lustig gefunden hatte, als sie ihr Profil erstellt hatte, sollte dieser Mensch sie nicht bei diesem Namen nennen.
»Ich bin
Deelight«
, sagte er mit schelmischem Grinsen. Lily sah ihn merkwürdig an, erwiderte jedoch nichts darauf.
Ein weiteres in die Länge gezogenes Klingeln hallte durch D_Lights Kopf, während er sanft nach NeverWorld hinüberglitt. Wie gewöhnlich wurde ihm kurz schwarz vor den Augen. Dann wurde die Dunkelheit durch verschwommene Objekte ersetzt, die rasch schärfer wurden. Das Klingeln wich dem Audio des Spiels.
Da sie jetzt innerhalb des Spiels waren, hatte sich der Korridortunnel verändert. Die Wände waren nicht mehr mit dem Wirbelmuster des Exoskeletts aus Hydroranken bedeckt. Stattdessen befanden sie sich in einem Felsengang. Es wäre stockdunkel hier gewesen, wenn nicht Ascara – der Name des Hexencharakters, den D_Light für das Spiel ausgesucht hatte – einen Zauberstab dabeigehabt hätte, dessen Spitze ein magisches Licht abstrahlte. Die einzigen Geräusche waren die von Wasser, das auf Felsen tröpfelte.
Lily stand einige Meter entfernt. Sie trug einen blank polierten Panzer, der sich perfekt den Rundungen ihres Körpers anpasste. Wie typisch bei diesen Spielen waren ihre Brüste übertrieben groß, noch stärker hervorgehoben durch die Rüstung. Es war ein unausgesprochenes Gesetz des visuellen Spieldesigns, dass die Frauen so aussahen, wie die Männer sie sehen wollten.
Die Kriegerin, die Lily spielte, war ein zufällig erzeugter Gästecharakter namens Boobooma von Sandas, die, aus welchem Grund auch immer, das Erste war, was D_Light in den Sinn gekommen war, als er den Gästeaccount initiiert hatte. D_Light erzeugte einen Gästeaccount für Lily, weil sie keinen eigenen Spielaccount hatte. Zufällig erzeugteGästeaccounts waren in NeverWorld zugelassen, weil es eine gute Methode war, neue Kunden an das Spiel
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